18. Juni 2024
Null Toleranz bei Gewalt im Krankenhaus
Leitfaden zu „Gewalt und Gewaltprävention im Krankenhaus“ gibt Führungskräften Orientierung
Viele Mitarbeitende in einem Krankenhaus haben schon einmal Gewalt und/oder Aggression gegen sich durch Patientinnen oder Patienten beziehungsweise durch deren Begleitung erlebt. 94 Prozent der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Notaufnahmen berichten von verbalen, 70 Prozent von körperlichen Angriffen gegen sich. Das zeigt eine Studie zu „Belastungen durch Aggression und Gewalt gegenüber Beschäftigten der Pflege- und Betreuungsbranche in Deutschland“ auf. Das Spektrum der geschilderten Übergriffe reicht von Beschimpfen und Bedrohungen über Kneifen und Kratzen bis hin zu Schlägen. Die Arbeit im Krankenhaus wird leider sehr oft durch körperliche Gewalterlebnisse begleitet. Daher hat die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) nun den Leitfaden „Gewalt und Gewaltprävention im Krankenhaus: Handlungsempfehlungen und Praxistipps für Geschäftsführung und Führungskräfte“ erarbeitet. Beteiligt waren im Rahmen einer Arbeitsgruppe auch verschiedene NRW-Krankenhäuser sowie Vertreterinnen und Vertreter der Initiative „Sicher im Dienst“ der nordrhein-westfälischen Landesregierung und der Unfallkasse Nordrhein-Westfalen.
„Uns ist es sehr wichtig, sämtliche Mitarbeitenden für das Thema ‚Gewaltprävention in Krankenhäusern‘ zu sensibilisieren. Die Arbeitgeber und Führungskräfte müssen vorweg gehen. Sie müssen eine Unternehmenskultur etablieren, die keinerlei Form von Gewalt toleriert, und gewaltpräventive Schritte ergreifen. Damit können sich die Mitarbeitenden sicher am Arbeitsplatz fühlen“, sagt Matthias Blum, Geschäftsführer der KGNW. In zahlreichen Krankenhäusern haben sich bereits feste Abläufe, Präventionsmaßnahmen, strukturierte Dokumentation von Gewaltvorfällen und eine strukturierte Nachsorge gegenüber den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern etabliert. Andere Häuser sind gerade dabei, diese zu implementieren.
Der Leitfaden soll Hilfestellung bei der Schulung des gefährdeten Personals geben. Er kann wie eine Checkliste Orientierung vermitteln, wo noch Handlungsbedarf besteht, ersetzt aber nicht die konkrete Projektarbeit im Krankenhaus. Der 52-seitige Leitfaden bildet zugleich eine gute Basis, um in komprimierter – plakativer – Form daraus weitere Unterlagen mit konkreten Praxistipps für die potenziell gefährdeten Mitarbeitenden in den Ambulanzen, auf den Stationen und in anderen Bereichen zu erarbeiten. Dazu zählen Beschäftigte im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, im Arbeitsschutz und Personalverantwortliche.
„Zentral ist dabei die klare Botschaft nach außen: Gewalt hat im Krankenhaus keinen Platz und wird auf keinen Fall toleriert“, ergänzt Matthias Blum.
Der Leitfaden ist online abrufbar: