14. Juli 2025

Qualitätsmanagement sichert Effizienz und Transparenz

19. Krankenhaus-Qualitätstag beleuchtete aktuelle und künftige QM-Herausforderungen

© KGNW Die Herausforderungen der Krankenhäuser reißen nicht ab: Wirtschaftlicher Druck, die fortschreitende Digitalisierung und neue Prozessanforderungen, Reformvorhaben wie die Krankenhausreform des Bundes und die NRW-Krankenhausplanung sowie der zunehmende Fachkräftemangel. Damit sieht sich auch Tag für Tag das Qualitätsmanagement (QM) in den Kliniken konfrontiert. Das zeigte sich deutlich unter den 131 Teilnehmenden beim 19. Krankenhaus-Qualitätstag in Duisburg. Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) führte die Veranstaltung Ende Juni 2025 erneut in Zusammenarbeit mit der GQMG, der Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung, durch.

Die Strukturänderungen im Krankenhauswesen gehen einher mit verschärften Dokumentationsanforderungen und Nachweisführungen, vor allem gegenüber dem Medizinischen Dienst (MD). Matthias Blum, KGNW-Geschäftsführer, nannte in seiner Begrüßungsrede beispielhaft den Wandel von „Qualitätskontrolle“ zur „Qualitätsprüfung“ und von „STROPS“ (Strukturmerkmale abrechnungsrelevanter Operationen- und Prozedurenschlüssel/OPS) hin zu „LOPS“ (Leistungsgruppen und OPS-Strukturmerkmale). Beides wirke sich, so ergänzte Matthias Blum, unmittelbar auf das Qualitätsmanagement aus: „Sie fordern uns heraus, flexibel, vorausschauend und vor allem patientenorientiert zu handeln.“ Doch über allem müsse eins stehen: „Die Qualität der Patientenversorgung in den Krankenhäusern darf nicht unter dem ökonomischen Druck leiden, sondern muss die Richtschnur unseres Handelns bleiben. (…) Qualitätsmanagement ist zugleich ein wichtiges Instrument, um Effizienz und Transparenz in Zeiten knapper werdender Ressourcen sicherzustellen.“

© KGNW

Die großen Herausforderungen in der QM-Praxis zeigten sich beim Austausch innerhalb der vier Themenblöcke:

  1. Krankenhausversorgung und Qualitätssicherung: Aktuelle Herausforderungen für die Praxis
  2. Änderungen in den Regelungen zum Qualitätsbericht der Krankenhäuser
  3. Parallele Workshops: MD-Qualitätsprüfungen nach dem KHVVG; QS Sepsis: Praxisnah vorbereiten und umsetzen; Künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement; Nachhaltigkeit im Krankenhaus: Herausforderungen und Chancen
  4. Neue Herausforderungen in der datengestützten einrichtungsübergreifenden Qualitätssicherung und ambulanten Versorgung im Krankenhaus

Von STROPS zu LOPS

© KGNW

Helena Weiß (Foto), Leitung Referat Klinisches Qualitätsmanagement der Alexianer GmbH in Münster, führte in ihrem Vortrag „Leistungsgruppenprüfung – eine neue Aufgabe für das QM?“ praxisgerecht die neuen Herausforderungen des Qualitätsmanagements aus. Diese sieht sie insbesondere beim Wechsel hin zur LOPS-Richtlinie, die am 24. Mai 2025 in Kraft trat – bei der es aber auch noch Änderungen geben kann. Dabei, so erläuterte die Qualitätsmanagerin, wird „mit prospektiver Wirkung festgestellt (...), ob ein Krankenhaus an einem Krankenhausstandort die in Leistungsgruppen und OPS-Kodes festgelegten Anforderungen so vorhält, dass sie für die jeweilige Versorgung grundsätzlich zur Verfügung stehen“. Der Plan: eine wechselseitige Verwendung von Nachweisen und Erkenntnissen aus anderen Prüfungen sowie Anpassungen der Gültigkeitsdauer der Bescheinigungen nach OPS-Strukturprüfungen und Vereinheitlichung des Prüfzeitraums. Ganz wichtig seien gute Schnittstellenprozesse gerade bei Prüfungen, die intern unterschiedliche Verantwortungsbereiche beträfen. Sie empfiehlt: „Alle Daten und Nachweise, die das Haus verlassen (inkl. Qualitätsbericht und InEK Strukturmeldung) sollten durch einen Kopf/eine Stelle gesichtet und auf Konsistenz geprüft werden.“

