29. November 2012

Theaterprojekte in der Psychiatrie mit Antistigma-Preis ausgezeichnet

LWL-Universitätsklinikum Bochum und Schauspielhaus Bochum freuen sich über den Förderpreis der DGPPN

„Klappse“, „Irrenanstalt“, „Ballerburg“ – wer kennt sie nicht: die umgangssprachlichen Bezeichnungen für psychiatrische Einrichtungen, die nicht nur von Außenstehenden verwendet werden, sondern zum Teil auch im Kreis der betroffenen Patienten oder Mitarbeitenden. Patienten werden stigmatisiert und stigmatisieren sich selbst, indem sie ihr Krankheitsbild und ihre Behandlung abwerten und ins Lächerliche ziehen. Aus Scham und auch aus Unkenntnis.
Das LWL-Universitätsklinikum Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) engagiert sich seit Jahren im Rahmen verschiedener Kunst- und Kulturprojekte für eine Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen. In Kooperation mit dem Schauspielhaus Bochum machte das Klinikum mit anspruchsvollen Theaterprojekten in den vergangenen Jahren wiederholt auf sich aufmerksam. Beteiligt waren als „Schauspieler“ Patienten wie Mitarbeitende, die sich unter Leitung von Schauspielhaus-Regisseurin Sandra Anklam dabei nicht nur mit sich selbst auseinandersetzten, sondern auf spielerische und unterhaltsame Weise sich und ihre Erkrankungen in die Öffentlichkeit tragen konnten.
Der Ärztliche Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum, Prof. Dr. Georg Juckel, ist froh über die Kooperation mit dem Schauspielhaus Bochum: „Mit den Theaterprojekten erreichen wir sehr viel. Nicht nur der Umgang der psychisch erkrankten Menschen mit ihrer Umgebung ändert sich, auch die Teilhabe am Leben in der Gesellschaft wird ihnen ermöglicht.“ Somit sei die Kooperation auch ein gutes Beispiel für eine erstrebenswerte gesellschaftliche Inklusion.
Im Frühjahr dieses Jahres zeigten sich Patienten wie Mitarbeitende des Klinikums nach monatelanger Arbeit auf der Bühne des „Theater Unten“ im Bochumer Schauspielhaus mit dem Stück „Schau, da geht die Sonne unter“ von Sibylle Berg. Belohnt wurde das Engagement nun am vergangenen Samstag (24.11.) in Berlin: Gemeinsam mit der LWL-Klinik Herten/Ruhrfestspiele Recklinghausen erhielt das LWL-Universitätsklinikum Bochum/Schauspielhaus Bochum anteilig den Anti-Stigma-Preis 2012 der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN).

Hintergrund:
Der Antistigma-Preis der DGPPN und des Aktionsbündnisses Seelische Gesundheit 2012 - Förderpreis zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen würdigt das Engagement von Personen, Institutionen oder Selbsthilfegruppen, die sich um die nachhaltige gesellschaftliche Integration von Menschen mit psychischen Erkrankungen besonders verdient gemacht haben. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) und das Aktionsbündnis Seelische Gesundheit vergeben den mit insgesamt 5.000 Euro dotierten Preis in Verbindung mit der Stiftung für Seelische Gesundheit und dem Antistigma-Verein "Open the doors e.V."

Freuen sich über die Auszeichnung (v.l.n.r.): Klinikseelsorger Thomas Klare, Julia Ingeli, Schauspielhaus-Regisseurin Sandra Anklam, Ärztlicher Direktor Prof. Dr. Georg Juckel und Fachärztin/Koordinatorin Dr. Idun Uhl. (Bildquelle: LWL)