10. Februar 2010

Die den Schmerz nehmen

Chefarztwechsel in der Anästhesie am Ev. Krankenhaus Witten

Das Evangelische Krankenhaus Witten hat am Mittwoch, 10. Februar, den langjährigen Chefarzt seiner Klinik für Anästhesie und Intensivmedizin, Dr. Walter Kremer, in den verdienten Ruhestand verabschiedet. Beim Festakt in der Krankenhauskapelle wurde zugleich Kremers Nachfolger, Dr. Kai Behle-Rob, in sein neues Amt eingeführt. Behle-Rob war bisher Oberarzt der Klinik.

„Das Wichtigste in der Anästhesie ist Schmerzfreiheit. Dr. Kremer hat auf diesem Gebiet Hervorragendes geleistet und zahlreiche neue Verfahren an unserem Haus eingeführt und etabliert“, würdigt EVK-Geschäftsführer Jörg Friedrich den scheidenden Chefarzt.

Der gebürtige Bayer Walter Kremer wechselte im Oktober 1980 aus Mainz an die Ruhr – zunächst als Oberarzt mit der Aussicht auf Übernahme der Chefarztstelle, die im Juni 1981 erfolgte. Gleich in seinen ersten Jahren in Witten führte Dr. Kremer die Kombination aus Vollnarkose und rückenmarksnaher Periduralanästhesie bei großen Eingriffen ein. Damit war das Evangelische Krankenhaus seiner Zeit weit voraus. „Damals wurde die Kombination von den meisten Ordinarien abgelehnt, weil diese doppeltes Risiko annahmen“, erinnert sich Dr. Kremer. „Heute ist das Verfahren Standard.“ Denn dadurch könnten nicht nur Narkosemittel und Muskelrelaxanzien eingespart werden. Auch eine aufwändige Nachbehandlung auf der Intensivstation sei in vielen Fällen nicht mehr erforderlich. Zudem verspüren die Patienten beim Aufwachen aus der Narkose keinen Schmerz.

Kosten konnten durch neue Narkoseverfahren eingespart werden, erläutert Dr. Kremer. So habe er Anfang der 1980er Jahre auf ein Verfahren mit deutlich niedrigerem Frischgaszufluss umgestellt, wodurch der Lachgasverbrauch erheblich reduziert werden konnte. Seit etwa fünf Jahren werde am Evangelischen Krankenhaus Witten ganz auf Lachgas verzichtet.

Gerne erinnert sich Dr. Kremer auch an den Aufbau der interdisziplinären Intensivstation in ihrer heutigen Form. Dabei hätten ihn seine beiden langjährigen Wegbegleiterinnen, Oberärztin Dr. Regina Neus und die damalige pflegerische Leitung der Intensivstation und spätere Pflegedienstleitung Lareine Kennedy, sehr unterstützt, betont er. „Sie haben die Intensivstation zu dem gemacht, was sie heute ist.“

Ganz will sich der Neu-Rentner noch nicht aus dem Berufsleben verabschieden und noch ein paar Vertretungen übernehmen. Ansonsten möchte der 65-Jährige mit seiner Frau Maja viel Zeit auf dem Golfplatz verbringen und an seinem Handicap feilen.

Kremers Nachfolger Dr. Kai Behle-Rob bezeichnet sich selbst als „Gewächs dieses Hauses“. Der 39-Jährige besuchte als Kind die Tagesstätte des Diakoniewerks auf dem Gelände an der Pferdebachstraße. 1990 leistete er seinen Zivildienst im Evangelischen Krankenhaus ab, zunächst als Handwerker, dann in der Pflege. Während des Medizinstudiums in Bochum arbeitete er als Aushilfe im Pflegedienst auf verschiedenen Stationen, unter anderem auf der Intensivstation. Seine Zeit als Arzt im Praktikum sowie die Facharztausbildung in der Anästhesie absolvierte Behle-Rob ebenfalls in der Klinik an der Pferdebachstraße. Anschließend arbeitete er ein Jahr lang in der Wittener Anästhesiepraxis bei Dr. Matthias Thöns. Im Oktober 2006 kehrte er als Oberarzt ans Evangelische Krankenhaus zurück.

Gute Narkosen und eine gute postoperative Schmerztherapie zu gewährleisten, sieht der neue Chefarzt als seine Hauptaufgabe an. „Schmerztherapie hat an unserem Haus Tradition“, sagt er. „ Das will ich weiterführen und ausbauen.“ So hat das Evangelische Krankenhaus kürzlich neue Schmerzpumpen angeschafft, die sich noch besser einstellen lassen und so eine noch exaktere Dosierung ermöglichen. Schmerzpumpen werden nach größeren Operationen eingesetzt und können vom Patienten selbst gesteuert werden.

Ausgleich von der Arbeit im OP sucht Dr. Behle-Rob, der mit seiner Lebensgefährtin, deren Tochter, Hund und Katze in Durchholz wohnt, am liebsten im Garten. Dort züchtet er mit Begeisterung Zitrusfrüchte, Paprika oder Peperoni.

„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Dr. Behle-Rob einen Chefarzt gewinnen konnten, der über eine hohe fachliche Expertise verfügt und diesem Haus seit vielen Jahren verbunden ist“, sagt Geschäftsführer Jörg Friedrich. „Da er die Abteilung kennt, kann er die Arbeit seines Vorgängers nahtlos fortsetzen und die Einbindung unserer Anästhesieabteilung in die lokalen und regionalen Versorgungsstrukturen weiterentwickeln.“