04. März 2016

Kooperation in der Vagus-Nerv-Stimulation

Neues Versorgungsangebot für chronisch depressiv erkrankte Menschen

Die Uniklinik RWTH Aachen und das Alexianer Krankenhaus Aachen als Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik etablieren in der Region ein neues Versorgungsangebot für chronisch depressiv erkrankte Menschen: die Vagus-Nerv-Stimulation (VNS).

Bei der Vagus-Nerv-Stimulation wird dem Patienten an der linken Brustseite ein kleiner Stimulator unter der Haut angebracht, der mit dem Vagus-Nerv verbunden ist. Der Stimulator sendet über den Vagus-Nerv einen leichten Strom und stimuliert dadurch kontinuierlich das Gehirn.

„Chronische depressive Krankheitsverläufe mindern die Lebensqualität der Betroffenen erheblich“, erklärt Dr. med. Claus Wolff-Menzler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Allgemeinpsychiatrie des Alexianer Krankenhauses Aachen, die Bedeutung des neuen Verfahrens. „Einem Teil der Patienten kann mit der Kombination verschiedener Behandlungsverfahren geholfen werden. Die Vagus-Nerv-Stimulation ist ein gut kombinierbares Verfahren und ergänzt seit Jahren das klinische Behandlungsspektrum. Wir freuen uns deshalb sehr, dass wir dieses Verfahren jetzt in der Region Aachen anbieten können.“

Ermöglicht wird das neue Angebot durch eine Kooperation des Alexianer Krankenhauses mit der Klinik für Neurochirurgie der Uniklinik RWTH Aachen. Unter der Leitung von Direktor Professor Dr. med. Hans Clusmann verfügt die Klinik über umfassende Reputation und operative Expertise auf diesem Gebiet. Die Abklärung, für welche Patienten das neue Verfahren infrage kommt, erfolgt im Alexianer Krankenhaus Aachen. „Die Patienten stellen sich dann bei uns in der Neurochirurgie vor“, erläutert Professor Clusmann die Zusammenarbeit. Nach ausführlichen Vorgesprächen und allen erforderlichen Abklärungen erfolgt dann der Einsatz des Stimulators in einem operativen Eingriff durch die Neurochirurgen. Die Einstellung des Stimulators sowie die kontinuierliche Betreuung der Patienten leisten die Fachärzte des Alexianer Krankenhauses, das dazu eine neue Ambulanz für Vagus-Nerv-Stimulation eingerichtet hat.

Die Expertise für das neue Verfahren bringt der Ärztliche Direktor Dr. med. Claus Wolff-Menzler, seit Juni 2015 bei den Alexianern in Aachen, aus seiner vorausgegangenen Tätigkeit als Geschäftsführender Oberarzt der Abteilung Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Göttingen mit.
„Es handelt sich bei der Vagus-Nerv-Stimulation um ein anerkanntes Therapieverfahren bei Depressionen und Epilepsien, das in der Regel gut vertragen wird“, berichtet Wolff-Menzler. Weltweit seien bereits mehr als 40.000 Patienten mit diesem Verfahren behandelt worden. Das Angebot in Aachen ist am 1. März gestartet.

„Bei einer Depression sind die Betroffenen tieftraurig“, beschreibt Wolff-Menzler das Krankheitsbild. Der Antrieb ist vermindert, es besteht Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit. Lebensmüde Gedanken sind möglich. Aber: „Eine Depression kann heute in vielen Fällen gut mit Medikamenten, Psychotherapie und Elektrostimulationsverfahren behandelt werden“, betont der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. „Jeder von uns kann an einer Depression erkranken. Deshalb besteht für Betroffene kein Grund, sich zu schämen, und deshalb ermutigen wir alle Patienten, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Erste Ansprechpartner seien zumeist Hausärzte oder niedergelassene Neurologen oder Psychiater. Bei Bedarf können sie eine Überweisung zur ambulanten oder stationären Behandlung im Krankenhaus veranlassen. „Mit der Vagus-Nerv-Stimulation bieten wir jetzt neu Patienten mit chronischen Krankheitsverläufen eine zusätzliche Behandlungsoption, um auch für diese Patientengruppe die Chance zu erhöhen, dass sie mit der Erkrankung gut leben können“, fasst Wolff-Menzler das neue Angebot zusammen.

Die Ambulanz für Vagus-Nerv-Stimulation im Alexianer Krankenhaus ist erreichbar unter der Rufnummer (0241) 47701-15131 oder per E-Mail unter chefarztsekretariat-ac@alexianer.de.

Foto: Etablieren gemeinsam die Vagus-Nerv-Stimulation als Behandlungsverfahren bei chronischen depressiven Krankheitsverläufen (v. l.): Professor Dr. med. Hans Clusmann, Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Uniklinik RWTH Aachen, und der Ärztliche Direktor des Alexianer Krankenhauses Aachen Dr. med. Claus Wolff-Menzler