28. September 2015

Quälende Schmerzen und Psyche – Therapie hilft aus der Schmerzspirale

Klinik für Psychosomatische Medizin mit neuem Behandlungsprogramm

Wenn Schmerzpatientinnen oder -patienten in die Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie des LWL-Universitätsklinikums der Ruhr-Universität Bochum im Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) kommen, um sich helfen zu lassen, dann haben sie bereits oft einen langen Leidensweg hinter sich. Denn neben den chronischen Schmerzen müssen sich die Betroffenen zusätzlich mit zunehmenden körperlichen und psychischen Einschränkungen im Alltag quälen – mit schwerwiegenden Stimmungsverschlechterungen, erhöhter Reizbarkeit, Schlafstörungen und reduzierter Konzentrationsfähigkeit. Auch die sozialen Auswirkungen auf das Lebensumfeld der Betroffenen sind nicht unerheblich: Denn Angehörige oder Freunde reagieren häufig mit Unverständnis. Patienten mit dauerhaften Schmerzen wird nicht selten unterstellt, dass sie sich die Schmerzen einbildeten.

Experten vermuten, dass der Schmerz zu den frühesten und eindrücklichsten Erfahrungen eines Menschen gehört. Die Weltschmerzorganisation International Association for the Study of Pain (IASP) beschreibt Schmerz als „unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist oder mit Begriffen einer solchen Schädigung beschrieben wird“.

"Schmerz ist als eine Art Frühwarnsystem zu verstehen, welches für unseren Organismus trotz oder gerade wegen seines negativen Charakters überlebenswichtig ist“, erklärt Prof. Stephan Herpertz, Direktor der Klinik. „Damit schützt sich der Organismus vor weiteren negativen Einflüssen.“
Wie intensiv ein Schmerzreiz wahrgenommen wird, hängt jedoch nicht nur vom eigentlichen Nervensignal bzw. Ausmaß der Schädigung ab. Vielmehr wirken beim Schmerzempfinden biologische, psychologische wie verhaltensbezogene Faktoren zusammen. Wenn Schmerzen über das unmittelbare Ereignis hinaus bzw. über einen längeren Zeitraum fortbestehen, verlieren sie ihre Warnfunktion und entwickeln sich von einem Symptom zu einer eigenständigen Krankheit, der chronischen Schmerzstörung.

Etwa 17 Prozent aller Deutschen sind von lang anhaltenden chronischen Schmerzen wie Rheuma-, Nerven- oder Rückenproblemen betroffen, das heißt: mehr als 12 Millionen Menschen in Deutschland. Bei über 50 Prozent aller Patienten vergehen mehr als zwei Jahre, bis eine Schmerzbehandlung eine gute Wirkung erreicht hat.
In Bochum gibt es für diese Patientengruppe seit kurzem einen Behandlungsschwerpunkt: die psychosomatische Schmerztherapie in der LWL-Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. „Wir bieten ambulante, stationäre und tagesklinische multidisziplinäre Behandlungen und arbeiten dabei auf der Grundlage eines individuell erstellten Schmerzkonzeptes“, beschreibt Dipl.-Psych. Heike Junge, Psychologische Psychotherapeutin, ihr Behandlungsprogramm. „Wir erleben unsere Patienten als aktiv Lernende, die als zukünftige Experten am besten mit der eigenen Krankheit und Gesundheit umgehen können.“

Weitere Informationen zum Behandlungsangebot der psychosomatischen Schmerztherapie sind in der Institutsambulanz der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie unter Tel. 0234 5077-3333 oder per E-Mail anja.volke@lwl.org abrufbar.

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Verantwortlich für die Schmerztherapie in der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie (v.l.n.r.): Dipl. Psych. Heike Junge, Psychologische Psychotherapeutin, Dr. Christian Müller, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, und Dr. Gabriele Gerlach, stellv. Klinikdirektorin. (Bildquelle: LWL)