10. September 2025

KGNW und Klimaschutzministerin Mona Neubaur verleihen ersten Krankenhaus-Klimaschutzpreis NRW

19. Krankenhaus-Umwelttag NRW unter besonderem Stern

© KGNW/Roberto Pfeil Unter einem besonderen Stern stand in diesem Jahr der 19. Krankenhaus-Umwelttag NRW am 4. September in Bonn. Erstmals verlieh die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) den Krankenhaus-Klimaschutzpreis NRW für herausragende Maßnahmen an Kliniken im bevölkerungsreichsten Bundesland. NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur und KGNW-Vizepräsident Sascha Klein übergaben vor mehr als 100 Teilnehmenden den Gewinnern Preis, Urkunde und Siegerschecks in drei Kategorien: dem St. Marien-Hospital in Lüdinghausen („größte CO2-Einsparung je Bett“), dem Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum („beste Mitarbeiterbeteiligung“) und dem Luisenhospital in Aachen („beste Übertragbarkeit“). Den Publikumspreis erhielt am Ende des Krankenhaus-Umwelttages das St. Franziskus-Hospital Münster für Klimaschutzmaßnahmen zu einem zirkulären und CO2-reduzierten Bauen.

„Preis soll Anreiz darstellen“

„Seitdem wir vor drei Jahren mit der Initiative Klimaneutrales Krankenhaus starteten, ist die Resonanz immer mehr gestiegen, um auf allen Ebenen etwas für den Klimaschutz zu erreichen“, sagte Vizepräsident Sascha Klein. „Wir wollen mehr Nachhaltigkeit erreichen. Der Preis, den wir hier verleihen, soll einen Anreiz darstellen. Der größte Akt, die gebäudeenergetische Sanierung, steht jedoch bevor. Dafür sind finanzielle Mittel erforderlich“ Gerichtet an die anwesende Ministerin ergänzte er: „Sie haben uns von Beginn an unterstützt und unsere Webseite www.klimaschutz-im-Krankenhaus.de gefördert, die nun bundesweite Relevanz erlangt.“

KGNW-Vizepräsident Sascha Klein© Roberto Pfeil/KGNW KGNW-Vizepräsident Sascha Klein

Auch Monique Moch-Lasok, Knappschaft Kliniken GmbH Recklinghausen, Sprecherin für den Arbeitskreis Umweltschutz im Krankenhaus NRW, und Christoph Franzen, Vorstand Fachvereinigung Krankenhaustechnik e. V. (FKT), Dortmund, hoben in ihren Begrüßungsreden hervor: „Als der Arbeitskreis vor 30 Jahren gegründet wurde, hätten wir uns nie träumen lassen, einmal einen solchen Preis zu verleihen.“

„Klimaschutz und Krankenhaus – it’s a match!“

Klimaschutzministerin Mona Neubaur startete ihre Keynote mit dem treffenden Ausspruch: „Klimaschutz und Krankenhaus – it’s a match! (…) Wir haben in NRW das Ziel, bis 2045 ein klimaneutrales Land zu werden. Sie sind entscheidend. Doch dafür braucht es Rahmenbedingungen. Unser Ziel lautet: mit den Menschen, nicht gegen die Menschen.“ Eine Fahrt in das Kriegsgebiet der Ukraine habe sie zuletzt „nachhaltig“ beeindruckt: „Wir müssen die Krankenhäuser so mit Investitionen versehen, dass sie für mögliche Kriseneinsätze wie gegen die Klimakrise und bei möglichen Szenarien wie in der Ukraine gerüstet sind. Es wird entscheidend sein, dass wir erfolgreich durch die Krisen laufen.“ Ihre Forderung an den Bund: „Die entsprechenden Mittel, auch aus dem Sondervermögen des Bundes, müssen zur Klimaschutz-Investition an die Krankenhäuser fließen.“ NRW leiste mit den zusätzlichen 2,5 Milliarden Euro laut Koalitionsvertrag einen großen Beitrag zum Klimaschutz.

NRW-Klimaschutzministerin Mona Neubaur © Roberto Pfeil/KGNW NRW-Klimaschutzministerin Mona Neubaur

Zur Preisverleihung an die klimaschützenden Krankenhäuser betonte Mona Neubaur: „Jede und jeder von ihnen hätte einen Preis verdient.“ Ein Drittel der NRW-Krankenhäuser hatten sich bereits an der Initiative „Klimaneutrales Krankenhaus“ beteiligt, nach drei Jahren ist sie aufgrund des großen Erfolgs nun entfristet.

