15. Mai 2018

Unerwünschte Nebenwirkungen am Herzen bei einer Krebserkrankung

St. Vincenz-Krankenhaus spezialisiert sich auf „Kardio-Onkologie“

Paderborn. Eine Krebserkrankung ist für betroffene Patienten eine enorme Belastung – sowohl körperlich als auch psychisch. Dank der modernen Medizin haben Krebspatienten zwar eine immer größer werdende Heilungschance und eine höhere Lebenserwartung, zunehmend rücken jetzt aber zusätzliche Nebenwirkungen ins Bewusstsein der Mediziner. Deshalb wird es immer wichtiger, über Nebenwirkungen und Langzeitfolgen einer Krebserkrankung zu forschen, aufzuklären und rechtzeitig zu handeln. Die Kardiologen des St. Vincenz-Krankenhauses gründeten deshalb jetzt eine Abteilung „Kardio-Onkologie“, um sich auf die Behandlung beider Erkrankungen in Kombination zu spezialisieren.
„Bestimmte Medikamente im Rahmen einer Chemotherapie können krankmachend auf das Herz wirken“, erklärt Dr. Volker Rickert, Oberarzt in der Kardiologie. Auch eine Bestrahlung in der Nähe des Herzens könne eine Schädigung des Herzmuskels hervorrufen. Strahlen- oder Chemotherapien könnten somit Auslöser einer Herzschwäche sein. Tritt diese ein, kann das Herz den Organismus nicht mehr mit genügend Blut versorgen. Symptome sind Atemnot bei Anstrengung, ein Gefühl von Schwäche und Erschöpfung sowie Wasseransammlungen im Körper.
„Entscheidend ist, eine Herzmuskelschwäche bei Krebspatienten so früh wie möglich zu erkennen. Denn diese kann kurzfristig auftreten, kann aber auch erst viele Jahre nach einer Behandlung beginnen“, weiß Prof. Dr. Andreas Götte, Chefarzt der Medizinischen Klinik II – Kardiologie und Internistische Intensivmedizin. Besonders im Blickfeld der Kardiologen sind diejenigen Krebspatienten, die bereits vor der Diagnose Krebs unter einer Herz-Kreislauf-Erkrankung litten.
Dr. Volker Rickert erklärt die Vorgehensweise der Behandlung: „Mittels eines Herzultraschalls, der sogenannten Echokardiographie, können wir die Pumpleistung des Herzens ermitteln und so krankhafte Veränderungen des Herzens frühzeitig feststellen.“ Diese Methode sei besonders schonend für den Patienten. „Danach leiten wir eine gezielte Behandlung ein. Zunächst erfolgt in der Regel ein medikamentöser Therapieversuch, der häufig erfolgreich ist. Bei fortbestehenden Beschwerden und zunehmender Herzschwäche kann das Herz im Verlauf auch durch spezielle Geräte unterstützt werden, die ähnlich wie ein Herzschrittmacher in einer kleinen Operation implantiert werden und die Pumpfunktion des Herzens bessern können,“ so Dr. Rickert.
Das St. Vincenz-Krankenhaus Paderborn ist auf die Behandlung unterschiedlicher Krebserkrankungen spezialisiert. Zertifizierte Zentren wie das Darmzentrum, das Kooperative Brustzentrum Paderborn sowie das Gynäkologische Krebszentrum gewährleisten eine bestmögliche Versorgung der Tumorpatienten. „Wir sind nun das erste kardiologische Zentrum in der Region Ostwestfalen-Lippe, das sich speziell auf dem Gebiet der Kardio-Onkologie personell verstärkt hat. So können wir dieser wichtigen Entwicklung in der Herzmedizin gerecht werden, die ebenfalls weltweit zunehmend in den Fokus rückt, “ berichtet Prof. Dr. Götte.