20. Juni 2000

KGNW diskutiert Chancen und Risiken neuer Entgeltsysteme

Düsseldorf. 20. Juni 2000 - Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) begrüßt die Chancen, die mit der Einführung eines leistungsbezogenen Entgeltsystems für die Krankenhäuser in Nordrhein-Westfalen verbunden sind. Sie verweist jedoch auch auf die damit verbundenen Risiken, die mit der Einführung eines solchen Finanzierungssystems verbunden sind, da die Bundesrepublik Deutschland das erste Land dieser Erde ist, das ein solches Krankenhaus-Finanzierungssystem zu 100 % für alle laufenden Betriebskosten und Leistungen einführen wird. Dies betonte der Präsident der KGNW, Dr. Rudolf Kösters, anlässlich des KGNW-Forums am 19. Juni 2000 in Münster. Die Veranstaltung stand unter dem Motto "Das Risiko Gestalten", welches auf die Einführung einer leistungsorientierten Krankenhausvergütung auf der Grundlage der Bildung von Diagnosegruppen hinweist (DRG - Diagnosis Related Groups) und zugleich den Spannungsbogen zu der vom Land verantworteten Krankenhausplanung herausstellt.

Dr. Kösters stellte dazu fest, dass man kein Prophet sein muss, um vorherzusagen, dass das neue Finanzierungssystem enorme Anreize setzt, die Verweildauer der Patienten weiter zu verkürzen. Anders als z. B. in den USA - wo DRG's für ca. die Hälfte der Krankenhausleistungen eingeführt worden sind und in dem es eine Krankenhausplanung nicht gibt - wird in Deutschland zu erwarten sein, dass es durch Verweildauerkürzungen zu verminderten Kapazitätsauslastungen kommen wird. Andererseits können von diesem Finanzierungssystem Wirkungen ausgehen, die Fallzahlen über die jetzt schon durch altersbedingte Krankheitshäufigkeit und medizinischen Fortschritt eingeleitete Entwicklung hinaus zu steigern. Es ist daher zu fragen, wie die Krankenhausplanung in Nordrhein-Westfalen auf diese zu erwartenden, aber nur schwer zu kalkulierenden Entwicklungen reagieren wird. Ebenso fraglich ist, ob die DRG-orientierte Finanzierung die Krankenhausplanung der Länder aushöhle oder diese eher stringenter wird, weil das Leistungsgeschehen transparenter und der Versorgungsauftrag eines Krankenhauses präziser gefasst werden kann. Diese Fragen können nicht die Krankenhäuser beantworten, sondern müssen durch das zuständige Fachministerium geklärt werden.

Die Ministerin für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit, Birgit Fischer, stellte in ihrer Rede heraus, dass die neuen Entgeltsysteme im Krankenhaus eine Chance für mehr Qualität, Wirtschaftlichkeit und Kostenkontrolle darstellen. Dies könne zu einer Spezialisierung der Häuser führen, die, so die Ministerin, auch den Patienten zugute käme. Anschließend wies Fischer darauf hin, dass die Landesregierung auch nach der Einführung neuer Entgeltsysteme im Krankenhaus nach wie vor letztverantwortlich für die Krankenhausplanung sei und flexibel auf neue Entwicklungen reagieren werde.

Die Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen e. V. (KGNW) ist der Zusammenschluss der Krankenhausträger und ihrer Spitzenverbände in Nordrhein-Westfalen mit Sitz in Düsseldorf. Die Aufgabe der KGNW ist es, auf "eine der Würde des Menschen verpflichtete, humane, bedarfsgerechte, leistungsfähige, wirtschaftliche und finanziell abgesicherte Versorgung durch eigenverantwortlich tätige Krankenhäuser mit pluraler Trägerstruktur hinzuwirken". Sie vertritt die Interessen ihrer Mitgliedskrankenhäuser und nimmt die ihr gesetzlich vorgeschriebene Aufgaben im Rahmen der Selbstverwaltung wahr. In den etwa 470 nordrhein-westfälischen Krankenhäuser werden jährlich mehr als 3,7 Millionen Patienten behandelt. Mit rund 250 000 Beschäftigten sind die Krankenhäuser einer der bedeutendsten Arbeitgeber in Nordrhein-Westfalen.