14. Februar 2013

Alles vorbei?

Gesundheitspolitischer Aschermittwoch in Siegen

Die Siegerländer Krankenhäuser luden zum 1. Siegener Gesundheitspolitischen Aschermittwoch ein. Bei der Veranstaltung im St. Marien-Krankenhaus Siegen trafen die Geschäftsführungen von Diakonie in Südwestfalen, Kreisklinikum Siegen, DRK-Kinderklinik und St. Marien-Krankenhaus Siegen mit den heimischen Bundes- und Landtagsabgeordneten sowie dem Landrat des Kreises Siegen-Wittgenstein zusammen.

Die vier Siegerländer Krankenhausträger stellen die stationäre medizinische Versorgung für etwa 300.000 Bürgerinnen und Bürger der Region sicher. Sie beschäftigen circa 6.000 Menschen und erwirtschaften einen jährlichen Umsatz von etwa 400 Millionen Euro. Auf der Agenda des 1. Siegener Gesundheitspolitischen Aschermittwochs standen:

• Der Wirtschaftsfaktor Krankenhaus im Oberzentrum Siegen
• Grundlegendes zur Krankenhausfinanzierung
• Aktuelle Lage der Krankenhäuser
• Fragen an die Politik
• Regionale Forderungen

Der Gesundheitspolitische Aschermittwoch ist eingebettet in die bundesweite Kampagne „Wir alle sind das Krankenhaus“ der Deutschen Krankenhausgesellschaft sowie in die Kampagne des Verbandes der Klinikmanager Deutschlands. Mit der Kampagne soll die Politik und Öffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht werden, dass im Interesse aller die Zukunft der hochwertigen Krankenhausmedizin mit einer fairen Finanzierung gesichert werden muss. Es muss zudem eine Entpolemisierung und ein Ende wechselseitiger Diffamierungen eintreten. Dabei spiegelt die Situation im Siegerland die Grundproblematik auf nationaler Ebene: Die Rahmenbedingungen sind extrem schwierig geworden, und eine dauerhaft flächendeckende Versorgung ist gefährdet.

„Wir möchten den Handelnden in Land und Bund aufzeigen, dass eine Fortsetzung der aktuellen Gesundheitspolitik immer mehr Krankenhäuser in wirtschaftlich bedrohliche Lagen versetzt und die Patientenversorgung gefährdet“, erklären Hans-Jürgen Winkelmann und Christoph Rzisnik, Geschäftsführer der St. Marien-Krankenhaus Siegen gem GmbH. „„Den Krankenhäusern geht es schlecht, weil die rasant steigenden Kosten seit Jahren ohne Gegenfinanzierung bleiben. Auch die Krankenhäuser im Siegerland sind darauf angewiesen, dass mehr Geld in die Krankenhausmedizin fließt““, ergänzt Dr. Josef Rosenbauer, Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen gGmbH. Die Gesellschaft vertraue in die Krankenhäuser und sehe die Notwendigkeit einer funktionierenden Gesundheitsversorgung. „Es darf daher nicht sein, dass die Kliniken – trotz Milliardenüberschüssen bei den Krankenkassen – dauerhaft unterfinanziert bleiben und sich fast täglich gegen ungerechtfertigte Angriffe von Lobbyisten in Düsseldorf und Berlin zur Wehr setzen müssen“, sagt Bertram Müller, Geschäftsführer der Kreisklinikum Siegen GmbH. Die Siegerländer Kliniken möchten daher mit dem 1. Siegener Gesundheitspolitischen Aschermittwoch die öffentliche Diskussion anregen. „Wir müssen dringend einen Umdenkprozess einleiten, damit die Fakten und Realitäten in unseren Kliniken von der Politik sachgerecht wahrgenommen werden“, so Stefanie Wied, Geschäftsführerin der DRK-Kinderklinik Siegen GmbH.

Die Geschäftsführer bezeichnen die aktuelle Situation von Kliniken im Siegerland als schwierig. „Zu nennen ist da insbesondere die Situation der DRK-Kinderklinik, ergänzt Landrat Paul Breuer. Gerade die Kinderkliniken sind im geltenden DRG-System unzureichend abgebildet und leiden deshalb ganz besonders unter dem Kostendruck“ . Die Zukunftserwartungen der hiesigen Krankenhäuser für 2013 fielen insgesamt pessimistisch aus. „Wir erwarten ganz klar eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation“, so die Krankenhaus-Manager. Gleichzeitig drängten inszenierte Kampagnen starker Lobbygruppen die Kliniken in eine Glaubwürdigkeitskrise. Schließlich lege die Politik den Kliniken über neue Gesetze immer höhere Anforderungen auf, ohne ihre Finanzierung zu sichern. „Investitionen in Sicherheit und Qualität erfordern ausreichende finanzielle Mittel“, fassen die Geschäftsführer die Situation zusammen.

Das Hauptproblem für die Kliniken ist die Refinanzierung der Kosten bei gleichzeitig weiter stattfindenden Kürzungen. Dies bewirkt bei den Kliniken im Siegerland eine Finanzierungslücke von annähernd 20 Millionen Euro. „Der stationäre Versorgung an allen Klinikstandorten im Siegerland könnte besser dastehen, wenn die Kürzungen abgewendet und die notwendigen strukturellen Anpassungen unterstützt werden“, so die Geschäftsführer. Dies wäre sogar ohne Kostensteigerungen im Gesundheitswesen möglich, wenn die Überschüsse der Krankenkassen sachgerecht verteilt würden.

Die Krankenhausträger im Siegerland appellieren nachdrücklich an die Politiker auf allen Ebenen, schnell aktiv zu werden und sich nicht durch die bevorstehenden Wahlen lähmen zu lassen. „Gesundreden hilft hier nicht! Die Medizin heißt Kürzungsstopp und faire Refinanzierung von anerkannt guten Leistungen.“