14. Januar 2014

Medizinische Illustrationen als Kunstobjekt

Kunstausstellung „Anatomic Art“ im Knappschaftskrankenhaus

Zart Rosa fast wie Brombeeren am Strauch und doch sind es Lungenbläschen. Oder blauschimmernde Kugeln, die scheinbar wie Planeten durchs All fliegen, erschreckend schön, denn eigentlich sind es die Auslöser eines HI-Virus. Medizinische Abbildungen ästhetisch am Computer aufbereitet zu zeitgenössischen Kunstobjekten: Das ist der Schwerpunkt des Bochumer Freiberuflers Andrej Piatkowski. Achtzehn seiner Werke stellt er nun unter dem Titel „Anatomic Art“ im Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum aus. Zu sehen sind seine farbfreudigen Exponate teils als Aluminium-Bild, teils als Poster, ab sofort im Gang zur Cafeteria.

Vor und während seiner schulischen Ausbildung zum Gestaltungstechnischen Assistenten arbeitete Piatkowski als 3D/2D-Künstler bei einem von ihm mitgegründeten Unternehmen, das Computerspiele entwickelt. Seine Begeisterung für medizinische Illustrationen aber entdeckte er erst bei seinem nächsten Arbeitgeber, einer Agentur für die er 3D-Animationen und Illustrationen erstellte. „Das machte mir so unheimlich viel Spaß, dass ich nicht länger Angestellter sein wollte und meine Kreativität ganz ohne Einschränkungen durchsetzen wollte“, erzählt der heute 27-Jährige, der dafür vor zwei Jahren den Schritt aus der Festanstellung in die Selbstständigkeit wagte. Und das hat er bisher nicht bereut, denn Dank seiner Spezialisierung auf medizinische Computervisualisierung und 3D-Animationen zählen Pharmafirmen aus Deutschland und Amerika zu seinen Auftraggebern. „Es ist die Faszination für die Materie mit der ich versuche, Abbildungen aus Lehrbüchern auf künstlerische Weise am Computer in Szene zu setzen und diese dann durch den großzügigen Einsatz von Farbe ästhetisch abzurunden.“ Neben seiner Bibliothek voller medizinischer Fachliteratur benötigt er dafür drei Hochleistungscomputer, ein 3D-Programm, technisches Verständnis und natürlich eine Menge Kreativität.

Seine beiden Lieblingswerke sind übrigens das Bild mit dem Titel „Contemplatively“, bei dem ein Mensch grazil auf einem Auge sitzt, und die Illustration einer Eizelle, die aufgrund ihrer ausdrucksstarken Farbsprache den Betrachter in seinen Bann zieht.

Seine Werke stellt Piatkowski nicht zum ersten Mal aus. Von Oktober bis Ende Dezember präsentierte er diese im „Unperfekthaus“, einem Künstlertreff in Essen. Eine kleine Auswahl zeigt er derzeit zudem bei Gunter von Hagens „Körperwelten“ in Bochum.