18. Juli 2007
Patientenversorgung in NRW-Krankenhäusern gesichert Politik sollte dieses Warnsignal aber endlich ernst nehmen
Düsseldorf, 18. Juli 2007 - "Die Mitarbeiter in unseren Krankenhäusern tun jeden Tag ihr bestmögliches, um eine qualitativ hochwertige Patientenversorgung sicherzustellen. Die medizinisch-notwendige Versorgung ist in unseren Krankenhäusern gesichert. Noch haben wir keinen Pflegenotstand, aber es wird immer enger und die Politik sollte dieses Warnsignal endlich ernst nehmen", kommentierte Richard Zimmer, der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen, die Ergebnisse der heute in Berlin vorgestellten Studie "Pflege-Thermometer 2007" des Deutschen Instituts für Pflegeforschung (DIP).
Die Studie kritisiert den Zustand der Pflege in deutschen Krankenhäusern. Patienten würden teilweise nicht ausreichend versorgt und Pflegebedürftige nicht ausreichend betreut. Die Patientensicherheit sei langfristig nicht mehr gewährleistet.
„Allein der mit der Gesundheitsreform von der Politik verordnete Sanierungsbeitrag zu Gunsten der Krankenkassen entzieht den NRW-Krankenhäusern in 2007 rund 100 Millionen Euro. Damit könnten rund 2000 Stellen in der Pflege finanziert werden“, betonte Zimmer. Stattdessen würden die Kliniken durch Gesundheitsreform, Mehrwertsteuererhöhung, Tarifabschlüsse, Umsetzung Arbeitszeitgesetz und steigende Energiekosten vor einer historischen Mehrbelastung von fünf bis sechs Prozent ihrer Jahresbudgets stehen. Bei einer gesetzlichen Refinanzierung von lediglich 0,28 Prozent sei es nicht verwunderlich, wenn der Kostendruck zu Rationalisierungen im Personalbereich führen müsse.
Mit bis zu 70 Prozent seien die Personalkosten der größte Kostenblock im Krankenhaus. Die Pflege sei dabei die größte Personalgruppe. In den letzten zehn Jahren sei die Beschäftigtenzahl in NRW-Krankenhäusern um rund zehn Prozent gesunken. In der Pflege seien es rund 13 Prozent bzw. 14.000 Pfleger/-innen gewesen. „Aufgrund ständiger als Gesundheitsreform betitelter Sparprogramme müssen in NRW die jährlich rund vier Millionen Patienten in immer kürzerer Zeit von immer weniger Personal in unseren Krankenhäusern versorgt werden“, beschrieb der KGNW-Geschäftsführer den Klinikalltag.
Die Gesundheitspolitik habe die Krankenhäuser in den Schwitzkasten genommen. Die Luft zum Atmen werde für viele Häuser immer dünner. Dass spürten mittlerweile leider auch die Patienten. Dass immer häufiger die Zeit für das wichtige persönliche Gespräch fehle, sei deshalb keine Überraschung.
„Die Politik muss sich fragen lassen, welches Krankenhaus sie zukünftig will – weiterhin alles wirtschaftlichen Gesichtspunkten unterordnen und den Kostendruck an die Patienten weitergeben oder die Behandlung und Heilung des Menschen weiterhin in den Mittelpunkt des Gesundheitswesens stellen“, appellierte Richard Zimmer an die Gesundheitspolitiker.
Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (KGNW) ist der Zusammenschluss der Krankenhausträger und ihrer Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf. Die Aufgabe der KGNW ist es, auf "eine der Würde des Menschen verpflichtete, humane, bedarfsgerechte, leistungsfähige, wirtschaftliche und finanziell abgesicherte Versorgung durch eigenverantwortlich tätige Krankenhäuser mit pluraler Trägerstruktur hinzuwirken". Sie vertritt die Interessen ihrer Mitgliedskrankenhäuser und nimmt die ihr gesetzlich vorgeschriebenen Aufgaben im Rahmen der Selbstverwaltung wahr. In den 444 nordrhein-westfälischen Krankenhäusern werden jährlich fast vier Millionen Patienten behandelt. Mit rund 250.000 Beschäftigten sind die Krankenhäuser einer der bedeutendsten Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen.