26. Juli 2012

St.-Josefs-Krankenhaus setzt erste maßgefertigte Knie-Prothesen ein

Neue Lebensqualität für Patienten

Lebensqualität ist mehr denn je an volle Beweglichkeit bis ins hohe Alter geknüpft – gesunde Knie sind dabei unverzichtbar. Das wurde im Verlauf der letzten Jahre auch Theresia Alvermann aus Geseke bewusst: „Ich hatte aufgrund meiner Arthrose seit über zwei Jahren starke Schmerzen im Knie, konnte nicht mehr auftreten und das Bein war geschwollen“, erzählt die 68-jährige, die Mitglied der Deutschen Arthrose-Stiftung ist. Dennoch konnte sie sich mit dem Gedanken an eine Totalendoprothese nicht anfreunden: „Ich komme aus dem medizinischen Bereich und hinterfrage daher Vieles kritisch“, erzählt sie. „Eine Totalprothese mit 67 Jahren kam für mich einfach nicht in Frage.“ Im vergangenen Jahr ist sie dann auf das Thema maßgefertigte Knieprothesen im St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten aufmerksam geworden: „Mein Hausarzt hatte einen Vortrag von Dr. Maschke gehört. Für dieses Verfahren habe ich mich nach einem Vorgespräch sofort entscheiden können.“

Das Verfahren behandelt Knieverschleißerkrankungen bei Schäden des inneren oder äußeren Kniegelenks. Das Besondere daran: Bei den verwendeten Prothesen handelt es sich um individuelle Maßanfertigungen. So entspricht der Oberflächenersatz der individuellen Knieanatomie des Patienten und ermöglicht den maximalen Erhalt des darunter liegenden Knochens. Schließlich wird das Implantat bei diesem Verfahren an den Knochen angeglichen und nicht – wie bei Standartprothesen – der Knochen an die Prothese. Auch können die Prothesen dadurch viel genauer an die Gelenkmechanik der Patienten angepasst werden und optimieren so die Funktion, beschreibt Dr. Ulrich Maschke, Experte für spezielle orthopädische Chirurgie am St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten, die Vorteile des Verfahrens, das er im Jahr 2009 erstmals anwendete.

Entwickelt wurden die sogenannten unikompatimentellen Oberflächenersatzimplantate (iUni) für Patienten, deren Knie nur in einem Gelenkbereich Schäden aufweist, während die anderen Bestandteile des Gelenks keine oder kaum Schäden haben. „Die Vorgehensweise ist ähnlich wie bei einem neuen Hausdach“, vergleicht Dr. Maschke bildlich. „Die defekten Dachziegel werden ersetzt, ihr tragendes Gerüst bleibt jedoch vollständig erhalten.“

Bislang sei das St.-Josefs-Krankenhaus Salzkotten das einzige Krankenhaus im Kreis, das dieses Verfahren anwende, informiert Maschke. Die ersten Patienten seien nach dem Eingriff hoch zufrieden, die Genesung erfolge schnell. Theresia Alvermann bestätigt das: „Ich bin begeistert und habe überhaupt keine Schmerzen mehr.“ Einziger Nachteil: Die Herstellung einer Maßanfertigung benötigt viel Zeit: Vier bis sechs Wochen dauert es, bis die Prothese, die in den USA gefertigt wird, geliefert wird.

Hintergrundinformation
Angefertigt wird das Implantat anhand von computertomografischen Aufnahmen (CT) des Patientenknies. Die im CT gewonnenen anatomischen Daten werden ausgewertet und dienen dann als Grundlage für die individuelle Maßanfertigung. Die exakte Anpassung des Implantats erfolgt mithilfe einer 3D-Rekonstruktion des Kniegelenkes. Das Kobalt-Chrom-Implantat ersetzt dann lediglich den verschlissenen Knorpel der Lasten tragenden Oberfläche – mehr muss am Knochen nicht entfernt werden.