09. September 2021

10. September: Tag der Suizidprävention
Ins Gespräch kommen, Beziehung halten, Leben retten

LWL-Klinik Herten über den psychiatrischen Notfall und erste Hilfen

© LWL/Cornelius Dally Herten (lwl). Der Suizid ist nach wie vor ein gesellschaftliches Tabuthema. Zum Tag der Suizidprävention (10.9.) möchte die LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) darauf aufmerksam machen, wie wichtig es ist, über Suizid offen zu sprechen. Im Sinne der Betroffenen und auch im Sinne der Angehörigen. Denn der Umgang mit akuten Krisen kann Leben retten.
Die Zahlen sind zwar rückläufig, doch gehört der Suizid zu einer der häufigsten Todesursachen weltweit. In Deutschland starben 2019 etwa 9.000 Menschen durch Suizid, fast doppelt so viel wie im Verkehr. Mit 76 Prozent zählen vor allem Männer zu den Suizidenten. Die Suizidraten steigen mit höherem Alter und unter alleinlebenden Menschen, und oftmals liegt eine psychische oder körperliche Erkrankung zugrunde.
Stefan Wierzba, Oberarzt in der LWL-Klinik Herten und zuständig für die Akut- und Intensivpsychiatrie, wünscht sich eine Enttabuisierung und klärt über Hilfen und präventive Maßnahmen im psychiatrischen Notfall auf. In Vorträgen, wie zuletzt vor dem Hausärztlichen Qualitätszirkel in Herten am vergangenen Mittwoch (8.9.), spricht er über den Suizid, wie er als Notfall zum Beispiel auch in den Hausarztpraxen auftauchen kann. „Ein Mensch, der suizidale Gedanken hegt und ausspricht, sollte ernst genommen werden und zeitnah ein Gesprächsangebot erhalten“, so der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. „Zuhören und Empathie helfen, eine tragfähige Beziehung aufzubauen. Es geht darum, verbindliche Vereinbarungen zu treffen, damit der oder die Betroffene sich schnell Hilfe sucht. Die Gesprächsgestaltung ist das A und O.“ Ist dies nicht möglich und eine Eigengefährdung nicht auszuschließen, ist eine Klinikeinweisung unumgänglich.
Die LWL-Klinik Herten bietet in diesen Fällen eine tägliche Allgemein- und Gerontopsychiatrische Notfallsprechstunde von 8 Uhr bis 9 Uhr an. „Menschen in akuter Notlage erhalten hier ohne Termin ein Gesprächsangebot. Hier haben sie dann die Möglichkeit, in einem ruhigen und sicheren Rahmen ihr Anliegen vorzutragen, in dem auch eine Behandlungsstrategie für die nächste Zeit entwickelt werden kann.“ Wichtig: In allen anderen lebenskritischen Fällen ist die LWL-Klinik Herten rund um die Uhr an sieben Tagen in der Woche erreichbar.
Auslöser für suizidale Gedanken können schwere Lebenskrisen sein wie der Verlust des Partners oder der Partnerin durch Trennung oder Tod, finanzielle Sorgen oder Versagensängste. Angehörigen rät Stefan Wierzba, den Suizidgedanken offen anzusprechen, auf keinen Fall herunterzuspielen und gut zuzuhören. „Und dann ist es wichtig, Hilfe zu suchen – ob in Beratungsstellen; bei Hausärzt:innen oder in psychiatrischen Fachkrankenhäusern.“

Erreichbarkeit in akuter Notlage:
LWL-Klinik Herten
Im Schloßpark 20
Telefon 02366 802-0 (rund um die Uhr)

Notfallsprechstunde in der Psychiatrischen Institutsambulanz:
Montag bis Freitag, 8 Uhr – 9 Uhr

Weitere Hilfeangebote für Betroffene und Angehörige im Kreis Recklinghausen:
- Telefonseelsorge, Tel. 0800 1110111 und Tel. 0800 1110222
- Sozialpsychiatrischer Dienst des Kreises Recklinghausen, Tel. 02361 533636
- Kontakt zu Selbsthilfegruppen, Tel. 02361 109735

Bildzeile:
Die LWL-Klinik Herten hilft rund um die Uhr in suizidalen Krisen und bietet wochentags eine Notfallsprechstunde von 8 Uhr bis 9 Uhr an. Bildquelle: LWL/Cornelius Dally