09. November 2016

RUB-Wissenschaftler über NS-Euthanasie und Patientenselbsttötung

DGPPN-Ausstellung abgeschlossen: Öffentlichkeit zu Vortrag in Pauluskirche eingeladen

Nach Abschluss der Wanderausstellung der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) mit dem Titel „erfasst, verfolgt, vernichtet. Kranke und behinderte Menschen im Nationalsozialismus“ in der Sparkasse Bochum im zurückliegenden Oktober laden die Initiatoren der Ausstellung zum nächsten Vortrag am 15. November in die Pauluskirche ein. Thema: NS-Euthanasie und die aktuelle Kontroverse zur ärztlich unterstützten Patientenselbsttötung in Deutschland. Historische und ethische Perspektiven.

Das LWL-Universitätsklinikum Bochum für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatische Medizin und Präventivmedizin hatte gemeinsam mit dem Martin-Luther-Krankenhaus Wattenscheid, der Diakonie Ruhr Wohnen gGmbH, der Kommunalen Inklusionskonferenz der Stadt Bochum sowie dem Gemeindepsychiatrischen Verbund Bochum die weltweit beachtete Ausstellung nach Bochum geholt. Prof. Dr. Georg Juckel, Ärztlicher Direktor des LWL-Universitätsklinikums Bochum, ist sehr zufrieden: „Wir danken der Sparkasse Bochum, dass sie ihre Kundenhalle zur Verfügung gestellt hat, und freuen uns sehr über das große Interesse der Menschen, die sich die Zeit genommen haben, die Ausstellung zu besuchen.“

Interessierte sind eingeladen, sich am nächsten Dienstag (15.11., um 18 Uhr) noch eingehender mit dem Thema der NS-Euthanasie, ihren Folgen und Entwicklungen in der Gesellschaft auseinander zu setzen. Zwei Wissenschaftler des Instituts für Medizinische Ethik und Geschichte der Medizin der Ruhr-Universität Bochum referieren: Prof. Dr. Dr. Jochen Vollmann und PD Dr. Stefan Schulz. Ihr Vortrag zu NS-Euthanasie und zur ärztlich unterstützten Patientenselbsttötung beinhaltet u.a. Ausführungen zum Konzept der Rassenhygiene, zu Konstrukten des "lebenswerten" bzw. "nicht lebenswerten Lebens" und des "geistigen Todes" sowie zur Ökonomisierung des Menschen und Selbstbestimmung am Lebensende.

Zur DGPPN-Ausstellung im Rückblick:
Seit der Premiere 2014 im Deutschen Bundestag war die Ausstellung unter anderem in Düsseldorf, Köln, Dresden, München und Hamburg, aber auch im Ausland wie zum Beispiel in Wien, London, Osaka und Toronto zu sehen. Weitere Stationen sind in Kapstadt, Rom, Warschau und Sao Paulo geplant. Die Ausstellung thematisiert die Tötung psychisch kranker Menschen in der Zeit des Nationalsozialismus. Auf Tafeln und Medienstationen wird ein Bild über die Verbrechen an psychisch kranken Menschen während der NS-Zeit vermittelt. Bis zu 400.000 Menschen wurden zwischen 1933 und 1945 zwangssterilisiert, mehr als 200.000 wurden ermordet. Bei der Selektion der Patienten wurde der vermeintliche „Wert“ des Menschen zum leitenden Gesichtspunkt. Ärzte, Pflegende und Funktionäre urteilten nach Maßgabe von „Heilbarkeit“, „Bildungsfähigkeit“ oder „Arbeitsfähigkeit“ über die ihnen Anvertrauten. Dabei fand die Ausgrenzung, Verfolgung und Vernichtung auffälliger, störender und kranker Menschen auch innerhalb des damaligen Anstalts- und Krankenhauswesens statt.
(Quelle: www.dgppn.de)