12. Juni 2017

Patienten werden ihr eigener Therapeut

Katholisches Klinikum Essen bietet seit Mai eine stationäre multimodale Schmerztherapie an

Mit starken chronischen Rückenbeschwerden stellt sich Monika Hellwig* im St. Vincenz Krankenhaus des Katholischen Klinikums Essen vor. Die übergewichtige Frau klagt über starke, andauernde Schmerzen, die von der unteren Wirbelsäule bis in die Beine ziehen. Auch familiär hat die Patientin zurzeit viel Stress, der ihr Leiden zusätzlich verschlimmert. Bisher konnte ihr niemand nachhaltig helfen.
Seit Mai bietet das Katholische Klinikum Essen für Menschen mit chronischen Schmerzen eine stationäre multimodale Schmerztherapie an. Geleitet wird die Behandlung von Oberärztin Daniela Wagner. Die Schmerztherapeutin möchte Patienten interdisziplinär gemeinsam mit anderen Therapeuten und Fachabteilungen zu weniger Schmerzen und mehr Autonomie verhelfen. Das bedeutet für sie auch, eine Bewusstseinsänderung herbeizuführen: „Wir möchten erreichen, dass Patienten sich dem Schmerz nicht mehr hilflos ausgeliefert fühlen, sondern selbst ihr bester Therapeut werden.“, sagt die Oberärztin. Der Grundstein dafür wird während eines zweiwöchigen stationären Aufenthalts gelegt.
Zehn Behandlungstage stehen während dieser Zeit auf dem Plan. Patienten lernen mithilfe von Ergo- und Physiotherapeuten Bewegungsübungen, die sie zu Hause weiter durchführen können. Daneben werden Entspannungstechniken trainiert. In einer täglichen, umfassenden Visite verschafft Oberärztin Wagner sich einen Überblick über die Fortschritte, beantwortet Fragen und stimmt individuell das Behandlungsprogramm ab. „Dafür nehme ich mir auch gerne Zeit“, sagt die Medizinerin. Darüber hinaus steht sie Patienten einmal in der Woche zum Gruppengespräch zur Verfügung und führt aufklärende Einzelgespräche. Eine psychotherapeutische Mitbetreuung, die ebenfalls wöchentlich in der Gruppe und mindestens einmal in der Woche mit jedem Patienten unter vier Augen stattfindet, rundet das Angebot ab.

Auch seelische Faktoren nicht vernachlässigen
„Die Ursachen chronischer Schmerzen sind komplex“, konstatiert Daniela Wagner. Häufig entstünden sie aus einem akuten Ereignis, beispielsweise einer Fehlbelastung. Rezeptoren meldeten dem Gehirn Gefahr, und der Patient empfinde Schmerzen. „Aber auch, wenn die Ursache scheinbar geheilt ist, kann es sein, dass diese ‚Schmerzfühler‘ weiterhin auf Alarm eingestellt sind“, so die Ärztin. Auch kleine, eigentlich nicht schmerzhafte Reize wie zum Beispiel Berührungen, Wärme oder starke emotionale Gefühle könnten dann Schmerzen auslösen oder verstärken und zu dauerndem Leiden führen. „Deshalb dürfen wir auch seelische Faktoren nicht vernachlässigen“, betont die Ärztin.
Hilfreich sei eine multimodale Schmerztherapie der Fachärztin für Anästhesiologie zufolge bei vielen Arten chronischer Schmerzen. Das Katholische Klinikum Essen legt seinen Fokus dabei auf Erkrankungen der Wirbelsäule und der Gelenke. Aber auch Patienten mit Nervenschmerzen unterschiedlichster Ursache, Kopfschmerzen oder anderen chronischen Beschwerden finden in der Klinik Hilfe.

Erfolge bereits nach zwei Wochen
Bereits nach zwei Wochen stationärem Aufenthalt zeichnen sich erste Erfolge ab. Monika Hellwig* ist zufrieden und berichtet von deutlich weniger Schmerzen. Stufte sie ihre Beschwerden vor der Therapie auf einer Skala von null bis zehn noch bei neun und damit sehr hoch ein, bewertet sie ihre Schmerzen aktuell nur noch mit vier. „Die Patientin konnte gebessert entlassen werden“, sagt Daniela Wagner. Sie zeigte sich motiviert und plant, auch zu Hause mit Bewegungsübungen und gesünderer Ernährung weiterzumachen. „Auch von der begleitenden psychotherapeutischen Unterstützung konnte die Patientin profitieren. Sie lernte zu akzeptieren, dass Schmerzen auch durch seelische Probleme verstärkt werden können und will diesen Weg weiter verfolgen.“
Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. geht von mehr als zwei Millionen Betroffenen aus, die unter starken, nicht tumorbedingten Schmerzen und einer damit verbundenen, massiven Beeinträchtigung der Lebensqualität leiden. Mit ihrem Aktionstag am 6. Juni möchte die Gesellschaft auf die „lückenhafte Versorgung“ vieler Millionen Menschen hinweisen, die an Schmerzen leiden. Das Katholische Klinikum Essen bietet mit seiner multimodalen Schmerztherapie denjenigen, die scheinbar alle Möglichkeiten erfolglos ausgeschöpft haben, Hilfe im Kampf gegen chronische Schmerzen und leistet so einen wichtigen Beitrag zu einer besseren Versorgung.
*Name von der Redaktion geändert.

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