14. April 2022
Ausweitung des Angebots des Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen
Zwei-Jahresbilanz: Telemedizinischer Lebensretter hat sich bewährt
Im Rahmen des Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen (VKh.NRW) wurden bis Mitte April 2022 fast 600 an COVID-19 erkrankte Patientinnen und Patienten in mehr als 3.700 Telekonsilen versorgt. Das Angebot, sich über eine sichere digitale Video-Audio-Verbindung fachlich mit den Universitätskliniken in Aachen und Münster auszutauschen, nehmen Ärztinnen und Ärzte in mittlerweile über 40 Krankenhäusern in NRW in Anspruch. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie begann im März 2020 die Vorstufe des VKh.NRW, um die am Coronavirus erkrankten Menschen möglichst wohnortnah und standortunabhängig zu versorgen. Doch Telekonsile können auch bei anderen Krankheitsbildern einen wertvollen Beitrag leisten, um die Qualität der Versorgung ortsunabhängig zu erhöhen.
Schritt für Schritt in die Regelversorgung überführen
Nach dem erfolgreichen Start der Vorstufe geht es darum, das VKh.NRW schrittweise in die Regelversorgung zu überführen. Im Herbst 2021 startete die Pilotphase des VKh.NRW. Seit dem 17. März 2022 sind auch Telekonsile für die Indikation „Schwere Herzschwäche“ (Therapierefraktäre Herzinsuffizienz) verfügbar. An das VKh.NRW-Netzwerk angeschlossene Krankenhäuser aus Nordrhein-Westfalen können so auf das Wissen des Herz- und Diabeteszentrums Nordrhein-Westfalen (HDZ NRW) zurückgreifen. Eine therapierefraktäre Herzinsuffizienz ist eine komplexe Erkrankung. Eine differenzierte Diagnostik und eine optimale Therapieplanung sind grundlegend wichtig. Die Expertise spezialisierter Zentren kann die Kompetenzen vor Ort optimal ergänzen.
Nadja Pecquet, Geschäftsführerin der Virtuelles Krankenhaus NRW gGmbH, kündigte an: „Im weiteren Verlauf der Pilotphase wird das Angebot des VKh.NRW auf die Indikationsfelder resektable Lebertumore und Seltene Erkrankungen ausgeweitet.” Bei allen Indikationen handele es sich um Fachbereiche, in denen hochspezialisiertes Expertenwissen erforderlich sei. Dieses Wissen sei in ausgewiesenen Fachzentren gebündelt. Schon im Juni 2021 hatte Pecquet darauf verwiesen, es sei nicht das Ziel, mit dem VKh.NRW Parallelstrukturen aufzubauen. Im Gegenteil: Bedeutsam sei der Wissenstransfer und der kollegiale Austausch in besonders komplexen Behandlungssituationen.
Die nächsten Meilensteine
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS) versicherte, die technische und organisatorische Anbindung der Fachzentren laufe auf Hochtouren. Mit mehr als 150 Krankenhäusern seien bereits Nutzungsverträge für eine Zusammenarbeit mit dem VKh.NRW geschlossen. Zeitnah schließe das VKh.NRW zudem erste Einrichtungen im ambulanten Bereich an. In der Pilotphase würden die Prozesse evaluiert und optimiert, um die Dienste des VKh.NRW bestmöglich an den Bedürfnissen der Netzwerkpartner auszurichten.
Erfolgreiche Zwei-Jahresbilanz des Virtuellen Krankenhauses in NRW
Zum zweijährigen Bestehen des VKh.NRW bilanzierten die Beteiligten: Die telemedizinische Vernetzung von Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen habe sich bewährt. Karl-Josef Laumann, Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, erklärte: „Patientenversorgung muss ortsnah stattfinden. Der Wohnort eines Menschen darf nicht darüber entscheiden, wie gut jemand versorgt wird.“ Gerade in den vergangenen zwei Jahren der Pandemie sei die digitale fachliche Beratung zu COVID-19 eine wichtige Unterstützung gewesen, um Patientinnen und Patienten mit Schwersterkrankungen bestmöglich zu versorgen und eine Überlastung unserer Intensivstationen zu vermeiden.
Gernot Marx, Universitätsprofessor und Klinikdirektor für Operative Medizin und Intermediate Care der Universitätsklinik Aachen, betonte: „Das Virtuelle Krankenhaus hat in der Corona-Pandemie die besonderen Möglichkeiten einer qualitätsorientierten, telemedizinischen und belastbaren Versorgung in der Intensivmedizin eindrucksvoll belegt.“ Als Verantwortlicher für die Leitung und Steuerung der Vorstufe des VKh.NRW stellte Marx dar, dass mithilfe digital-vernetzter intensivmedizinischer Versorgungsnetzwerke eine dauerhafte Perspektive für die Sicherstellung einer hochqualitativen und flächendeckenden intensivmedizinischen Versorgung in Deutschland ermöglicht werde.
Alex W. Friedrich, Uniprofessor, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Münster verwies auf den großen Nutzen für Patientinnen und Patienten durch die Telemedizin in der Intensivmedizin: „Mit der Überführung dieser Leistungen in die Regelversorgung ist nun sichergestellt, dass schwersterkrankte COVID-19-Patientinnen und -Patienten auch weiterhin mit aller verfügbaren Expertise optimal versorgt werden – an dem für sie optimalen Ort.“
(Bildcopyright: Virtuellen Krankenhauses Nordrhein-Westfalen (VKh.NRW))