25. Juni 2018

Schlaganfall-Lotsen helfen zurück ins Leben

Pilotprojekt im St. Vincenz-Krankenhaus gestartet

Paderborn. Im St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn ist das Projekt „Schlaganfall-Lotsen“ gestartet. Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe rief „STROKE OWL“ ins Leben, um betroffene Patienten auch nach ihrem Krankenhausaufenthalt optimal weiter zu betreuen. Heinrich Keller und Jennifer Mertin sind nun hauptamtlich als Lotsen für die Aufnahme der Patienten in das Programm auf der Stroke Unit, der Spezialabteilung zur Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen, zuständig.

Zwei Drittel aller Betroffenen sind nach einem Schlaganfall auf eine dauerhafte Unterstützung und Pflege angewiesen. Für sie und deren Angehörige ist dies ein schweres Schicksal - denn nicht nur körperliche „Schäden“ können die Folge sein, sondern auch seelische.
„Viele Betroffene fallen nach einem Schlaganfall in ein tiefes Loch. Um dies möglichst zu verhindern, begleiten wir Patienten ein Jahr lang nach der Entlassung. Unser Ziel ist es, einen zweiten Schlaganfall zu verhindern“, berichtet Heinrich Keller, der zuvor als Schichtleitung in der Stroke Unit tätig war.
„Bei diesem Projekt arbeiten wir sehr nah am Patienten. Daher liegt es uns besonders am Herzen.“

Für Betroffene und deren Angehörige sind die Lotsen eine große Stütze: sie terminieren Arztbesuche, stehen beratend zur Seite, beantragen Hilfsmittel oder suchen nach einem geeigneten Pflegedienst. „Dabei ersetzen wir keinesfalls den Besuch und den Rat des Hausarztes, sondern sehen uns als eine hilfreiche Ergänzung, wovon alle Beteiligten profitieren“, so Mertin, ehemalige Ergotherapeutin in der Neurologie.
Gerade im ersten Jahr nach einem Schlaganfall müssen umfangreiche Behandlungen stattfinden. „Die Schlaganfall-Lotsen sind gerade in den Regionen, wo die Zahl der Hausärzte weiter sinkt, eine willkommene Unterstützung. Die Hilfe durch die Lotsen wird eine Bereicherung für die Patienten sein“, so Dr. Ulli Polenz, Leiter der Bezirksstelle Paderborn der Kassenärztlichen Vereinigung.

In Ostwestfalen-Lippe erleiden bis zu 7.000 Menschen jährlich einen Schlaganfall. Die Stroke Unit des St. Vincenz-Krankenhauses versorgt pro Jahr 1.200 Patienten. Davon sollen in zwei Jahren 400 Patienten durch Lotsen unterstützt werden. „In dieser Form ist das Pilotprojekt in Deutschland einzigartig. Viele Neurologen beneiden uns um die Schlaganfall-Lotsen“, berichtet Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie. Er ist ebenfalls Regionalbeauftragter der Stiftung und setzt sich gemeinsam mit seinem Team schon seit vielen Jahren für die Schlaganfallaufklärung ein, bietet Vorträge und Aktionstage an. Für sein besonderes Engagement prämierte die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Prof. Dr. Postert im Jahr 2016 mit einem Motivationspreis.

Bildunterzeile: von links: Dr. Ulli Polenz, Kassenärztliche Vereinigung, Heinrich Keller, Schlaganfall-Lotse, Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie, Jennifer Mertin, Schlaganfall-Lotsin sowie Dr. Georg Galle, Projektleiter (Foto: St. Vincenz-Krankenhaus/Hoppe)