10. Juni 2011

Neues Angebot für Menschen mit Migrationshintergrund

Zentrum für interkulturelle Psychiatrie verbessert Versorgung für fremdsprachige Patienten

Bochum (lwl). Deutschland gilt als Einwanderungsland. Laut Angaben des Statistischen Bundesamts von 2009 haben ca. 15,7 Millionen Menschen der in Deutschland lebenden Bevölkerung einen Migrationshintergrund (Bochum 2010: 55.533), was einem Bevölkerungsanteil von etwa 19 Prozent entspricht. Das Thema „Zuwanderung und Integration“ ist mehr denn je aktuell und Politik und Gesellschaft stellen sich den Herausforderungen dieser kulturellen Vielfalt.
So ist auch innerhalb der medizinischen Gesundheitsversorgung erkannt worden, dass Handlungsbedarf besteht. Denn bei weitem nicht alle Menschen mit Migrationshintergrund nutzen die deutschen Gesundheitsdienste. Die Gründe sind vielfältig: Sprachbarrieren, unterschiedliche kulturelle Ansichten, mangelndes Vertrauen in Institutionen u.a. Auch die psychiatrischen und psychotherapeutischen Behandlungsangebote werden nur unterdurchschnittlich genutzt oder zu spät aufgesucht, so dass bereits bei Behandlungsbeginn oftmals eine Chronifizierung der psychischen Erkrankung festzustellen ist. Diese Patientinnen und Patienten benötigen eine individuelle und auf ihre besonderen Bedürfnisse zugeschnittene Therapie – mit viel Aufmerksamkeit und Sensibilität für den jeweiligen kulturellen Hintergrund.
Das LWL-Universitätsklinikum Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) bietet in seinem neuen „Zentrum für interkulturelle Psychiatrie“, kurz ZiP, künftig gezielte Behandlungsangebote für Menschen mit Migrationshintergrund:
• Individuell angepasste, ganzheitliche ambulante Therapiekonzepte, die auch die Weiterleitung in andere Therapieformen oder in komplementäre Institutionen beinhalten können
• Offene Gruppenpsychotherapie für Frauen und Männer mit türkischem Migrationshintergrund
• Psychoedukationsgruppe
• Zusammenarbeit mit anderen Kliniken, den ärztlichen Praxen und auch mit komplementären Institutionen
• Sozialarbeiterische Hilfe und Beratung
„Selbstverständlich zählen zu unserem multiprofessionellen Behandlungsteam neben Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus unterschiedlichen Berufsgruppen und eigenem Migrationshintergrund auch mehrsprachige Kolleginnen und Kollegen“, so Alpay Celik, Leiter der Institutsambulanz und des ZiP. Die im besonderen Maße in der Behandlung notwendige Kultursensibilität wird durch regelmäßige Fortbildungen und Supervisionen trainiert und erweitert. Im Bedarfsfall erfolgt eine Zusammenarbeit mit medizin- und kulturkompetenten professionellen Dolmetschern, falls kein sprachkompetentes Teammitglied zur Verfügung steht. Als Universitätsklinikum sind darüber hinaus Forschungsarbeiten im Gebiet der transkulturellen Psychiatrie vorgesehen.
„Unser Ziel ist es, die Versorgung der fremdsprachigen Patientinnen und Patienten in unserem Klinikum zu verbessern“, hebt Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum, die Bedeutung des neuen Angebotes hervor. Am 15. Juni 2011 wird das Zentrum für interkulturelle Psychiatrie als Nachfolger des ehemaligen ZiTi (Zentrum für interkulturelle Therapie und Beratung) in einer Auftaktveranstaltung mit Vorträgen und Gesprächen offiziell eröffnet. Erreichbar ist das neue Zentrum innerhalb der Psychiatrischen Institutsambulanz unter der Rufnummer 0234 5077-1190.