02. Juli 2013

St. Vincenz-Kardiologie führt „MitraClips“ ein

Komplexe Technik für Patienten mit Mitralklappeninsuffizienz

Die Herzspezialisten der Medizinischen Klinik II des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn haben ein neues Verfahren eingeführt: Das so genannte „MitraClipping“ erlaubt es Chefarzt Prof. Dr. Andreas Götte und seinem Team, undichte Herzklappen per minimal-invasivem Kathetereingriff „durchs Schlüsselloch“ zu reparieren, ohne dafür den Brustkorb öffnen oder eine Herz-Lungen-Maschine einsetzen zu müssen. Infrage kommt die neue Technik für ausgewählte Patienten, die unter einer schweren Undichtigkeit der Mitralklappe leiden.

„Die Mitralklappe ist die Herzklappe der linken Herzkammer, die den Blutstrom von der Lunge zum Herzen reguliert“, erklärt Dr. Kristian Bröckling, hauptverantwortlicher Oberarzt des MitraClip-Programms. „Undichte Mitralklappen führen in der Regel zu schwerer Luftnot und einer Einschränkung der Leistungsfähigkeit der Patienten.“ Die beste Option zur Reparatur der Mitralklappe sei eine konventionelle Herzoperation bei einem Herzchirurgen, erläutert der Experte. Jedoch gebe es zunehmend Patienten, denen aufgrund von Herzmuskelschwäche, Alter oder Begleiterkrankungen eine Operation am offenen Herzen nicht mehr zugemutet werden könne. Für diese inoperablen Patienten stelle das MitraClip-Verfahren eine Therapieoption dar.

Der etwa 15 mm lange Clip wird von einem interdisziplinären Team aus Kardiologen und Anästhesisten in einem mehrstündigen Kathetereingriff mit Hilfe eines speziellen, steuerbaren Instruments unter Vollnarkose über das Leistengefäß bis zur Mitralklappe in das Herz vorgeschoben. Durch die Punktion der Herzscheidewand wird ein direkter Zugang zur linken Herzkammer ermöglicht, wo die Segel der undichten Herzklappe unter dreidimensionaler Ultraschallkontrolle gefangen und mit dem Klappen-Clip fixiert werden. Sobald sich der Arzt vom richtigen Sitz des Clips überzeugt hat, kann er die Katheter aus dem Herzen zurückziehen und der Eingriff ist beendet. Zurück bleibt nach der Operation lediglich ein ca. 1 cm breiter Hautschnitt in der rechten Leiste.

„Wir haben mit dieser hochspezialisierten und äußerst komplexen Technologie eine fantastische Methode, um bei Patienten Beschwerden zu lindern, denen wir bislang nicht mehr helfen konnten“, freut sich Chefarzt Prof. Dr. Götte. „ Alle bislang am St. Vincenz-Krankenhaus behandelten Patienten haben die Prozedur mit einem sehr guten Ergebnis überstanden. Die Klappenundichtigkeit konnte bei allen deutlich reduziert werden. Auch die Erfahrungen aus anderen Kliniken in Deutschland sind hervorragend. Viele Patienten bemerken bereits direkt nach der Prozedur eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden.“ Die St. Vincenz-Kardiologen profitieren bei der Anwendung des „KlappenClippings“ von der langjährigen Erfahrung im Bereich der Herzrhythmustherapie. „Viele Arrhythmien entstehen im Bereich des linken Vorhofs und der Mitralklappe. Hierdurch bewegen wir uns mit dem Mitralklappen-Clip prinzipiell auf bekanntem Terrain – auch wenn die neue Technologie um ein vielfaches komplizierter ist“, so Götte.

Einzelheiten zum Thema finden Interessierte in einem Infoblatt unter www.vincenz.de auf den Seiten der Medizinischen Klinik II, Abschnitt „Invasive Herzkathetertechniken“.

Hintergrundinformation:
Wenn die Mitralklappe im Herzen nicht richtig schließt, fließt das Blut in die umgekehrte Richtung zurück in die Lunge. Dieser Rückfluss von Blut wird als Mitralklappenundichtigkeit bzw. Mitralklappeninsuffizienz bezeichnet. In dieser Situation muss das Herz viel mehr arbeiten, um den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen. Beschwerden bei einer Undichtigkeit der Mitralklappe sind u.a. ein Schwächegefühl und Luftnot bei alltäglichen Tätigkeiten sowie insbesondere nachts und im Liegen, Appetitlosigkeit, kurze Bewusstlosigkeit und ein „Schwarzwerden“ vor den Augen sowie Zunahme des Körpergewichts durch Einlagerung von Wasser im Gewebe.