01. Dezember 2010

Beschäftigungsangebote langfristig sichern

Staatssekretär Dr. Wilhelm Schäffer zu Besuch bei den Alexianern

Um sich über die vielfältigen Beschäftigungsangebote der Alexianer Aachen GmbH für Menschen mit psychischer Behinderung und Vermittlungshemmnissen auf dem ersten Arbeitsmarkt zu informieren, besuchte Dr. Wilhelm Schäffer, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, die Alexianer in Aachen. Nach der Begrüßung durch Alexianer-Geschäftsführerin Britta Marquardt stellte Jürgen Amberg, Wohnbereichsdirektor der Alexianer Aachen GmbH, den Wohn- und Betreuungsverbund der Alexianer vor. Er betreut täglich rund 300 Menschen in dezentral über das Aachener Stadtgebiet verteilten Wohnheimen oder in der eigenen Wohnung (Ambulant Betreutes Wohnen) und bietet rund 300 Klienten Beschäftigung und Arbeit: von tagesstrukturierenden Maßnahmen bis hin zu sozialversicherungspflichtigen Tätigkeiten. 171 Plätze sind durch die ARGE der Städteregion Aachen gefördert. Aus diesem Grund nahm auch Stefan Graaf, Geschäftsführer der ARGE in der Städteregion Aachen, an dem Besuch teil.
Graaf betonte "die seit Jahren äußerst gute Zusammenarbeit mit den Alexianern".
Schäffer lobte "die beeindruckende Architektur" des Angebotes und konnte sich gleich ein unmittelbares Bild von der Vielseitigkeit verschaffen, denn sein Besuch fand auf dem von den Alexianern betriebenen Bioland-Bauernhof "Maria Haus" am Gemmenicher Weg statt. Hier arbeiten unter qualifizierter Anleitung 45 Menschen mit Beeinträchtigungen in der Feld- und Gartenarbeit, im hofeigenen und von vielen Aachenern gerne genutzten Bioladen, in der Schreinerei und in der Schuhsohlenherstellung.
Schäffer bedankte sich für die Anschaulichkeit der präsentierten Projekte und war beeindruckt von der Modernität des Angebotes. In der Diskussion unterstützte er die Position der Alexianer sowie von ARGE-Geschäftsführer Graaf, dass es weiterhin langfristige arbeitsmarktpolitische Fördermöglichkeiten für die Klienten in den Programmen der Alexianer und der ARGE geben müsse. Gerade in diesem Bereich stehen aufgrund der aktuellen Einsparmaßnahmen im Bundeshaushalt erhebliche Kürzungen an. "Leider hat das Land in diesem Bereich nur wenige Mittel zur Verfügung", verdeutlichte Schäffer. Insbesondere forderte er: "In der Arbeitsmarktpolitik muss sich die Erkenntnis durchsetzen, dass es viele Menschen gibt, die sehr wohl in den Arbeitsmarkt gebracht werden können, wenn sie langfristig in Projekten vorbereitet werden können. Die aktuellen Pläne der Bundesregierung setzen jedoch auf verkürzte Förderzeiträume. Das wird vielen Beschäftigten und den Anbietern der Projekte nicht gerecht." Zusätzlich forderte Schäffer eine offene Diskussion darüber, dass es auch förderwürdige Arbeitnehmer gebe, die dauerhaft nur in Projekten und nicht auf dem ersten Arbeitsmarkt beschäftigt werden könnten. Hier verlangte er Sicherheit für die Beschäftigten und die Anbieter entsprechender Maßnahmen. Abschließend versprach er den Alexianern und ARGE-Geschäftsführer Stefan Graaf, diese Anliegen auch in Düsseldorf zu transportieren.
Nach dem Rundgang präsentierten die Alexianer zwei weitere ihrer Projekte: die Bus- und Bahnbegleitung in der Städteregion Aachen sowie das Internetradio Radio am Alex. Die Busbegleitung ist ein kostenloser Service für ältere Menschen und Menschen mit Behinderung im öffentlichen Nahverkehr mit dem Ziel, ihnen Bus- und Bahnfahrten zu ermöglichen, die sie sich allein nicht zutrauen würden. Klienten der ARGE sind als Busbegleiter tätig. Dadurch schulen sie ihre sozialen und beruflichen Kompetenzen und können so ihre Integrationschancen auf dem Arbeitsmarkt verbessern. Derzeit bietet das Projekt in Kooperation mit der ARGE 20 Arbeitsgelegenheiten mit Mehraufwandsentschädigung für Arbeitslosengeld-II-Empfänger und drei sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze für Klienten der ARGE im Rahmen der bundesweiten Beschäftigungsinitiative Jobperspektive. Weitere Kooperationspartner der Busbegleitung sind der Seniorenrat der Stadt Aachen, die Behindertenbeauftragten der StädteRegion Aachen, die ASEAG und die Stadt Herzogenrath.
Radio am Alex findet sich im Internet unter www.radio-am-alex.de. Ziel des Projektes ist ebenfalls die (Wieder-)Eingliederung der Teilnehmer in den Arbeitsmarkt. Kooperationspartner ist neben anderen auch hier die ARGE. So bietet Radio am Alex Menschen, die Arbeitslosengeld II beziehen, eine Arbeitsgelegenheit. Andere Redaktionsmitglieder wirken nach einer psychischen Erkrankung im Rahmen der Arbeitstherapie oder als tagesstrukturierende Maßnahme mit. Dem Redaktionsteam gehören neben der hauptamtlichen Leitung rund 20 Mitglieder an. Sie produzieren das gesamte Programm: Radio am Alex stellt dreimal täglich aktuelle Nachrichtensendungen aus der Region und weitere ständig abrufbare Beiträge als Podcasts (also als vorgefertigte Beiträge) online und geht auch regelmäßig live im Internet auf Sendung.
Das gemeinsame Mittagessen veranschaulichte erneut, wie wert- und sinnstiftend Menschen in Beschäftigungsprogrammen eingesetzt werden können. Es war zubereitet von Beschäftigten des "Café Kontakt", eines weiteren Integrationsangebotes der Aachener Alexianer.

Foto: Der gebürtige Aachener Dr. Wilhelm Schäffer (3. v. l.), Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales des Landes NRW, informierte sich über die Beschäftigungsangebote der Alexianer und besuchte dabei auch den Bioladen von "Maria Haus". Mit im Bild: Alexianer-Wohnbereichsdirektor Jürgen Amberg (l.), Alexianer-Geschäftsführerin Britta Marquardt (4. v. r.) und ARGE-Geschäftsführer Stefan Graaf (r.) mit weiteren Alexianer-Beschäftigungsexperten, einem Beschäftigten und Svenja Nordmann (5. v. l.) aus dem Stab von Dr. Schäffer.
(Foto: Manuela Wetzel)