08. November 2013
St. Vincenz-Neurologen weltweit erste mit neuer MS-Therapie
Neues Medikament für Multiple Sklerose eingesetzt
Die Neurologische Abteilung des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn ist die weltweit erste Klinik, die im Rahmen der Multiplen Sklerose-Therapie das neue Medikament Alemtuzumab eingesetzt hat. Zuvor war das Medikament über zehn Jahre lang in umfangreichen Studien mit 1.700 Patienten erprobt worden. Seit Oktober steht es zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) auch in Deutschland zur Verfügung.
Das Medikament ist für Patienten geeignet, die unter den bisherigen zur Verfügung stehenden MS-Medikamenten keine befriedigende Krankheitskontrolle erreichen konnten. Denn die Studien haben eine sehr hohe, bisher noch nicht erreichte Wirksamkeit gerade bei sehr schweren Krankheitsverläufen nachgewiesen. Jedoch können auch gravierende Nebenwirkungen auftreten. „Im Einzelfall müssen Nutzen und Chancen des Medikaments sehr sorgfältig gegeneinander abgewogen werden“, betont Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie am St. Vincenz. „Dies haben wir vor Anwendung des Medikaments selbstverständlich getan und die Vorteile und Risiken detailliert mit den Betroffenen besprochen.“
Bei Einsatz des Medikaments erhalten Patienten im ersten Jahr an fünf Tagen innerhalb einer Woche ambulant eine Infusion im Krankenhaus, im zweiten Jahr nochmals drei. Sollten Nebenwirkungen auftreten, wie beispielsweise allergische Reaktionen, bleiben die Patienten zur Behandlung und zur strengen Beobachtung stationär in der Klinik. Da einige Nebenwirkungen, wie z.B. Schilddrüsenfunktionsstörungen auch erst Jahre später auftreten können, müssen alle Patienten über mindestens fünf Jahre intensiv in einem spezialisierten MS-Zentrum, wie dem am St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn, nachbeobachtet werden. Die Infusionen enthalten bestimmte Eiweiße und verändern nachhaltig das Immunsystem der betroffenen MS-Patienten. Eine weitere dauerhafte Medikamenteneinnahme ist daher nicht mehr erforderlich. Ausgewählten Patienten mit ungünstigen Krankheitsverläufen steht somit ab sofort auch im Umkreis von Paderborn eine gute Behandlungsalternative zur Verfügung.
Im Bild: Beraten gemeinsam über die individuell beste Therapie für ihre MS-Patienten: Chefarzt Prof. Dr. Thomas Postert und MS-Fachschwester Erika Niemeyer.