Ausgezeichnet: moderne Belüftung, Klima-Teamgeist, weniger Handschuhe

Das St. Marien-Hospital in Lüdinghausen erhielt die mit 7.000 Euro dotierte Auszeichnung für die größte CO2-Einsparung je Bett. Der Motorenaustausch in den Lüftungsanlagen – größte Energiefresser in den Krankenhäusern – erbrachte eine Stromeinsparung von 30 bis 40 Prozent. Die Lüftung wird in Leerzeiten automatisch reduziert.

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Sieger bei bester Mitarbeiterbeteiligung und Gewinner von 5.000 Euro, gründete ein Klimateam als Schnittstelle zwischen den einzelnen Bereichen des Hauses mit regelmäßigen, freiwilligen Terminen und einer Einbindung in Intranet und Krankenhaus-App. Zusätzlich fand ein Ideenwettbewerb „Nachhaltigkeit“ statt.

Das Luisenhospital in Aachen gewann in der Kategorie „beste Übertragbarkeit“ mit seinem Projekt „NO RISK? NO GLOVE!“ ebenfalls 5.000 Euro. Das Ziel: indikationsgerechter Einsatz von Handschuhen statt Reduktion. Das Plakat wurde in hausinternen Schulungen ebenso eingesetzt wie am „Handschuhtag“ und einem weiteren Aktionstag. Kooperiert hatte das Krankenhaus mit der Berliner Charité und dem Krankenhaus Havelhöhe.

Den zum Veranstaltungsende verliehenen Publikumspreis erhielt das St. Franziskus-Hospital Münster für Klimaschutzmaßnahmen zum zirkulären und CO2-reduzierten Bauen. Darüber hinaus hob die Fachjury, bestehend aus ausgewiesenen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Praxis, drei weitere Kliniken und ihre Klimaschutz-Projekte besonders hervor: die LVR-Klinik Bedburg-Hau für ihre „Heatmap“-Kampagne, die Knappschaft-Kliniken GmbH für die Verbundstrategie „Get Green“ und die Universitätsmedizin Essen für die Einführung der Pflichtschulung Nachhaltigkeit.

„Mit den Wissenschaftsleugnern streiten lernen“

Wie wichtig solche Kampagnen und Projekte sind, das wurde allen Teilnehmenden bewusst beim Vortrag des Meteorologen Özden Terli, bekannt aus dem ZDF. Der Titel: „Leben mitten im Klimawandel – von Auswirkung und Handlungsoptionen“. Diese Überschrift wandelte sich direkt am Anfang zu „Leben mitten in der globalen Erhitzung“, da sich „Wandel“ aus seiner Sicht viel zu harmlos anhöre. Das machte er vor allem an der massiv gestiegenen CO2-Konzentration seit den 1950er-Jahren fest.

Meteorologe Özden Terli© Roberto Pfeil/KGNW Meteorologe Özden Terli

Terlis Forderung lautete daher eindeutig: „Die Klima-Wissenschaft ist eigentlich ausgeforscht. Wir müssen nur handeln.“ Doch ausreichende Handlungen auf politischer und gesellschaftlicher Ebene sieht er nicht. Als Folgen der Klimaveränderung beschrieb der Wissenschaftler zunehmende Extremwetterereignisse, Waldbrände und Hitzewellen – wissenschaftlich fundierte Fakten. Dennoch gerät die Wissenschaft verstärkt seitens Wissenschaftsleugnern unter Beschuss, auch aus Richtung der Politik. „Scheuen Sie sich nicht, zu streiten“, appellierte er an sein Publikum, dessen beruflichen Alltag der Klimaschutz prägt.

Eine Posterausstellung der eingereichten Klimaschutzprojekte und drei offene Themenwelten in Form von Workshops rundeten den erfolgreichen 19. Krankenhaus-Umwelttag NRW ab:

  • Themenwelt 1: Abfallmanagement und Kreislaufwirtschaft
  • Themenwelt 2: Nachhaltigkeitsmanagement
  • Themenwelt 3: Energiemanagement und Digitalisierung

© Roberto Pfeil/KGNW