08. Oktober 2012
Landesweite Initiative: Sprachkurse zur berufsbezogenen Deutsch-Förderung für ausländische Ärztinnen und Ärzte
Ärztinnen und Ärzte aus dem Ausland leisten einen bedeutenden Beitrag zur Patientenversorgung in NRW. Neben der fachlich-medizinischen Kompetenz sind auch die Kenntnisse der deutschen Sprache von zentraler Bedeutung. Wie ein landesweites Sprachqualifikationsprojekt aussehen kann, wurde im Rahmen einer Informationsveranstaltung durch die Landesinitiative NRW in Kooperation mit der St. Vincenz Gruppe Ruhr in Herne vorgestellt. Zeitgleich lief im St. Anna Hospital ein Pilotkurs an.
(Anmerk.: Das ebenfalls auf der Veranstaltung vorgestellte Anmeldeverfahren zur Teilnahme an zukünftigen Sprachkursen ist in einem Kurzleitfaden neben den Vorträgen zum Download angefügt.)
Im Kongresszentrum am St. Anna Hospital in Herne trafen Marlis Bredehorst, Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter sowie Vertreter der St. Vincenz Gruppe Ruhr und der Landesinitiative NRW zusammen. In dieser Initiative haben sich das Gesundheits- und Wissenschaftsministerium, das Landeszentrum Gesundheit NRW, die nordrhein-westfälischen Ärztekammern und die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen zusammengeschlossen. Das Thema: Die sprachliche Qualifikation ausländischer Ärztinnen und Ärzte. Diese müssen zwar bestimmte Deutsch-Kenntnisse für ihre Tätigkeit vorweisen. „Viele Ärztinnen und Ärzte möchten aber noch versierter im sprachlichen Umgang sein. Dies möchten wir – als Teil einer Willkommenskultur – mit dieser Initiative unterstützen“, betonte Staatssekretärin Bredehorst.
Die Landesinitiative koordiniert ab sofort ein kostenfreies, berufsbezogenes Sprachqualifikationsprogramm für ärztliches Personal in NRW, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) angeboten wird und von Frau Regina Jordan, Abteilungspräsidentin im BAMF vorgestellt wurde. „Bedingt durch den Fachkräftemangel in Deutschland gehen viele Krankenhäuser auf Ärzte in anderen europäischen Ländern zu“, so Lothar Kratz von der Krankenhausgesellschaft NRW. „In Deutschland angekommen, stehen die Ärzte jedoch auch bei vorhandenen Sprachkenntnissen vor neuen Herausforderungen. Dazu zählen vor allem Gespräche mit Patienten, in denen es darum geht, medizinische Sachverhalte verständlich wiederzugeben und die passenden Formulierungen zu wählen“, erläuterte Jürgen Herdt von der Ärztekammer Westfalen-Lippe.
Das Sprachqualifikationsprogramm umfasst daher Gruppenunterricht und Einzelcoachings. So können die Sprachtrainer die Teilnehmer auch in ihrem Arbeitsumfeld erleben und individuelle Rückmeldungen geben, wie Professor Dr. Georgios Godolias, Ärztlicher Leiter des St. Anna Hospitals, Herne, und Frau Gabriele Faßbach, Bildungszentrum des Handels aus Recklinghausen anschaulich darstellten. Für Fortgeschrittene sind Rhetorik- und Präsentationscoachings vorgesehen.
Ein Pilot-Projekt startete am 1. Oktober 2012 im St. Anna Hospital, das zur St. Vincenz Gruppe Ruhr gehört: 12 Ärzte werden in den nächsten sechs Monaten in Vollzeit durch das Bildungszent-rum des Handels geschult. „Die sprachliche Qualifikation ist uns ein besonderes Anliegen“, erläutert Theo Freitag, Geschäftsführer der St. Vincenz Gruppe Ruhr. „Die Teilnehmer des Sprachkur-ses sind in dieser Zeit freigestellt, der Lohn wird fortgezahlt. So stellen wir sicher, dass unsere Mitarbeiter sich auf die Lerninhalte konzentrieren können.“ Die Teilnehmer des Pilotkurses blicken zuversichtlich auf die nächsten Monate.
„Ich bin dankbar für diesen Kurs. Unsere Patienten sollen genau verstehen, warum sie hier sind und welcher Eingriff bei ihnen vorgenommen wird. Zudem ist ein besseres Sprachverständnis nützlich, um sich durch Internet, Bücher und Vorträge fortbilden zu können. Ein Arzt lernt jeden Tag“, so Kyprianos Hadjiafxentis, Assistenzarzt im Zentrum für Orthopädie und Unfallchirurgie. Diese Meinung teilt auch Liudmyla Snopok, Hospitantin im Brustzentrum des St. Anna Hospitals: „Die Sprache zu beherrschen hilft uns dabei, Vertrauen zum Patienten aufzubauen. Die Patienten sollen nicht glauben, dass das Sprachvermögen mit den medizinischen Kompetenzen gleichzusetzen ist.“
Nach dem Pilotkurs werden landesweit weitere Kurse angeboten. Die Voraussetzungen für eine Teilnahme sind ein Beschäftigungsverhältnis und ein auf Dauer angelegter Aufenthalt in Deutschland. Darüber hinaus findet Anfang November eine Jobmesse im griechischen Thessaloniki statt, die eine Kooperation zwischen nordrhein-westfälischen Krankenhäusern und griechischen Ärzten sowie Institutionen stärken soll.
Hier können Sie sich die Vorträge und den Leitfaden zur Anmeldung runterladen:
"Leitfaden zur Sprachkurs-Anmeldung"
Jürgen Herdt
Stabsstelle für Planung und Entwicklung, Ärztekammer Westfalen-Lippe:
"Die gleiche Sprache sprechen. Qualität durch (Sprach-)Qualifikation"
Gabriele Bültmann
Geschäftsführerin, Bildungszentrum des Handels, Recklinghausen:
Lothar Kratz
Referatsleiter Presse, PR und Politik, Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V.:
"Unterstützung der Krankenhäuser bei der Inanspruchnahme der Sprachförderkurse"