13. März 2012

Operieren in der dritten Dimension

EvK Witten revolutioniert die minimalinvasive Chirurgie mit einer einzigartigen 3D-Optik

Im Kino ist die dreidimensionale Filmtechnik ein großer Publikumsmagnet. Vermitteln doch die Bilder, man befinde sich selbst mitten im Handlungsgeschehen. Die Vorteile dieser Technik nutzen jetzt auch die Operateure am Evangelischen Krankenhaus Witten. Die Kliniken des Evangelischen Verbundes Ruhr (EVR) sind die ersten in Nordrhein-Westfalen, die diese Optik bei minimalinvasiven Operationen einsetzen. Damit erhöht sich der Sicherheitsfaktor für den Patienten deutlich.

Die Kameraoptik ist für den Chirurgen das wichtigste Hilfsmittel bei einer minimalinvasiven Operation. Mit ihrer Hilfe kann er genau verfolgen, an welcher Stelle er mit seinen Instrumenten im Körperinneren den Eingriff ausführen kann. Je besser das Operationsfeld zu erkennen ist, desto sicherer kann der Chirurg arbeiten. Die Dreidimensionalität ermöglicht ein präziseres Schneiden und Nähen. Außerdem können wichtige anatomische Strukturen leichter identifiziert und lokalisiert werden. Gerade bei der Entfernung von Tumoren bedeutet dies einen wichtigen Fortschritt in der minimalinvasiven Chirurgie.

Die revolutionäre Technik kommt an den Evangelischen Krankenhäusern in Witten und Herne zum Einsatz. Beide Häuser kooperieren im Bereich der Bauchchirurgie im Viszeralchirurgischen Zentrum Herne/Witten. „Wir haben immer schon sehr von den hochauflösenden Bildgebungsverfahren unserer Endoskopiegeräte profitiert, aber der Schritt in die Dreidimensionalität macht es für uns wesentlich leichter, sich im Bauchraum zu orientieren“, erläutert Prof. Dr. Matthias Kemen, Geschäftsführender Direktor des Viszeralchirurgischen Zentrums. „Bei der Arbeit mit zweidimensionalen Aufnahmen müssen wir komplett umdenken“, ergänzt Dr. Dirk Martin, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Evangelischen Krankenhaus Witten. Die Handbewegungen sind schwieriger zu koordinieren, der Eingriff dadurch wesentlich ermüdender. „Mit der dreidimensionalen Optik können wir das Gesehene eins zu eins umsetzen“, sagt Dr. Martin. Die in Verbindung mit der Kamera erforderliche Polarisationsbrille, die Ähnlichkeit mit einer Sonnenbrille hat, bietet einen unmittelbaren Blick in den Bauchraum.

Positive Auswirkungen wird die neue Technik auch auf die Ausbildung junger Chirurgen haben. Für sie wird das Erlernen der minimalinvasiven Operationsverfahren künftig wesentlich einfacher werden.

Auch die Urologen des Evangelischen Krankenhauses Witten werden mit der neuen 3D-Optik arbeiten. Denn auch bei urologischen Operationen ist die minimalinvasive Chirurgie nicht mehr wegzudenken, zum Beispiel bei der Entfernung der Prostata bei Patienten mit einem Prostatakarzinom. „Bei solchen Eingriffen kommt es auf höchste Präzision an, damit wir keine Nerven verletzen“, erklärt Dr. Andreas Wiedemann, Chefarzt der Klinik für Urologie. „Dabei ist die 3D-Optik eine große Hilfe.“

Die Operateure des Hauses an der Pferdebachstraße werden in Zukunft die OP-Welt so häufig wie möglich durch die Polarisationsbrille betrachten.