22. Juli 2021

Neue Krankenhausstudie: Wirtschaftliche Lage in deutschen Kliniken „so angespannt wie noch nie“

© sudok1 - stock.adobe.com „Deutschlands Krankenhäuser haben die drängenden Zukunftsthemen erkannt. Es fehlt ihnen aber an finanziellem Spielraum, um sie anzugehen.“ So lautet das Fazit der neuen „Krankenhausstudie 2021“ der Unternehmensberatung Roland Berger. Diese befragte bundesweit 600 Klinikmanager. 2019 hatten zwei von drei Kliniken (67 Prozent) noch ein Umsatzwachstum gemeldet. 2020 galt das für lediglich 42 Prozent. 36 Prozent beklagten im gleichen Jahr sogar einen Umsatzrückgang – 14 Prozent mehr als noch 2019. Die Prognosen für 2021 sehen noch düsterer aus: Hier erwartet mehr als jedes zweite deutsche Krankenhaus (51 Prozent) sinkende Umsatzzahlen.

Vor allem Einrichtungen in öffentlich-rechtlicher Trägerschaft leiden laut der Studie unter der angespannten wirtschaftlichen Lage zu Pandemiezeiten: 63 Prozent von ihnen rechnen mit einem Defizit für 2021. Selbst privat betriebene Krankenhäuser schreiben zunehmend Verluste – ein neues Phänomen: 38 Prozent verzeichneten 2020 einen Umsatzrückgang. Zum Vergleich: 2019 waren es lediglich elf Prozent. Bei Krankenhäusern mit freigemeinnützigem Träger berichtete immerhin jedes siebte Haus von einem Umsatzverlust. Vor diesem Hintergrund sehen die befragten Manager schwarz für die Zukunft: 83 Prozent erwarten, dass sich die wirtschaftliche Situation in den kommenden fünf Jahren verschlechtern werde.

Trotz der ökonomisch nicht rosigen Aussichten stellen sich die Krankenhäuser aktiv den dringenden Herausforderungen. Neben dem wachsenden Ausbau des ambulanten Portfolios stehen die Themen IT und Digitalisierung sowie Nachhaltigkeit besonders in ihrem Fokus. Im IT-Bereich steigen die Ausgaben kontinuierlich: Zwei von drei Kliniken stecken laut Studie inzwischen mindestens 1,5 Prozent ihres Umsatzes in die Informationstechnik. Zum Vergleich: 2017 war es nur jedes dritte Krankenhaus.

Auch das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger für die Kliniken. Zahlreiche Mitglieder der KGNW sind beispielsweise am Klimaschutzprojekt „KLIK green“ beteiligt. Laut der Krankenhausstudie 2021 halten neun von zehn Häusern Nachhaltigkeit für „relevant“. Gleichzeitig zeigt sich auch die Krux: Die befragten Führungskräfte sehen ihre Kliniken wirtschaftlich nicht in der Lage, dafür höhere Ausgaben aufzubringen. Sie nehmen vielmehr die Politik in die Verantwortung, neue Anreize zu schaffen, damit sich die Anstrengungen im Nachhaltigkeitsbereich auch betriebswirtschaftlich lohnten.