02. September 2015

Pflegetrainerinnen in Haan erleichtern Pflege zuhause

Das St. Josef Krankenhaus Haan verbessert mit Pflegetrainerinnen den Übergang vom Krankenhaus in die häusliche Pflege. Das Modellprojekt „Familiale Pflege“ wird von der AOK Rheinland/Hamburg und der Universität Bielefeld ermöglicht.

Die Pflegebedürftigkeit trifft Angehörige und Pflegebedürftige oft unerwartet. Schnell müssen während des Krankenhausaufenthaltes Entscheidungen getroffen werden, die auch Auswirkungen auf den Alltag der Angehörigen haben. Überforderung und Erschöpfung können die Folgen sein. „Wir entlassen im Jahr rund 800 Patienten in die häusliche Pflege“, sagt Kai Siekkötter, Krankenhaus-Direktor des St. Josef Krankenhauses Haan. Dann übernehmen Partner, Kinder oder Freunde die Betreuung des Pflegebedürftigen. Im Projekt „Familiale Pflege“, das ab sofort am St. Josef Krankenhaus Haan angeboten wird, unterstützen Mitarbeiterinnen des Krankenhauses Angehörige in besonderer Weise bei ihrer neuen Aufgabe. Dazu haben sich die beiden examinierten Pflegekräfte Melanie Heller und Ulrike Schwenzner zu Pflegetrainerinnen weiterbilden lassen. Bekommen sie die Nachricht, dass für einen Patienten am Krankenhaus eine Pflegestufe beantragt wird, können sie tätig werden. „Schon im Krankenhaus und bis zu sechs Wochen nach Entlassung stehen wir den Angehörigen zur Verfügung, telefonisch, aber auch zuhause“, so Melanie Heller. „Vor Ort schauen wir beispielsweise gemeinsam nach Stolperfallen oder überlegen den Bedarf an Hilfsmitteln“, sagt Ulrike Schwenzner. Speziell bei der Bestellung von Pflegebedarf und -zubehör tun sich Angehörige alleine oft schwer. „Etwa ein Drittel aller bestellten Hilfsmittel sind falsch“, weiß Adelheid von Spee von der Universität Bielefeld, hier begann das Projekt im Jahr 2004.

Die Finanzierung des Projektes übernimmt die AOK Rheinland/Hamburg. „Das gilt nicht nur für die eigenen Mitglieder, sondern für alle“, sagt Ralf Toepelt, Regionaldirektor für den Kreis Mettmann der Krankenkasse. Es gehe dabei auch um die Gesundheit der Angehörigen, die mit den Hilfsmöglichkeiten des Projekts geschont werde. „Jemand, der nicht aus der Pflege kommt, weiß nicht, wie man rückenschonend einen Menschen in den Rollstuhl setzt“, sagt Ulrike Schwenzner, die solche Situationen nach Möglichkeit schon im Krankenhaus mit den Angehörigen trainiert. Klar sei, dass man keinen Ersatz für die ambulante Pflege ausbilden wolle. „Es geht darum Handgriffe zu lernen, die den Alltag erleichtern“, betont Pflegedirektorin Ellen Zander. Der Angehörige müsse lernen, sich selbst zu pflegen. Daher habe die Bildung eines Pflegenetzwerkes mit allen Familienangehörigen oder Freunden oberste Priorität. Krankenhaus-Direktor Kai Siekkötter freut sich über das neu geschaffene Angebot: „Kein Patient soll unversorgt entlassen werden.“ Jetzt habe man die Möglichkeit, über den Krankenhausaufenthalt hinaus, die Versorgung zu steuern und Fragen zu beantworten, die sich erst in den Wochen zuhause ergeben.