06. Oktober 2015

Vincenz 70+ - Ein Begleitteam für desorientierte Patienten

Pilotprojekt startet am 5. Oktober

Paderborn. Ein Besuch im Krankenhaus bedeutet für Patienten immer auch eine unbekannte Umgebung, veränderte Tagesabläufe und den Kontakt mit vielen verschiedenen, zunächst fremden Personen. Insbesondere bei älteren Menschen können diese Faktoren zu einem akuten Verwirrtheitszustand führen, das so genannte Delir. Begünstigt wird dies durch weitere Auslöser wie Nahrungs- und Flüssigkeitsmangel, Narkosen und Operationen, Entzündungen oder psychische Belastungen. Im schlimmsten Fall können sich desorientierte Patienten selbst gefährden.

Um das Risiko für eine Desorientierung im Krankenhaus zu vermindern, hat das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn nun das Begleitteam „Vincenz 70+“ gebildet. Kommen betagte Patienten ins St. Vincenz, führen speziell ausgebildete Pflegefachkräfte einen Test durch, der das Risiko für eine Desorientierung aufdecken kann. Liegt eine Gefährdung vor, werden individuelle Maßnahmen zur geistigen Anregung, körperlichen Aktivierung oder Förderung eines erholsamen Schlafs durchgeführt. Zum Begleitteam gehören 21 Personen, darunter vier Pflegefachkräfte mit einer speziellen geriatrischen Weiterbildung, die sich intensiv mit dem Thema Desorientierung auseinander gesetzt haben, sowie 17 Pflegefachkräfte, die speziell für diese Aufgabe geschult wurden. Zwischen Begleitteam und Ärzten findet eine enge Abstimmung statt.

Ab 5. Oktober nimmt das Team seine Arbeit auf, zunächst in einem Pilotprojekt bis Ende des Jahres in der Klinik für Neurologie. „Mit diesem Angebot möchten wir die Qualität der Betreuung unserer älteren Patienten verbessern und die Sicherheit gefährdeter Patienten während des Krankenhausaufenthaltes erhöhen“, erklärt Projekt-Koordinatorin Kristina Rehermann. „Sollten bei den Patienten dennoch Symptome der Desorientierung auftreten, erkennen wir dies an plötzlich auftretendem ungewöhnlichem Verhalten, das Stunden bis Tage das Denken und Handeln verändern kann“, weiß Pflegedirektor Andreas Göke. „Der Patient ist zeitlich und örtlich desorientiert. Die Betroffenen können gerade Geschehenes nicht einordnen, sind unkonzentriert, leicht ablenkbar und entfernen sich unkontrolliert von der Station.“ Besonders häufig komme es zu einem umgekehrten Tag-Nacht-Rhythmus.

Neben dem Begleitteam spielen vor allem die Angehörigen der Patienten eine wichtige Rolle, um ein Delir frühzeitig zu erkennen: „Die Angehörigen kennen unsere Patienten am besten. Stellen sie Veränderungen im Verhalten fest, sollten sie uns schnellstmöglich darauf aufmerksam machen, damit wir frühzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen können“, so Kristina Rehermann.