03. April 2023

Ein Platz für laute und leise Sorgen

„Klagemauer“ in der Kapelle des Clemenshospitals ist beliebt

© Döbbe Münster. Pflegekräfte mit schnellen Schritten, Angehörige auf dem Weg ins Patientenzimmer, Ärztinnen und Ärzte mit dem Telefon am Ohr: In einem Krankenhaus ist viel Bewegung, so auch im Clemenshospital in Münster. Das konfessionelle Haus, das eine Einrichtung der Alexianer und der Clemensschwestern ist, bietet aber auch Orte für Ruhe, Innehalten und Besinnung: Die kleine Kapelle im Eingangsbereich, die 2021 mit dem Neubau eröffnet wurde, bietet so einen Rückzugsort. Und dieser wird viel frequentiert, wie ein Blick auf die klinikeigene „Klagemauer“ beweist. Hier können Besucherinnen und Besucher ihre Sorgen und Nöte anonym zu Papier bringen. Mehr als 500 Menschen haben das in den vergangenen 365 Tagen getan.

Ganz wie beim großen Vorbild in Jerusalem hat auch die Klagemauer in der Kapelle im Clemenshospital zahlreiche kleine Nischen und Ritzen, in die die Zettel mit den Sorgen und Gedanken einen Platz finden. „Wir haben von Ostern 2022 bis jetzt gesammelt, also ein Jahr lang“, berichtet Mechthild Döbbe aus dem Seelsorgeteam des Hauses. Gemeinsam mit ihrer Kollegin und ihren Kollegen Sr. Lucia Dießel, Pfarrer Arndt Menze und Br. Konrad Schneermann ist sie für die Anliegen von Patienten, Besuchern und Mitarbeitern da, hat ein offenes Ohr, gibt einen Rat, hört zu. Mehr als 500 kleine Botschaften wurden so seit dem vergangenen Osterfest hinterlassen. Alle sind anonym, aus manchen werden Fürbitten für die Gottesdienste formuliert. „Atem holen in einer atemlosen Welt, Dinge vor Gott bringen“ umschreibt es die Pastoralreferentin Döbbe, die weiß, dass besonders oft Patienten und Angehörigen von schwer Erkrankten den Weg in die Kapelle finden, um Hoffnung zu schöpfen. Auch Mitarbeitende haben schon so manchen Gedanken hier hinterlassen.

In der Osternacht will das Seelsorgeteam die Inhalte der Klagemauer im Osterfeuer verbrennen, dann, wenn die neue Osterkerze entzündet wird. „Es ist gut, dass es diesen Raum gibt“, so Mechthild Döbbe, und die vielen Botschaften geben ihr recht.

Bild: In der Kapelle des Clemenshospitals gibt es eine eigene Klagemauer, mehr als 500 Botschaften wurden darin seit Ostern 2022 hinterlassen.
Foto: Döbbe