26. Oktober 2012
Direkter Blick ins Herz
St. Vincenz-Kardiologie mit OWL-weit einzigartiger Endoskopie- und Lasertechnik
Als einzige Klinik in OWL setzt der Fachbereich Kardiologie des Paderborner St. Vincenz-Krankenhauses unter Leitung von Chefarzt Professor Dr. Andreas Götte seit einiger Zeit eine hochmoderne Lasertechnik zur Behandlung von Vorhofflimmern ein. Besonderer Vorteil der Methode: Durch ein Endoskop wird bei dem Verfahren „durchs Schlüsselloch“ eine Kameraoptik zusammen mit dem Laser für die Untersuchung ins Herz eingeführt. So kann der behandelnde Arzt unter Sichtkontrolle mit dem Laser die notwendige Verödung („Ablation“) vornehmen, um das Vorhofflimmern zu beseitigen. In herkömmlichen Verfahren erfolgt die Darstellung des Herzens während der Untersuchung per Röntgenbild oder durch elektrische Signale. Durch die Kameratechnik kann die Behandlung jedoch per Sichtkontrolle erfolgen – mit einem direkten Blick ins schlagende Herz.
„So wie es derzeit aussieht, reicht bei dieser Vorgehensweise häufig schon ein einziger Eingriff für den vollen Behandlungserfolg“, schildert Professor Götte, der ein ausgewiesener Experte im Bereich der Herzrhythmusstörungen und des Vorhofflimmerns ist. „Bei den herkömmlichen Verfahren zur Ablation von Vorhofflimmern müssen wir häufig zwei Eingriffe vornehmen, um eine anhaltende Arrhythmiefreiheit zu erlangen. Die neueste Laser-Technik erscheint hingegen als Möglichkeit, schon mit einem Eingriff eine sehr effektive Behandlung des Vorhofflimmerns zu erreichen.“ Jedoch erfordere die Führung von Laser und Instrumenten im Herz des Patienten ein sehr hohes Maß an Erfahrung und Fingerspitzengefühl, so Götte weiter.
Der Laser stellt eine Erweiterung der konventionellen Methoden wie der Herzstromkatheterablation zur Behandlung des Vorhofflimmerns dar. Infrage kommt die neue Technik für Patienten, die unter anfallsartigem Vorhofflimmern leiden. Die Größe der Herzvorhöfe und die Dauer des Vorhofflimmerns sind weitere Kriterien. „Wir sehen es als unsere Aufgabe, aus dem derzeit verfügbaren Portfolio der Herzkathetertechniken ganz individuell für jeden Patienten die optimale Methode zur Rhythmustherapie wählen zu können“, betont Götte. „Die neue Lasertechnik gehört unserer Ansicht nach unbedingt dazu.“ Deutschlandweit ist dieses Verfahren bislang erst an etwa zehn Kliniken verfügbar.
Im Auftrag der europäischen Gesellschaft für Kardiologie werden Professor Götte und britische Rhythmusexperten in den kommenden Monaten von Kamerateams bei Katheterablationen und Herzschrittmacherimplantationen begleitet. Die angefertigten Operationsfilme sollen dann zu Lehrzwecken – unter anderem auf internationalen Kongressen – verwendet werden.
Hintergrundinfo Vorhofflimmern
Vorhofflimmern ist die häufigste anhaltende Herzrhythmusstörung und eine der häufigsten Ursachen für ambulante Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte. Nach aktuellen Schätzungen sind rund 800.000 Menschen in Deutschland, also rund ein Prozent der Bevölkerung, davon betroffen. Aufgrund des demografischen Wandels und der Zunahme von Risikofaktoren wie Bluthochdruck und Übergewicht steigt die Zahl der Vorhofflimmerpatienten ständig. Experten rechnen mit einer Verdoppelung in den nächsten 50 Jahren.
Vorhofflimmern ist als Rhythmusstörung selbst nicht lebensbedrohlich, kann aber zu gravierenden Folgeschäden führen, insbesondere zum Schlaganfall. Eine Vielzahl häufiger Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzmuskelschwäche (Herzinsuffizienz), koronare Herzerkrankung und Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) sowie Übergewicht und übermäßiger Alkoholkonsum begünstigen das Auftreten von Vorhofflimmern.
Quelle: http://www.kompetenznetz-vorhofflimmern.de