08. Juni 2011
Paderborner Know how für Marsberger Patienten
St. Vincenz Paderborn stellt teleneurologische Versorgung für Kooperationskrankenhaus sicher
Als erste Klinik in OWL übernimmt die Neurologische Abteilung des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn jetzt per Teleneurologie die Diagnostik und Erstbehandlung von Schlaganfallpatienten für ein anderes Krankenhaus. Über eine Hochleistungsvideokonferenz ist das St. Vincenz-Krankenhaus seit kurzer Zeit mit dem St.-Marien-Hospital in Marsberg verbunden. So können Patienten im Hochsauerland mit Unterstützung der Schlaganfallspezialisten der Stroke Unit in Paderborn behandelt werden. "Teleneurologie ist ein zukunftsweisendes Model, das uns die Möglichkeit einer flächendeckenden, hochspezialisierten Versorgung außerhalb der Ballungsräume gibt.", betont Johannes Westermann, Kaufmännischer Geschäftsführer des St. Vincenz-Krankenhauses, die Bedeutung der Kooperation der beiden Häuser.
Jährlich erleiden rund 250.000 Menschen in Deutschland ihren ersten Schlaganfall - eine der häufigsten Todesursache in Deutschland und die Hauptursache einer körperlichen Behinderung im Erwachsenenalter. Selbst wenn sie die akute Phase des Schlaganfalls überleben, leiden viele Patienten lebenslang unter Folgen, wie Sprachstörungen oder Körperlähmungen. Das muss heutzutage nicht mehr zwangsläufig so sein, denn beim Schlaganfall gilt: "Zeit ist Hirn!", so PD Dr. med. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie und Leiter des Schlaganfallzentrums ("Stroke Unit") des St. Vincenz-Krankenhauses Paderborn. Wer ohne Zeitverzug in einem spezialisierten Schlaganfallzentrum versorgt wird, hat dabei die besten Heilungschancen. Denn sofern die Therapie innerhalb der ersten drei Stunden durchgeführt wird, können die Blutgerinnsel im Gehirn häufig medikamentös aufgelöst werden. Leider stehen diese Therapien in ländlichen Regionen ohne Stroke Unit häufig nicht zur Verfügung, was für viele Menschen aufgrund der räumlichen Entfernung zum nächsten Schlaganfallzentrum oft zu einer schlechteren Prognose im Falle einer Erkrankung führt.
Um auch für das Hochsauerland eine Schlaganfallversorgung auf Zentrumsniveau vorzuhalten, stellt die Paderborner Stroke Unit den Marsberger Kollegen ab sofort ihr hochspezialisiertes Know how zur Verfügung. Möglich ist die gemeinsame Versorgung der Patienten durch eine speziell für die Medizintechnik zugelassene Videokonferenztechnologie in Marsberg und Paderborn.
"Unsere Kooperation stellt für Schlaganfallpatienten in der Region Marsberg eine lebensrettende Verbesserung der Versorgung dar.", betont Dr. med. Ulrich Pannewick, Chefarzt der Inneren Medizin im St.-Marien-Hospital. "Statt 40-50 Minuten bis zur nächsten Stroke Unit braucht der Rettungswagen jetzt nur rund zehn Minuten." Denn wird ein Patient mit Schlaganfall eingeliefert, nimmt der behandelnde Arzt des St.-Marien-Hospitals ohne Zeitverlust per telemedizinischer Videokonferenz Kontakt mit der Stroke Unit in Paderborn auf. Nach einer gemeinsamen Untersuchung des Patienten durch den Arzt vor Ort und den zugeschalteten Schlaganfallexperten fällt die Therapieentscheidung in kürzester Zeit. Die hochauflösende Videokamera in Marsberg wird dabei vom Schlaganfallspezialisten in Paderborn ferngesteuert und erlaubt sogar eine Beurteilung der Pupillenreaktion per Kamera. Umgekehrt sieht der Patient den untersuchenden Arzt der Paderborner Stroke Unit am Monitor und kann ihm seine Beschwerden schildern. Die gemeinsam gewählte Therapie kann von den Marsberger Ärzten dann unmittelbar und ohne Zeitverlust vor Ort umgesetzt werden. Eine zeitraubende Verlegung des Patienten ist nur noch in Ausnahmefällen erforderlich.
Die Effektivität und Sicherheit der telemedizinischen Schlaganfallversorgung wurde in dem größten Pilotprojekt in Bayern eindeutig gezeigt. Bisher haben erst acht Regionen in Deutschland solche Kooperationsstrukturen aufgebaut.