13. November 2015

Drillinge ohne Kaiserschnitt geboren

Große Seltenheit in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise

In der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn haben in dieser Woche dreieiige, natürlich empfangene Drillinge das Licht der Welt erblickt. An sich schon eine Besonderheit, die selbst in OWLs größter Geburtsklinik nicht in jedem Jahre vorkommt. Doch diesmal ist die Sensation noch größer: Die drei Kinder wurden auf natürlichem Wege, ohne Kaiserschnitt, geboren – eine bundesweite Seltenheit.

„Wir haben bereits einen dreijährigen Sohn, bei dem ich eine sehr gute Geburt hatte“, erzählt Mutter Burcu Yagci (29), die mit ihrer Familie in Bad Lippspringe lebt. „Warum sollte das bei Drillingen nicht möglich sein, habe ich mir überlegt. Ich wollte keinen Kaiserschnitt.“ Mehr noch: „Ich wollte die Schwangerschaft unbedingt so lange austragen, dass unsere Babys keine Beatmung oder eine Lungenreifespritze bekommen müssen, wie Kinder, die viel zu früh geboren werden“, erzählt sie. Auch das hat sie geschafft. Die Geschwister Alya (1.730 g, 43 cm), Ata (2.180 g, 48 cm) und Efna (2.090 g, 46 cm) wurden am 9. November in der 35. Schwangerschaftswoche innerhalb von 35 Minuten in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise in Paderborn geboren. Allen drei Kindern geht es gut. Auch wenn Alya im Moment noch die meiste Zeit im Inkubator liegt und wie ihre beiden Geschwister noch ein wenig an Gewicht zulegen muss, konnten alle drei Kinder die Frühgeborenenintensivstation des St. Vincenz-Krankenhauses bereits verlassen.

Voraussetzung, um Drillinge auf natürlichem Wege entbinden zu können, sei eine gleichmäßige Entwicklung der Kinder, eine gutes Gewicht und die richtige Lage im Mutterleib, erklärt Christine Schmücker, Leitende Oberärztin der Geburtshilfe des St. Vincenz-Krankenhauses, die die Geburt zusammen mit Hebamme Andrea Gebertshan geleitet hat. Darüber hinaus seien ein erfahrenes Geburtshilfe- und Kinderklinikteam, eine sehr große Teambereitschaft, eine gute Planung und der unbedingte Wille der Eltern unerlässlich. „Frau Yagci hatte eine Bilderbuchschwangerschaft. Beide Eltern waren absolut motiviert, die Entbindung ohne Kaiserschnitt durchführen zu wollen, und auch die Kinder haben uns unter der Geburt ganz klar gezeigt, dass sie auf natürlichem Wege zur Welt kommen wollen“, erzählt sie. „Keines der Kinder zeigte Anzeichen von negativem Geburtsstress.“ „Natürlich war die Anspannung größer, als bei einer Einlingsgeburt“, erinnert sich Hebamme Andrea Gebertshan. „Trotzdem herrschte im Kreißsaal eine locker-leichte Atmosphäre. Es war eine ganz tolle normale Geburt. Wir wussten ja, dass vor der Kreißsaaltür alles für einen eventuellen Kaiserschnitt und die schnelle Versorgung der drei Kinder im Notfall bereitstand.“

Die Chance einer Schwangerschaft mit dreieiigen Drillingen liegt bei 1:7.000, weiß Christine Schmücker. „Wir haben uns schon ein wenig gefühlt, wie bei einem Lottogewinn“, erinnert sich Mutter Burcu an den Moment, in dem sie und ihr Mann erfahren haben, dass sie Drillingseltern werden. „Die Gewinnauszahlung sind für mich drei gesunde Kinder.“ „So ein Geschenk bekommt nicht jeder“, betont auch Vater Mesud (31). „Auch wenn ich im ersten Moment ‚Au weia‘ gedacht habe. Schließlich möchte man allen Kindern die gleichen Möglichkeiten bieten: Musikunterricht, Sportverein, ein eigenes Zimmer, eine gute Berufsausbildung. Da wird schon noch die eine oder andere Herausforderung auf uns zukommen“, grübelt er. „Eine Patenschaft mit einem Drogeriemarkt wäre nicht schlecht“, scherzt Burcu Yagci. „Und vielleicht bringt der Weihnachtsmann ja auch ein neues Auto, in dem alle vier Kinder Platz haben.“