13. Oktober 2014

In der Gemeinschaft altert es sich besser

Henning Scherf und Christoph Gosepath warfen im Bergmannsheil einen neuen Blick aufs Alter

Das Altern annehmen, die damit verbundenen Lebensveränderungen verstehen und in positivem Sinne gestalten: Darum ging es beim zweiten Bürgerforum im Bergmannsheil am vergangenen Donnerstag. Unter dem Titel „Ein neuer Blick aufs Alter“ luden der bekannte Politiker und Buchautor Dr. Henning Scherf und der Berliner Psychiater und Psychotherapeut Dr. Christoph Gosepath dazu ein, sich mit Chancen und Möglichkeiten des Alterns, aber auch mit typischen Ängsten älterer Menschen auseinander zu setzen. Rund 150 Gäste kamen zum Bürgerforum und nutzten die Gelegenheit, sich auf die sehr verschiedenen Blickwinkel einzulassen und mitzudiskutieren.

Den Blick lenken auf die Chancen des Alterns

„Unsere Veranstaltung will den Fokus erweitern und das Megathema der älter werdenden Gesellschaft nicht immer in Hinblick auf mögliche Belastungen, sondern auch in Hinblick auf die Potenziale diskutieren, die sich aus diesem Wandlungsprozess ergeben“, sagte Bergmannsheil-Geschäftsführer Johannes Schmitz bei der Eröffnung des Forums. Referent Henning Scherf, der ehemalige Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen, suchte sofort den direkten Kontakt zum Publikum und stimmte die Gäste auf sein zentrales Credo ein: Die Gemeinschaft mit anderen Menschen zu suchen, sich nach Vorlieben und Möglichkeiten für andere zu engagieren und die geschenkten Jahre zu genießen – so, wie es Scherf mit seiner Wohngemeinschaft und seinen vielfältigen sozialen Aktivitäten selber vorlebt. „Auch nach dem Ausscheiden aus dem Arbeitsleben brauchen Menschen Aufgaben, um beschäftigt zu sein und Sinn in ihrem Leben zu finden“, sagte Scherf. Die Möglichkeiten dazu seien schier unendlich, so könne man sich zum Beispiel in Grundschulen für Kinder mit Lernschwierigkeiten einsetzen und sie im Schulalltag unterstützen. Mit seiner beeindruckenden Präsenz, seinem breiten Wissen zu gesellschaftlichen Zusammenhängen und Entwicklungen zog Scherf das Publikum in seinen Bann. Es honorierte seinen Beitrag mit minutenlangem Beifall.

Experimentelles Theaterspiel als Auseinandersetzung mit dem Altern

Der anschließende Beitrag von Christoph Gosepath bot ein spannendes Kontrastprogramm zum Vortrag von Henning Scherf: Zunächst stellte Gosepath den philosophischen Bezug zwischen der Einstellung zum Älterwerden, dem Begriff der Zeit und dem Umgang mit dem Tod her. Im abgedunkelten Hörsaal war nur ein Spot auf den Vortragenden gerichtet und an der Wand die Projektion des Goya-Gemäldes der Greisinnen gezeigt. Mit Mitteln des experimentellen Theaters und gesanglicher Unterstützung (Andrew Hamilton) griff Gosepath anschließend verschiedene Mechanismen der Auseinandersetzung mit Aspekten von Angst, Verlust und Trennung, Drogen und Liebe auf. Im Gegensatz zum ersten Beitrag wurde kein praktisches Handlungskonzept angeboten. Die Interpretation des Schauspiels oblag den Zuschauern, was Spielraum für kontroverse Einschätzungen und Diskussionen bot.

Dr. Philipp Stude, Oberarzt der Neurologischen Universitätsklinik im Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Martin Tegenthoff) und Organisator des Bürgerforums, freute sich über die erneut sehr gute Resonanz: „Wir wollen die Veranstaltungsreihe fortführen und auch im nächsten Jahr mit prominenten Gästen gesellschaftlich relevante Themen in den Fokus nehmen.“

Bild: Dr. Henning Scherf - Bildnachweis: Gabriele Althoff

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung und ist Teil des Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB). In 23 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 652 Betten werden jährlich rund 22.000 Patienten stationär und 61.000 Patienten ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich.

Das Bergmannsheil gehört zum Klinikverbund der gesetzlichen Unfallversicherung e.V. (KUV). Der KUV besteht aus neun berufsgenossenschaftlichen Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei Unfallbehandlungsstellen, den BG-Kliniken. Mit 12.000 Mitarbeitern und jährlich über 500.000 Patienten ist der KUV einer der größten Klinikverbunde Deutschlands. Weitere Informationen: www.bergmannsheil.de, www.k-uv.de

Weitere Informationen:

Dr. Philipp Stude
Neurologische Universitätsklinik und Poliklinik
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: 0234/302-3255 (Sekretariat)
E-Mail: philipp.stude@bergmannsheil.de