15. Dezember 2015
Herz-Notfallstation besteht Qualitätsprüfung
Neue Verfahren zur Bestimmung von Gefäßverengungen in Olper Kardiologie
Die Herznotfallstation am St. Martinus-Hospital hat sich auf Herz und Nieren überprüfen lassen. Das Ergebnis: die Kriterien der deutschen Gesellschaft für Kardiologie wurden alle erfüllt. Externe Experten bescheinigten dem kardiologischen Team um Chefarzt Dr. Sauer eine qualitative Versorgung von Herznotfällen. Damit ist das St. Martinus-Hospital das einzige Krankenhaus in Südwestfalen, das eine zertifizierte Chest Pain Unit (CPU) zur Versorgung von Patienten mit unklarem Brustschmerz vorhält. Um die Versorgung von kardiologischen Patienten weiter zu optimieren, stehen den Kardiologen mit der fraktionellen Koronarflussreserve-Messung (FFR) und der koronaren optischen Cohärenz-Tomographie (OCT) seit kurzem außerdem zwei neue Diagnostikverfahren zur Verfügung.
Für Einrichtungen, die sich auf die Versorgung von Patienten mit unklaren Brustschmerzen und Herzinfarkten spezialisiert haben, gab es bis vor einigen Jahren keine einheitlichen Qualitätsstandards. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e.V. (DGK) reagierte darauf mit der Erstellung von Kriterien zum Betrieb von sog. Chest Pain Units, zu Deutsch Herznotfallstation. Sie bot interessierten Kliniken und Krankenhäuser an, sich nach diesen Kriterien zertifizieren zu lassen, um somit einen einheitlichen Standard einzuführen. „Chest Pain Unit –DGK zertifiziert“ ist mittlerweile eine eingetragene Marke, die diesen Standard hervorhebt. Immer mehr Chest Pain Units in Deutschland beantragen diese Zertifizierung, um ihre Qualität nach außen nachweisen zu können. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie versprach sich von dem Zertifizierungsverfahren einen hohen Qualitätsstandard in ganz Deutschland zu entwickeln. Der Erfolg gibt der Fachgesellschaft Recht. 231 Herznotfallstationen sind bereits nach DGK zertifiziert. 155, darunter auch das St. Martinus-Hospital, sogar rezertifiziert, konnten also die Kriterien zum wiederholten Male erfüllen.
Abklärung unklarer Brustschmerzen
Ziel einer Herznotfallstation ist es, einen akuten oder neu aufgetretenen unklaren Brustschmerz rasch und zielgerichtet abzuklären. Anlaufstelle für Patienten ist im Olper Hospital die zentrale Aufnahme im Erdgeschoss, in der die Herznotfallstation für kurze Wege integriert ist. Patienten mit akuten Brustschmerzen, die von sich aus, auf Zuweisung von Hausärzten und Fachärzten oder mit dem Krankenwagen in das Krankenhaus kommen, werden sofort auf die Herznotfallstation gebracht. Dort wird geklärt, ob der Patient sofort einer Herzkatheteruntersuchung zugeführt werden muss oder ob eine weitere Abklärung, ggf. auch ambulant mit schneller Entlassung aus der CPU-Einheit ausreichend ist. Des Weiteren wird eine schnellst mögliche Diagnose und Abgrenzung von nicht herzbedingten Ursachen, wie z. B. akuten Lungenembolien, oder auch Krankheitsbildern des Verdauungstraktes durchgeführt.
