12. Juni 2015

Pflegefachtagung 2015

Experten diskutierten über „Identität“ im Genesungsprozess

Vor zwei Jahren startete die LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) im Rahmen ihrer Pflegefachtagung die Recovery-Reihe. Nach den beiden Recovery-Bausteinen „Zuversicht“ (2013) und „Sinn“ (2014) stand die diesjährige Tagung unter dem Leitthema „Identität“: Was ist Identität und wie entwickelt sich diese? Was bedeutet Identität für die Betroffenen, die durch die eigene Erkrankung zum Experten geworden sind, und was für die Angehörigen? In diesen Tagen (10. Juni) hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Schloss der LWL-Klinik Herten Gelegenheit, „Identität“ aus einer ganz persönlichen Perspektive zu erfahren.

„Recovery umschreibt einen Prozess, bei dem der behandelnde Profi eine Haltung hinsichtlich der Gesundung des Patienten entwickelt“, erklärt Uwe Braamt, Pflegedirektor der LWL-Klinik Herten und Initiator der Fachtagung, das Prinzip von Recovery. „Diese ermöglicht es dem Betroffenen, die eigenen Potenziale im Genesungsprozess zu erkennen, wie er trotz psychischer Erkrankung ein zufriedenes Leben führen kann.“ Die Pflegenden verstehen sich als Begleiter, den Weg erarbeiten sich die Patienten selbst.

Offen und authentisch berichteten und diskutierten neben weiteren Referentinnen und Referenten u.a. die Autorin Janine Berg-Peer („Schizophrenie ist scheiße, Mama!“) aus Sicht einer Angehörigen, der bekannte Musiker Martin Kolbe („Endlich bin ich wieder ich – Vom Umgang mit verschiedenen Gesichtern“) aus dem Blickwinkel des Betroffenen sowie Hildegard Kofoth, die als Genesungsbegleiterin in der LWL-Klinik tätig ist. Anja Senk stellte ihre autobiographischen Texte zum Borderline-Erleben vor (www.pottpueree.de). In Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmer anschließend die Möglichkeit, ihr Wissen zu vertiefen.

Die Pflegefachtagungen im Schloss der LWL-Klinik Herten haben Tradition: Seit 15 Jahren bieten sie Pflegekräften und Psychiatrieerfahrenen, die in der Psychiatrie tätig bzw. an den Fachthemen interessiert sind, eine Möglichkeit, sich auszutauschen. „Bei der Auswahl der Themen orientieren wir uns stets an der Beziehungsarbeit mit den Patienten, mit den Kollegen, mit den Angehörigen bzw. auch untereinander“, so Uwe Braamt erläuternd. Auch in diesem Jahr konnten sich die Veranstalter über eine ausgebuchte Veranstaltung freuen. Mit ihren außergewöhnlichen Tagungsschwerpunkten zieht die Pflegefachtagung über den Kreis Recklinghausen hinaus regelmäßig interessiertes Fachpublikum an. Die Referentinnen und Referenten beziehen stets Stellung zu aktuellen Themen aus der Forschung und dem Pflegealltag.

Bildzeile:
Identität“ aus einer ganz persönlichen Perspektive erfahren – dafür sorgten die Referenten (v.l.n.r.) Janine Berg-Peer, Uwe Braamt, Sevim Pantiroglu, Hildegard Kofoth, Anja Senk, Michaela Joswig, Olaf Traute und Petra Schniederjan (Martin Rafoss und Martin Kolbe fehlen im Bild). (Bildquelle: LWL)