05. Mai 2010

Die Bombe entschärfen

Das Gefäßzentrum Kplus Haan nimmt am 8. Mai 2010 am bundesweiten Screeningtag teil.

2,6 Prozent aller Männer in Deutschland haben ein Bauchaortenaneurysma - ohne es zu wissen. Und wenn man alle Deutschen ab dem 65. Lebensjahr betrachtet, sind sogar 14 Prozent betroffen - ohne je ein Symptom verspürt zu haben. Denn das ist das Tückische an der Aussackung der Bauchschlagader, dem Bauchaortenaneurysma: Wie eine tickende Bombe schlummert es unbemerkt im Bauch des Patienten. Bei Männern sechsmal häufiger als bei Frauen. "Erst bei einer sehr starken Größenzunahme des Aneurysmas kann es zu ausgeprägten Rücken- oder Bauchschmerzen kommen, die dann häufig falsch interpretiert werden", weiß Dr. Udo Huberts, Chefarzt der Gefäßchirurgie am St. Josef Krankenhaus Haan. Rund 12.000 Menschen versterben deshalb jährlich an einem geplatzten Aneurysma. Eine Situation, die Dr. Udo Huberts und sein Team im Gefäßzentrum Kplus Haan gemeinsam mit der Deutschen Gesellschaft für Gefäßchirurgie und Gefäßmedizin (DGG) entschärfen wollen. Deshalb beteiligen sich die Haaner Gefäßchirurgen mit einer Screeningaktion am bundesweiten Gefäßtag der DGG: Am 8. Mai sind alle Interessierten von 9 bis 14 Uhr zu einer kostenlosen Ultraschalluntersuchung in die Aula im St. Josef Krankenhaus eingeladen.

Hierbei wird festgestellt, ob die Hauptschlagader im Bauchraum vergrößert ist. "Normalerweise misst die Bauchaorta bei Männern 2,2 Zentimeter, bei Frauen 1,8 cm im Durchmesser", erläutert Dr. Udo Huberts. Bei einer Vergrößerung um mindestens das Doppelte spricht man von einer Erweiterung, die behandelt werden sollte. Wichtig ist aber auch, wie schnell die Erweiterung fortschreitet. Betroffenen mit kleineren Aussackungen wird deshalb eine halbjährliche Ultraschalluntersuchung nahe gelegt. "Auch wenn es zu einem schnellen Größenwachstum kommt, ist eine Operation unabwendbar", erklärt Dr. Udo Huberts. Eine schnelle Diagnose und Therapie ist lebenswichtig. Denn wenn das Aneurysma platzt bleibt nicht viel Zeit, um ein geeignetes Krankenhaus aufzusuchen und die Operation durchzuführen. Eine breit angelegte Vorsorgeuntersuchung (Screening) der Bauchschlagader mit einer einfachen, den Patienten nicht belastenden Ultraschalluntersuchung könnte viele Leben retten. "Deshalb sind wir gemeinsam mit der DGG daran interessiert, dass eine solche Untersuchung zukünftig von den Krankenkassen bezahlt wird", plädiert Dr. Udo Huberts für das Screening. Denn Studien aus anderen europäischen Ländern haben gezeigt, dass das Risiko, an einem geplatzten Bauchaortenaneurysma zu sterben so um 50 Prozent gesenkt werden könnte.