15. Oktober 2013

Ursachen des Zelltods beim Grünen Star

Dr. Stephanie Joachim erhält „Glaukomforschungspreis 2013“

Weltweit gehört das Glaukom („Grüner Star“) zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung. Von dem tückischen, weil schleichend verlaufenden Augenleiden sind in Deutschland rund 800.000 Menschen betroffen. Wissenschaftler versuchen daher zu erforschen, warum bei dieser Krankheit wichtige Sinneszellen einfach absterben. Für ihre Laboruntersuchungen zu diesem Thema erhielt Dr. Stephanie Joachim, Ärztin der Augenklinik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, auf dem diesjährigen Kongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) in Berlin den „Glaukomforschungspreis 2013“. Die Auszeichnung ist mit 2000 Euro dotiert und ehrt die Publikation „Retinal ganglion cell loss is accompanied by antibody depositions and increased levels of microglia after immunization with retinal antigens", in der sich die Ärztin mit der Erforschung der Entstehungsursachen des Grünen Stars beschäftigt. Nach Ansicht der Jury können die Erkenntnisse aus dieser Arbeit zu einem besseren Verständnis der krankheitsauslösenden Faktoren beitragen und so den Grundstein für die Entwicklung neuer Glaukom-Therapien legen.

Derzeit setzt man nur an einem der Risikofaktoren des Glaukoms an; wenn also der Augeninnendruck zu hoch ist, wird dieser mithilfe von Medikamenten gesenkt. Damit lässt sich zwar ein Fortschreiten der Erkrankung verhindern, aber nicht heilen. Um den Grünen Star in Zukunft gezielter behandeln zu können, ist eine bessere Kenntnis der krankheitsauslösenden Faktoren notwendig. Bei Glaukompatienten liegen – so vermutet man schon seit längerem – Antikörper gegen die eigene Netzhaut und den eigenen Sehnerven vor, die zu einer (unerwünschten) Immunreaktion führen. Dies könnte den Zelltod in denen für das Sehen so wichtigen Strukturen auslösen, also einen Zelluntergang, der typisch ist für das Glaukom und sich für die Patienten bei Fortschreiten der Krankheit in Gesichtsfeldausfällen äußert.

Die Arbeitsgruppe von Frau Dr. Joachim konnte nun im Modell zeigen, dass Antikörper in der Tat eine Rolle beim Untergang der Netzhautzellen spielen. Mehr noch: in der Netzhaut wurden unter dem Mikroskop regelrechte Antikörperablagerungen nachgewiesen. Joachim und Mitarbeiter sehen in den nachgewiesenen Antikörpern eine Ursache für den „programmierten Zelltod", der beim Grünen Star zum Untergang von Sinneszellen führt.

Kurzbiografie:
Dr. Stephanie Joachim studierte von 1996 bis 2004 Medizin an den Universitäten in Ulm und Mainz. Nach ihrer Approbation als Ärztin Anfang 2005 folgte die Dissertation (Note: summa cum laude) zum Thema „Analyse der Antikörpermuster im Kammerwasser und Serum von Patienten mit Glaukom und okulärer Hypertension“. Sie arbeitete bereits an der University of Texas Southwestern Medical Center, Dallas und Alcon Laboratories und in der Universitäts-Augenklinik Mainz. Seit 2010 ist sie in Bochum am Knappschaftskrankenhaus beschäftigt und wurde bereits 2011 vom Verein Rheinisch-Westfälischer Augenärzte mit dem Wissenschaftspreis ausgezeichnet.

BU (Bildnachweis: DOG/Stefan Zeitz 2013) : Professor Dr. Berthold Seitz, diesjähriger DOG-Präsident und Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes, gratuliert Dr. Stephanie Joachim, Ärztin der Augenklinik am Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum, zum "Glaukomforschungpreis 2013".