09. Januar 2013

Theaterprojekte in der Psychiatrie mit Antistigma-Preis ausgezeichnet

LWL-Klinik Herten und Ruhrfestspiele Recklinghausen freuen sich über den Förderpreis der DGPPN

„Klappse“, „Irrenanstalt“, „Ballerburg“ – wer kennt sie nicht: die umgangssprachlichen Bezeichnungen für psychiatrische Einrichtungen, die nicht nur von Außenstehenden verwendet werden, sondern zum Teil auch im Kreis der betroffenen Patienten oder Mitarbeitenden. Patienten werden stigmatisiert und stigmatisieren sich selbst, indem sie ihr Krankheitsbild und ihre Behandlung abwerten und ins Lächerliche ziehen. Aus Scham und auch aus Unkenntnis.
Die LWL-Klinik Herten im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) engagiert sich seit Jahren im Rahmen verschiedener Kunst- und Kulturprojekte für eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. In Kooperation mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen machte die Klinik im vergangenen Jahr mit einem anspruchsvollen Theaterprojekt auf sich aufmerksam. In Dostojewskis „Traum eines lächerlichen Menschen“ präsentierten sich neben dem Profi-Mimen Wolfgang Koch Patientinnen und Patienten wie Mitarbeitende als Schauspieler auf der Bühne. Unter der professionellen Regie von Sandra Anklam, Drama- und Theatertherapeutin in der LWL-Klinik Herten, und unter ärztlicher Leitung von Dr. Silke Echterhoff, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, setzten sie sich dabei nicht nur mit sich selbst auseinander, sondern konnten auf spielerische und unterhaltsame Weise sich und ihre Erkrankungen in die Öffentlichkeit tragen.
Das Engagement hat sich für alle Beteiligten gelohnt: Gemeinsam mit dem LWL-Universitätsklinikum Bochum/Schauspielhaus Bochum erhielt die LWL-Klinik Herten/Ruhrfestspiele Recklinghausen kürzlich in Berlin anteilig den Anti-Stigma-Preis 2012 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN). Mit einem Festakt bedankte sich die Klinikleitung bei allen Mitwirkenden des Theaterprojekts. Dr. Luc Turmes, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten: „Ich freue mich zum einen über die gute Zusammenarbeit mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen, die uns bei unseren Bemühungen um die Entstigmatisierung von Psychiatrie- Themen sehr unterstützt. Zum anderen sehen wir, dass sich der Umgang der psychisch erkrankten Menschen mit ihrer Umgebung ändert und sie zunehmend am Leben in der Gesellschaft teilhaben.“ Somit sei die Kooperation auch ein gutes Beispiel für eine erstrebenswerte gesellschaftliche Inklusion.

Hintergrund:
Der Antistigma-Preis der DGPPN und des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit 2012 - Förderpreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen würdigt das Engagement von Personen, Institutionen oder Selbsthilfegruppen, die sich um die nachhaltige gesellschaftliche Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders verdient gemacht haben. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit vergeben den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Preis in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit und dem Antistigma-Verein "Open the doors e.V."