Neues Angebot des Alexianer-Krankenhauses Aachen

Psychose-Seminar als Begegnungsort für Betroffene, Angehörige und Interessierte

Mit einer Psychose zu leben, ist nicht nur für die Betroffenen schwierig, sondern auch für die Angehörigen. Daher erweitert das Alexianer-Krankenhaus in Aachen sein Angebot: Seit Kurzem findet regelmäßig einmal im Monat ein Psychose-Seminar für Patienten, Angehörige, Ärzte und Menschen, die mit Erkrankten umgehen, sowie Interessierte statt. Ein Einstieg ist jederzeit möglich.
Das kostenlose Seminar findet an jedem zweiten Dienstag im Monat von 18 bis 19.30 Uhr im Atelier KunstWelle, Löhergraben 15/17 in 52064 Aachen statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Nächster Termin ist der 14. September.
Das Konzept des Seminars ist trialogisch aufgebaut. Das heißt, die drei Gruppen, die mit einer Psychose in Berührung kommen − Betroffene, Angehörige und Profis − treffen sich auf gleicher Augenhöhe. "Ziel des Seminars ist es, die Teilnehmenden für das Empfinden der jeweils anderen Gruppen zu sensibilisieren. Die offene Seminarform ist besonders geeignet, um sich gleichberechtigt mit der Anschauung der anderen auseinanderzusetzen und eine gemeinsame Sprache zu finden", beschreibt Dr. Wassili Hinüber das Ziel des Seminars und macht die große Herausforderung dabei deutlich: "Jeder Teilnehmende kommt mit eigenen Anschauungen, Ideen und Zielen ins Seminar. Dabei entstehen Fragen, Widersprüche, Vorwürfe und Einsichten. Das können die Beteiligten nutzen, um die eigenen Ansichten zu stärken, zu verändern und selbstbewusster zu werden." Der Leitende Oberarzt der Allgemeinpsychiatrie im Alexianer-Krankenhaus Aachen betreut zusammen mit Jutta Weber, Pflegerische Fachbereichsleitung, das Seminar.
Eine Psychose ist eine mögliche Antwort des menschlichen Körpers auf eine Lebenskrise. Rund ein Prozent der Bevölkerung ist über alle Kulturen und Länder hinweg von der Krankheit betroffen. Obwohl die Krankheit weit verbreitet ist, sind die Psychose-Seminare als offene Gesprächsmöglichkeit ein seltenes Angebot. "Früher gab es keine Begegnungsorte dieser Art. Aber mit dem Aufkommen des Trialogs vor etwa 20 Jahren hat sich das geändert. Wir sind froh, dass wir das Konzept jetzt auch in Aachen durchführen können", freut sich Dr. Hinüber.
Das Besondere an den Seminaren ist die Trennung von der eigentlichen Therapie. "Das eineinhalbstündige Seminar findet außerhalb des Krankenhauses statt, um die Hemmschwelle zu einem offenen Austausch so niedrig wie möglich zu halten", betont Hinüber. Jeder Teilnehmende kann anonym bleiben und einfach nur zum Zuhören das Seminar besuchen. Nach den ersten Sitzungen zieht Jutta Weber Bilanz: "Ich bin positiv überrascht, dass so viele Patienten ganz offen über ihre Krankheit sprechen. Gerade die Berichte von Angehörigen und Menschen, die ihre Krankheit überwunden haben, sind eine Bereicherung. Jeder ist ŽProfi’, jeder hat seine Erfahrungen, es gibt kein Žrichtig’ und kein Žfalsch’. So ergibt sich automatisch, dass es keine Leitung in einem Psychose-Seminar geben kann, sondern nur eine Begleitung."
Das Seminar ist nicht nur ein Angebot für Betroffene und Angehörige, auch Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte profitieren. "Wir Profis lernen Besonderheiten über die Krankheit, die wir im Klinikalltag gar nicht so wahrnehmen würden. Daher sind auch unsere Assistenzärzte angehalten, die Seminare zu besuchen", erklärt Dr. Hinüber die Vorteile des trialogischen Konzepts. "Ich selbst lerne in jedem Seminar etwas Neues über Psychosen. Das kann ich im Krankenhaus wieder an die Patienten zurückgeben."
Das Alexianer-Krankenhaus Aachen bietet 220 Plätze für stationäre und tagesklinische Angebote auf dem Gebiet der Allgemeinpsychiatrie, der Gerontopsychiatrie, der qualifizierten Suchtbehandlung, Psychotherapie und Psychosomatischen Medizin. Insgesamt kommt ein weites Spektrum modernster Diagnoseverfahren, Therapien, Behandlungs- und Betreuungsansätze zum Einsatz. Träger des Alexianer-Krankenhauses Aachen ist die Alexianer Aachen GmbH. Zu Ihr gehört neben dem Krankenhaus auch der Alexianer-Wohnverbund in Aachen. Der Wohnverbund bietet Menschen mit psychischen und geistigen Behinderungen Wohnmöglichkeiten und Beschäftigungsangebote. Er betreut täglich rund 500 Menschen mit Behinderung.