Erfahrene Kardiologen erforderlich
Die organisatorischen Voraussetzungen für den Betrieb einer Herznotfallstation sind unter anderem das Vorhalten eines Herzkatheterlabors mit kardiologischer24h Bereitschaft zur Durchführung von Herzkatheteruntersuchungen, Ballondilatationen und Stent-Implantationen rund um die Uhr und durchgehender Präsenz und Rufbereitschaft eines Kardiologen. In der Herznotfallstation des Olper Krankenhauses sind derzeit vier kardiologische Oberärzte und Dr. Sauer als Chefarzt tätig. Ärztlich wird sie von Frau Oberärztin Dr. Almut Diefenbach geleitet, pflegerisch von Intensivpfleger Hector Velasquez-Zuniga zusammen mit erfahrenem Fachpersonal betreut. Das gesamte Team konnte die diagnostischen und therapeutischen Kriterien der DGK nachweisen und stand den externen Gutachtern im Re-Zertifizierungsverfahren persönlich Rede und Antwort. Die Begutachtung fand im November statt und ist nun für 5 Jahre bis 2020 gültig. Dann wird die Herznotfallstation erneut auf Herz und Nieren überprüft.
Druckmessung hilft bei der Bestimmung von Gefäßverengungen
Seit kurzem stehen den Kardiologen am Olper Hospital mit der fraktionellen Koronarflussreserve-Messung (FFR) und der koronaren optischen Cohärenz-Tomographie (OCT) außerdem zwei neue Diagnostikverfahren zur Verfügung. Bei der fraktionellen Koronarflussreserve-Messung handelt es sich um eine Druckmessung innerhalb einer Kranzarterie mit einem sog. Druckdraht. Damit wird ein Drucksprung an einer Verengung innerhalb eines Kranzgefäßes sicher festgestellt. Nach aktuellen Studien bietet die Druckdrahtmessung, die bisher genaueste Möglichkeit die Relevanz einer Verengung in einem Kranzgefäß zu beurteilen und damit die Frage einer Behandlungsbedürftigkeit zu klären. Bei fehlendem Drucksprung innerhalb einer vermeintlich relevanten Verengung in einem Kranzgefäß ist nach aktuellen Studiendaten eine Behandlung der Verengung weder symptomatisch, noch prognostisch von Vorteil und es können unnötige Behandlungen und Stent-Implantationen vermieden werden.
3-D-Bilder vom Gefäß
Des Weiteren bietet die koronare optische Cohärenz-Tomographie (OCT) zusätzlich die genaue Beurteilung der Gefäßwand. Mit einem entsprechenden Katheter, der in eine Kranzarterie über einen Führungsdraht eingeführt wird, kann spiralförmig die Gefäßwand mit einem Laser im Infrarotlichtbereich abgetastet werden. Der Laserstrahl dringt 2 bis 3 mm tief in das Gewebe ein, wird dort reflektiert und dann über den Katheter zurück zur Auswertung in das OCT-Gerät geleitet. Durch eine Computeranalyse wird ein 3-D-Gefäßbild rekonstruiert. In dem Bild können die verschiedenen Strukturen der Gefäßwand genau voneinander abgegrenzt und beurteilt werden mit Nachweis von pathologischen Veränderungen wie Fettablagerungen, Kalkeinlagerungen oder bindegewebig fibrösen Verengungen. Des Weiteren bietet der Katheter die Möglichkeit einer genauen Vermessung des Querschnitts sowie der Länge einer Verengung, so dass damit die Planung einer Gefäßbehandlung im Einzelfall viel genauer überlegt werden kann, als durch eine alleinige Koronarangiographie und Röntgenuntersuchung eines Kranzgefäßes.
Bei reinen Fettablagerungen innerhalb von Verengungen und sonst wenig verkalkten Gefäßen bietet sich heute die Möglichkeit mit sog. bioresorbierbaren Stents ein Kranzgefäß zu behandeln und über 2 bis 3 Jahre eine komplette Resorption der Gefäßstütze zu erreichen, damit im Idealfall ein erkranktes Herzkranzgefäß wieder nahezu komplett ausheilen kann. Die genannten Methoden sind jederzeit während oder nach einer normalen Koronarangiographie einsetzbar, um eine genaue weitere Therapieplanung zu ermöglichen.