Katrin Stapenhorst, Abteilungsleiterin Qualitätsmanagement der Christophorus Gruppe in Coesfeld, fasste geänderte Regelungen zum Qualitätsbericht der Krankenhäuser (Qb-R) zusammen. Wofür diese Daten überhaupt verwendet werden, zeigte ihre Infografik:
© K. Stapenhorst/Christophorus Gruppe, Coesfeld/G-BA

„Frühzeitige Beschäftigung mit den Fristen“

Die interne Zusammenstellung des Qualitätsberichts ihres Hauses zieht sich über viele Monate hinweg. Zahlreiche Abteilungen sind beteiligt, bis zwischen dem 15. Oktober und 15. November 2025 die Übermittlung über Datentransfer der Software oder direkt an die Annahmestelle ansteht. Wichtige Fristen:

  • Fehlerprüfung, Kommentierung, Rückmeldung an das IQTIG (Kap. C 6-6.2 C-9): 16.10. bis 31.10.2025
  • Fehlerprüfung, Kommentierung, Rückmeldung an die DeQS-DAS (Kap. C-1.1): 16.10. bis 30.11.2025
  • Nach-/Ersatz-/Korrekturlieferung ohne Gründe: 16.11. bis 15.12.2025

„Die frühzeitige Beschäftigung mit den Fristen ist die Grundlage für die Erstellung des Qualitätsberichts“, mahnte Katrin Stapenhorst (Foto). Weitere Änderungen beim Qualitätsbericht betreffen beispielsweise Namen von Berichtsteilen, neue Berichtsteile, geänderte und erweiterte Angaben bei Eckdaten und zu teilstationären Fällen, Anpassungen bei Mindestmengen.

© KGNW

Das Universitätsklinikum Köln verfügt sogar über eine eigene Stabsabteilung Zentrale Koordination Strukturprüfungen. Sie fungiert als interne und externe Schnittstelle. Das erklärte deren Leiterin Sabine Schönsee. Eine große Einrichtung, die auf diese Art der Komplexität der MD-Strukturprüfung gerecht wird. Dabei nannte Sabine Schönsee als größte Herausforderungen die unterschiedliche Interpretation von Vorgaben, die Vorbereitung auf mögliche kritische Situationen und das kontinuierliche Datenmonitoring.

Neue QM-Felder: KI und Nachhaltigkeit

Oliver Steidle, GQMG-Arbeitsgruppe Digitalisierung & QM und Leitung Stabsstelle Qualitätsmanagement und klinisches Risikomanagement am Universitätsklinikum Essen, beleuchtete in seiner Workshop-Einführung ein neues Feld, das auch im Qualitätsmanagement hohes Potenzial verspricht – die KI: „Von der Akte zum Algorithmus: Künstliche Intelligenz im Qualitätsmanagement – Potenziale erkennen und Bürokratie abbauen“. Dabei betonte er, dass sich kein Krankenhaus langfristig der Digitalisierung und dem KI-Einsatz komplett verschließen könne:

„Digitalisierung ist wiederum das, was eine Organisation innerhalb dieser Entwicklung unternehmen kann, um für Patienten in einer zunehmend technisierten Welt attraktiv zu bleiben und als Organisation zu überleben.“ Zudem könnten „Organisationen steuern, wie sie mit der Digitalisierung umgehen“.

Immer wichtiger wird auch Nachhaltigkeit im Krankenhausbereich mit unmittelbaren Folgen auch für das Qualitätsmanagement. Das stellten Sebastian Schulz, Mitglied der Geschäftsleitung der St. Elisabeth Gruppe, Katholische Kliniken Rhein-Ruhr aus Herne, und Barbara Hegel, dort tätig als stellvertretende Standortverantwortliche Technik , heraus: „Modernes Qualitätsmanagement bedeutet nicht nur die eigene Organisation im Blick zu haben. Es heißt auch darauf zu achten, dass die Dienstleistung sozial verträglich und umweltgerecht ist. Sowohl das Qualitätsmanagement als auch die Nachhaltigkeit zielen darauf ab, Prozesse effizienter zu gestalten und Ressourcen zu schonen.“ Daher gelte es, Nachhaltigkeit in das Qualitätsmanagement zu integrieren und auch QM-Prozesse auf Nachhaltigkeit zu prüfen. Das Qualitätsmanagement ließe sich dank bewährter Prozessstrukturen perfekt für ein erfolgreiches Umwelt- und Nachhaltigkeitsmanagement nutzen. „Die Integration von Nachhaltigkeitszielen in das Qualitätsmanagementsystem ist ein wesentlicher Schritt, um Umwelt- und Sozialverantwortung umzusetzen“, führten die Vortragenden aus.