17. Juni 2016

Pflegefachtagung 2016

Experten tauschten sich über „Selbstwirksamkeit“ aus

Die Pflegefachtagung der LWL-Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herten stand in diesem Jahr erneut unter einem Leitthema aus der Recovery-Reihe: Selbstwirksamkeit. Nach den drei Recovery-Bausteinen „Zuversicht“ (2013), „Sinn“ (2014) und „Identität“ (2015) setzten sich Experten aus Klinik und Hochschule am Mittwoch (15. Juni) mit Fragen auseinander, wie zum Beispiel Profis im Kontakt mit Patienten etwas bewirken können und wie wirksam das eigene professionelle Handeln überhaupt ist.

Ein Pflegewissenschaftler, ein Pflegender und ein Psychiatrie-Erfahrener konnten in ihren Vorträgen die jeweiligen Sichtweisen offenlegen und deutlich machen, dass Selbstwirk-samkeit nicht nur ein Thema für Patienten ist, sondern alle Lebensbereiche – ob am Ar-beitsplatz, in der Familie oder im Freundeskreis – betrifft. In sechs Arbeitsgruppen hatten die Teilnehmenden der Tagung im Anschluss die Möglichkeit, ihr Wissen rund um das aktuelle Recovery-Thema zu vertiefen. Unter anderem wurde darüber diskutiert, welchen Beitrag Pflegende leisten müssen, um Hilflosigkeit und geringem Selbstwertgefühl wirksam begegnen zu können, wie sich Selbstwirksamkeit auf die Bewältigung psychischer Gesund-heitsprobleme auswirkt und welchen Einfluss Zwangsmaßnahmen auf die Selbstwirksamkeit haben. Darüber hinaus wurde ein Handbuch vorgestellt, das Patienten helfen soll, den Recovery-Prozess eigenverantwortlich und selbstwirksam zu gestalten.

Das Prinzip der Recovery-Behandlung erläutert Uwe Braamt, Pflegedirektor der LWL-Klinik Herten und Initiator der Fachtagung, so: „Recovery umschreibt einen Prozess, bei dem der behandelnde Profi eine Haltung hinsichtlich der Gesundung des Patienten entwickelt. Diese ermöglicht es dem Betroffenen, die eigenen Potenziale im Genesungsprozess zu erkennen, wie er trotz psychischer Erkrankung ein zufriedenes Leben führen kann.“ Die Pflegenden verstehen sich als Begleiter, den Weg erarbeiten sich die Patienten selbst.

Die Pflegefachtagungen im Schloss der LWL-Klinik Herten haben eine längere Tradition. Seit über 15 Jahren bieten sie Pflegekräften und Psychiatrieerfahrenen, die in der Psychiatrie tätig bzw. an den Fachthemen interessiert sind, eine Möglichkeit, sich auszutauschen. Die Auswahl der Themen orientiert sich vor allem an der Beziehungsarbeit mit den Patienten, mit den Kollegen, mit den Angehörigen bzw. auch untereinander. „Unsere Tagung war schnell ausgebucht“, so Braamt, „was uns zeigt, dass wir mit unseren außergewöhnlichen Tagungsthemen und -schwerpunkten richtig liegen.“ Jedes Jahr zieht die Pflegefachtagung über den Kreis Recklinghausen hinaus interessiertes Fachpublikum an. Die Referenten beziehen dabei Stellung zu aktuellen Themen aus der Forschung und dem Pflegealltag.

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Mit dem Thema „Selbstwirksamkeit“ konnte die LWL-Klinik Herten auch in diesem Jahr wieder viele Profis aus dem Pflegebereich auf sich aufmerksam machen: Pflegedirektor Uwe Braamt (oben) und Assistentin der Pflegedirektion Sandra Hammer-Böhm (unten) mit den Referenten der Pflegefachtagung 2016. (Bildquelle: LWL)