06. April 2017

Genesungsbegleiter als Experten: Angehörigenreihe wird trialogisch

Austausch zwischen Angehörigen, Fachleuten und Betroffenen

Die Angehörigenreihe der LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) geht nach Ostern in den Trialog: Künftig werden Genesungsbegleiter als Experten in eigener Sache den Austausch mit Angehörigen und dem Fachpersonal der Klinik bereichern.

Seit über zehn Jahren können sich Angehörige von psychisch erkrankten Menschen zu der Veranstaltungsreihe, die zwei Mal im Jahr in der Klinik angeboten wird, anmelden, um sich über verschiedene psychiatrische Erkrankungsbilder und entsprechende Hilfen zu informieren. Die Themenreihe ist unterteilt in die Gruppe für Angehörige von Menschen mit einer affektiven Störung, zu der die Depression oder bipolare Erkrankung zählt, und in die Gruppe für Angehörige von psychotisch/schizophren erkrankten Menschen.

„Die Genesungsbegleiter werden ihr Expertenwissen als Betroffene zu Depressionen sowie zu Psychosen und Schizophrenien beisteuern“, skizziert Dr. Luc Turmes die Aufgabe der neuen Team-Mitglieder. „Sie leisten in unserer Klinik wertvolle Hilfe, denn niemand kann sich so gut in unsere Patientinnen und Patienten einfühlen und hineindenken wie ein Mensch, der die Krankheit an der eigenen Seele erlebt hat.“ Die beiden Genesungsbegleiter der Klinik Hildegard Kofoth und Guido Elfers beziehen ihr Wissen aus der eigenen Erfahrung. Darüberhinaus wurden sie durch EX-IN – Experienced-Involvement Deutschland e.V. speziell ausgebildet, um ihr Wissen im psychiatrischen Zusammenhang entsprechend weiterzugeben.

„Wir verstehen uns als Profis“, so Hildegard Kofoth, „die den Patienten in der Klinik mit unserem vertieften Wissen helfen können.“ Als Patientin war sie vor vielen Jahren selbst in stationärer Behandlung der LWL-Klinik Herten und weiß, wovon sie spricht. Auf einer Pflegefachtagung der LWL-Klinik Herten lernte sie EX-IN kennen und schätzen und absolvierte daraufhin die zwölfmonatige Ausbildung. „Wir bringen unsere Erfahrungen aus dem eigenen Genesungsprozess ein“, ergänzt Guido Elfers, „und stellen dabei fest, dass die Patienten sich verstanden fühlen.“ In der Angehörigengruppe werden die beiden Genesungsbegleiter ihre Arbeit vorstellen und die Sichtweisen von psychischen erkrankten Menschen verständlich erklären.

Angehörige stehen unter einem großen Druck. „Informationen helfen und vor allem auch der Erfahrungsaustausch unter den Beteiligten“, so Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag, Koordinatorin der Angehörigenreihe in der LWL-Klinik Herten. Das Konzept ist in allen Gruppen gleich: An sechs Themenabenden werden neben den Genesungsbegleitern Ärzte, Sozialarbeiter, Pflegefachkräfte und eine Seelsorgerin zu Wort kommen und grundlegende Informationen über psychische Erkrankungen vermitteln. Symptome, Ursachen, Entwicklungen, Verlauf und der Umgang mit Belastungen und Krisen sind Inhalte der Gespräche sowie der Austausch untereinander. An einem Abend beantwortet ein Facharzt Fragen zum Umgang mit Medikamenten und zu Behandlungsmöglichkeiten, an einem weiteren Abend zum Thema Psychopharmakotherapie.

Nach den Osterferien stehen wieder zwei parallele Gruppenangebote auf dem Programm, die jeweils gezielt auf die unterschiedlichen Erkrankungen eingehen werden. Die erste Gruppe startet am Montag, 24. April 2017, und richtet sich an Angehörige von psychisch erkrankten Menschen, die unter affektiven Störungen leiden. Verantwortlich für diese Gruppe sind die Diplom-Sozialarbeiterinnen Annkathrin Heinz und Pfarrerin Ulrike Nowoczin. Ab Mittwoch, 26. April, führen die seit vielen Jahren in der Psychiatrie tätigen Fachkräfte Brigitte Ilhan und Dirk Ahmann durch die zweite Gruppe mit dem Schwerpunkt „Psychose/Schizophrenie“.

Interessierte Angehörige sind zu insgesamt sechs Themenabenden im Zeitraum vom 24.4. bis 23.5.2017 (1. Gruppe) und vom 26.4. bis 24.5.2017 (2. Gruppe) mit einem gemeinsamen Termin am 30.5., jeweils von 18.00 Uhr bis 19.30 Uhr, im Konferenzraum der LWL-Klinik Herten (Im Schloßpark 20), eingeladen. Die Teilnahme ist kostenlos und unabhängig davon, ob sich ein Familienmitglied in stationärer Behandlung befindet. Anmeldungen sind nicht erforderlich.

Bildzeile:
Nach Ostern im Trialog mit den Angehörigen (v.l.): Genesungsbegleiter Guido Elfers und Hildegard Kofoth, die leitenden Fachkräfte der Angehörigengruppe „Psychose/Schizophrenie“ Brigitte Ilhan und Dirk Ahmann sowie Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag. (Bildquelle: LWL/Sommer)