14. Oktober 2011
„Herzpfropfen“ gegen Schlaganfall
Verfahren zum Schutz von Patienten mit Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die am häufigsten auftretende Herzrhythmusstörung. Allein in Deutschland sind rund 800.000 Menschen davon betroffen. Das Flimmern der Vorhöfe bewirkt, dass der Blutfluss im Herzen teilweise zum Erliegen kommt. Die Folge: Es besteht die Gefahr von Blutgerinnseln, die zu einem Schlaganfall führen können - vor allem im Herzohr, einer sackartigen Ausstülpung des linken Herzvorhofes. Um dem vorzubeugen, erhalten Betroffene meist starke Blutverdünnungsmittel.
Bei Patienten, die diese Medikamente nicht gut vertragen oder aufgrund vorbestehender Erkrankungen nicht einnehmen dürfen, ist diese Form des Vorbeugens nicht möglich. Um hier trotzdem helfen zu können, wurden im Fachbereich Kardiologie (Medizinische Klinik II) des St. Vincenz-Krankenhauses unter Leitung von Chefarzt Prof. Dr. med. Andreas Götte nun erstmalig "Herzpfropfen", sog. Okklusionssysteme, in das Herz eingesetzt. Die Gabe blutverdünnender Medikamente war bei den behandelten Patienten aufgrund vorbestehender Hirnblutungen nicht möglich gewesen.
Zusammen mit drei weiteren Kardiologen seines Teams implantierte Götte in einer knapp zweistündigen Katheterbehandlung ein System aus Drahtgeflecht in das linke Herzohr der Patienten. Aufgabe dieses Drahtgeflechts ist es, das Herzohr zu verschließen und dadurch zu verhindern, dass Gerinnsel aus dem Herzen in das Gehirn gelangen können - eine Methode, die das Schlaganfallrisiko in gleichem Maße senkt, wie die Gabe von Blutverdünnern. Zur Implantation wird das flexible Geflecht zunächst auf wenige Millimeter Größe zusammengedrückt und von der Leiste aus über einen Katheter durch die Herzscheidewand gestoßen. Anschließend wird es im linken Herzvorhof auf seine volle Größe entfaltet und passend implantiert. "Die Behandlung mit einem Herzohrverschluß-System ist für ausgewählte Patienten mit hohem Schlaganfallrisiko eine echte Alternative. Wir freuen uns, dass wir diese Möglichkeit nun auch im Kreis Paderborn anbieten können", so Götte.
Der Eingriff erfolgt minimal-invasive und ist für die Patienten dadurch sehr schonend. Bereits zwei Tage nach der Implantation des Herzpfropfens konnten die behandelten Patienten das St. Vincenz-Krankenhaus wieder verlassen.
Hintergrundwissen Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung und eine der häufigsten Ursachen für ambulante Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte. Nach aktuellen Schätzungen sind rund 800.000 Menschen in Deutschland, also rund ein Prozent der Bevölkerung, davon betroffen. Aufgrund des demografischen Wandels und der Zunahme von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht steigt die Zahl der Vorhofflimmerpatienten ständig. Experten rechnen mit einer Verdoppelung in den nächsten 50 Jahren.
Eine Vielzahl häufiger Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), koronare Herzerkrankung und Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern. Vorhofflimmern ist als Rhythmusstörung selbst nicht lebensbedrohlich, kann aber zu gravierenden Folgeschäden führen, insbesondere zum Schlaganfall.
Quelle: http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de