23. April 2017

Sechstes Theaterprojekt unter neuer Leitung

LWL-Klinik Herten und Ruhrfestspiele mit „Klein Zaches genannt Zinnober“ am Start

Die Ruhrfestspiele zeigen „Klein Zaches genannt Zinnober“ nach einer Märchenvorlage von E.T.A. Hoffmann. Doch ganz groß und selbstbewusst und gar nicht unsinnig oder bescheiden – so wird die Theatertherapiegruppe der LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in der Zeit vom 8. bis 16. Mai im Rahmen der Ruhrfestspiele auf der Schlossbühne der Klinik herüberkommen.

Dass die Beteiligten des Theaterprojekts es soweit geschafft haben, verdanken sie ihrer Fähigkeit, sich mit dem eigenen Leben auseinandersetzen und reflektieren zu können, womit sie an Selbstbewusstsein gewinnen. Unterstützt und begleitet werden sie dabei durch Profis. Das sechste Kooperationsprojekt der Ruhrfestspiele und der LWL-Klinik steht in diesem Jahr unter einer neuen Projektleitung: Katja Willebrand ist für die künstlerische Umsetzung verantwortlich und Sandra Laghusemann für die ärztliche Leitung.

Regisseurin Katja Willebrand hat nicht den Anspruch, alles anders als ihre Vorgängerin Sandra Anklam zu machen, die sich nach fünf Jahren Theaterarbeit in Herten neuen Aufgaben widmen wollte. Die Berlinerin Willebrand hat bereits einige Theaterprojekte in psychiatrischen Einrichtungen erfolgreich realisiert – unter anderem auch im LWL-PsychiatrieVerbund. Erfahrungen hat sie unter anderem in den LWL-Maßregelvollzugskliniken Herne und Dortmund gesammelt. „Letztlich ist es unwesentlich, in welchen psychiatrischen Einrichtungen ich tätig war oder mit wem ich zusammengearbeitet habe“, so Katja Willebrand. „Wichtig ist die therapeutische Wirkung, die Theaterarbeit bei den Beteiligten hinterlässt.“ Für das neue Stück hat sie das Körpertheater gewählt. „Die Mitspielenden werden sich körperlich ausdrücken und ausprobieren, auf der Bühne ihre eigene Körperlichkeit zeigen. Damit machen sie eine tiefe Erfahrung mit sich selbst und erweitern ihren Horizont.“

Stationsärztin Sandra Laghusemann war vor zwei Jahren selbst Mitspielerin bei dem Theaterprojekt „Die kahle Sängerin“ und konnte sich daher sehr gut vorstellen, als Nachfolgerin von Oberärztin Christine Möllering die Leitung der Theatergruppe zu übernehmen. „Ich bin für Patientinnen, Patienten und Mitarbeitende der Klinik Ansprechpartnerin in Krisensituationen und stehe für die therapeutische Reflexion zur Verfügung“, erklärt die Ärztin ihre Aufgabe.

Dr. Luc Turmes, Ärztlicher Direktor, ist überzeugt von dem Theaterprojekt seiner Klinik und ist froh über die Kooperation mit den Ruhrfestspielen: „Seit vielen Jahren öffnen wir uns mit unseren verschiedenen Kulturprojekten, wozu auch unsere Kunstausstellungen gehören, einer breiten Öffentlichkeit. Wir kommen ins Gespräch, überwinden Vorurteile gegenüber Erkrankungen der Seele und leisten damit wertvolle Antistigma-Arbeit.“

Seit vielen Jahren setzt sich der Mediziner für eine Entstigmatisierung psychisch Erkrankter ein. In der Hertener Klinik am Schlosspark werden Menschen mit Depressionen, Psychosen, Persönlichkeitsstörungen, Demenzen und Abhängigkeitserkrankungen behandelt – in Form von ambulanten, tagesklinischen, teilstationären und stationären Angeboten. In diesem Rahmen können Patienten das theatertherapeutische Angebot wahrnehmen, bei dem mit Hilfe von Spielsequenzen und Übungen unter anderem das Selbstbewusstsein gefördert wird.

An folgenden Tagen wird mit Hilfe von 14 Patientinnen, Patienten und Mitarbeitenden Klein Zaches ganz groß sein: 8. Mai (Premiere), 9./10./14.-16. Mai.

Bildzeile 1:
Klein Zaches ganz groß: Die Beteiligten des Theaterprojekts bei der Probe.
(Bildquelle: LWL)

Bildzeile 2:
Ärztlicher Direktor Dr. Luc Turmes mit der neuen Theaterleitung um Stationsärztin Sandra Laghusemann (2.v.r.) und Regisseurin Katja Willebrand (re.) sowie den beiden Mitspielerinnen Monika Noffke (li.) und Julia Gievert. (Bildquelle: LWL)