10. Februar 2011

Modellprojekt Familiale Pflege

St. Johannisstift Paderborn gibt Hilfestellung

Pflegende Angehörige haben nachweislich den größten Anteil an der Pflegeleistung in Deutschland. Darauf vorbereitet oder gar geschult sind sie aber in den seltensten Fällen. Meistens trifft sie die schwere Erkrankung eines Angehörigen wie ein Blitzschlag: Ein Sturz, ein Schlaganfall - und nichts ist mehr, wie es war.

Aber nach einem solchen Ereignis werden viele Menschen als Pflegefälle aus dem Krankenhaus entlassen. Angehörige sind dann meistenteils nahezu auf sich allein gestellt und mit der neuen Alltagssituation überfordert. "Oftmals werden Patienten deshalb bereits nach kurzer Zeit wieder zur stationären Behandlung eingewiesen", weiß Michael Blumenröhr, Pflegedirektor im St. Johannisstift Ev. Krankenhaus Paderborn GmbH, aus eigener Erfahrung. Damit gerade betroffene Angehörige für die Zeit nach einem Krankenhausaufenthalt besser gerüstet sind, hat sich das St. Johannisstift Ev. Krankenhaus Paderborn GmbH dem von der Fakultät für Erziehungswissenschaft konzipierten Modellprojekt "Familiale Pflege" der Uni Bielefeld angeschlossen, das von der AOK NORDWEST finanziert wird. Das Projekt basiert auf der Erkenntnis, dass im Zuge der demografischen Entwicklung der Anteil "hochaltriger" Patienten stetig steigt, gleichzeitig aber die Verweildauer im Krankenhaus abnimmt. Mithin besteht zu Hause ein vermehrter Pflegebedarf. "Häufig werden pflegende Familien mit der schwierigen Situation zu sehr allein gelassen", sagt Annegret Jäger, Vorstand des St. Johannisstift Paderborn und Geschäftsführung des St. Johannisstift Ev. Krankenhaus Paderborn GmbH. "Hier bietet das Projekt ŽFamiliale PflegeŽ Hilfestellungen an. Mit der Teilnahme an dem Modellprojekt wird unsere Strategie ŽPflegenetzwerk St. JohannisstiftŽ, die für Paderborn einzigartige Kundenvorteile in sich birgt, umgesetzt."

Angehörige von Patienten, bei denen sich ein Pflegebedarf abzeichnet, werden im Rahmen des Projekts gezielt geschult. Hierfür sieht das Modell individuelle Pflegetrainings zum Beispiel im Krankenhaus und bei Bedarf auch im häuslichen Umfeld der Betroffenen vor. Initialpflegekurse zur Vertiefung der bestehenden Kenntnisse sowie Gesprächskreise für pflegende Angehörige gehören ebenfalls zum "Gesamtpaket". "Wir haben für das Projekt unsere Pflegeberaterin Heide Burkhardt-Rennkamp komplett freigestellt und bilden derzeit eine weitere Kraft als Verhinderungsvertreterin aus", erläutert Pflegedirektor Michael Blumenröhr. Eine Konkurrenz zum ambulanten Pflegedienst sehen die Beteiligten nicht, da der vermehrte Pflegebedarf durch die demografische Entwicklung künftig wohl nicht mehr alleine durch Profis abgedeckt werden kann.

Die Teilnahme an den Projektangeboten ist im Übrigen kostenlos und unabhängig von der jeweiligen Kranken- oder Pflegekasse. "Wir übernehmen die entstehenden Kosten für alle Beteiligten aus den Finanzmitteln der Pflegeversicherung ", versichert Frank Simolka, Regionaldirektor der AOK NORDWEST in Paderborn, ausdrücklich.