11. April 2019

Operieren mit 3D-Brille

Noch mehr Patientensicherheit durch innovative Bildtechnik

Salzkotten. Schon vor der Fertigstellung des OP-Neubaus am St. Josefs-Krankenhaus Salzkotten wurde in der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie kürzlich in eine neue innovative Technik investiert: Für knapp 100.000 Euro erhielten Chefarzt PD Dr. med. Ralf Steinert und sein Team einen sogenannten 3D-Turm. Die Test- und Anpassungsphase ist inzwischen abgeschlossen, die Chirurgen sind begeistert. Bereits 350 Patienten haben sie mithilfe des neuen dreidimensionalen Blicks erfolgreich operiert.
Die Neuanschaffung kommt bei der minimal-invasiven Schlüssellochchirurgie zum Einsatz. Über kleine Hautschnitte werden dabei eine Minikamera und spezielle OP-Instrumente in den zu operierenden Körperteil eingeführt. Dank der neuen hochauflösenden 3D-Technik sehen die Operateure auf dem Monitor nun gestochen scharfe, dreidimensionale Bilder in höchster Auflösung aus dem Körperinneren.
Die neue Technik bildet eine viel höhere Detailgenauigkeit ab als gewöhnliche Operationskameras. Durch die zusätzliche Darstellung der Raumtiefe wird räumliches Sehen in der dritten Dimension ermöglicht. Um diese auch tatsächlich wahrnehmen zu können, müssen der Operateur und das OP-Team während des Eingriffs eine 3D-Brille tragen.
Da die Bilder ohne Qualitätsverlust bis zu 5fach vergrößert dargestellt werden können, sei die neue Sicht fast noch besser als der „echte“ Blick, erklärt PD Dr. Steinert. Ein toller Fortschritt in Sachen Patientensicherheit. Denn der neue dreidimensionale Blick gibt dem Chirurgen zusätzliche Sicherheit in schwierigen Situationen und kommt damit direkt dem Patienten zugute. „Seitdem wir den 3D-Turm haben, mussten wir beispielsweise bei keiner einzigen minimal-invasiven Gallenblasen-Operation auf einen offenen Bauchschnitt umsteigen“, so Steinert. Dies ist sonst bei ca. 5 Prozent der 230 Gallen-Operationen pro Jahr nötig. Insgesamt könne man die Eingriffe noch präziser steuern und noch schonender operieren als zuvor. Denn bislang konnten lediglich zweidimensionale Bilder übertragen werden, die dritte Dimension musste sich der Operateur im Kopf intuitiv vorstellen, wozu viel Erfahrung nötig war.
Das Spektrum für Eingriffe mit 3D-Kamera umfasst Operationen am Dick- und Dünndarm (Divertikulitis, Tumore), am Blinddarm, an der Gallenblase, Leisten- und Narbenbrüche sowie diagnostische Bauchspiegelungen, z.B. beim Darmverschluss.
„Der 3D-Turm ist eine tolle Innovation für unsere Klinik“, freut sich Chefarzt Steinert. Die ersten Erfahrungen seien absolut positiv. Steinert ist sich sicher: „Die Zukunft der minimal-invasiven Chirurgie wird in 3D sein.“

Bildunterschrift:
Freuen sich über den neuen 3D-Blick im OP (v. links): Dr. med. Birgit Herzinger (Oberärztin), PD Dr. med. Ralf Steinert (Chefarzt), Dr. med. Markus Worm (Oberarzt) und Said Malke (Oberarzt).

(Foto: St. Josefs-Krankenhaus/Winkelheide)