28. August 2014

Krankenhausreform muss Pflegepersonal nachhaltig entlasten

„Wir begrüßen es sehr, wenn Gesundheitsministerin Barbara Steffens im Zusammenhang mit der aktuellen Studie der Hans-Böckler-Stiftung mehr Pflegepersonal für die Krankenhäuser und die Refinanzierung durch die Krankenkassen fordert. Unsere Mitarbeiter leisten täglich Außergewöhnliches für ihre Patienten, aber die Belastung ist am Limit. Die anstehende Krankenhausreform muss eine nachhaltige Lösung für eine humane Patientenversorgung und finanzielle Rahmenbedingungen liefern, die bessere Arbeitsbedingungen für Pflegende ermöglichen“, erklärte Jochen Brink, der Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen.

Noch mehr Rationalisierungsdruck ginge zu Lasten von Qualität und Sicherheit. Die aktuelle Arbeitsbelastung der Ärzte und Pflegenden sei im internationalen Vergleich schon ein fragwürdiger Spitzenplatz und stehe für eine ungesunde Effizienz. In Deutschland kommen auf eine Vollkraft in der Pflege rund 22 entlassene Patienten, während es in den Nachbarländern Niederlande, Schweiz, Dänemark und Frankreich weniger als die Hälfte sind.

Die zentrale Zukunftsaufgabe für die Krankenhäuser sei die Personalsicherung. Die Teilhabe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der wirtschaftlichen Entwicklung sei eine maßgebliche Voraussetzung für die Sicherung der Attraktivität der Beschäftigung in den Berufen des Gesundheitswesens. Allerdings müssten Tarifsteigerungen, wie auch Steigerungen bei Energiekosten und Haftpflichtprämien, über die Vergütungssysteme refinanzierbar sein.

„Wir können unseren Patienten und Mitarbeitern nicht länger zumuten, dass Tariferhöhungen aufgrund von 60-70% Personalkosten weiter zunehmend über Stellenabbau und weitere Arbeitsverdichtung refinanziert werden müssen. Wer mehr Zuwendung und Qualität fordert, muss eine bessere Personalausstattung finanzieren und den Arbeitsplatz Krankenhaus für junge Menschen attraktiv halten“, stellte Brink klar.

Dafür sei auch der nationale Kraftakt zur Beseitigung der chronischen Unterfinanzierung bei den Investitionsmitteln der Krankenhäuser erforderlich, so Brink. Die Kliniken verlieren durch die unzureichende Investitionsfinanzierung zunehmend an Substanz. Es dürfe nicht so weit kommen, dass Mittel aus dem Bereich der Betriebskosten eingesetzt werden müssten, um zumindest die dringlichsten baulichen Erfordernisse abzudecken und dringend notwendige medizinische Geräte zu erneuern. Diese Mittel würden dann wiederum im Bereich Betriebskosten, insbesondere beim Personal fehlen. In NRW fehlen den Krankenhäusern jährlich rund 700 Millionen Euro an Investitionsmitteln.

„Wir sehen natürlich auch, dass die Länderhaushalte unter dem Druck der Schuldenbremse ab 2020 stehen. Wir brauchen bei der Investitionsfinanzierung deshalb den Schulterschluss von Bund und den Ländern“, appellierte der KGNW-Präsident an die Mitglieder der Bund-Länder-AG zur Krankenhausreform.