10. Februar 2010

Mit neuer Katheterbehandlung das Herz „in Takt“ bringen

Bergmannsheil setzt neuen Spezialkatheter zur Behandlung des Vorhofflimmerns ein

Vorhofflimmern ist die häufigste Herzrhythmusstörung: Nahezu eine Million Menschen in Deutschland leiden an dieser Erkrankung. Das Vorhofflimmern kann zu vielfältigen Beschwerden - vom Herzklopfen bis zur Leistungseinschränkung - führen. Darüber hinaus geht es mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko einher. Ursache sind „chaotische“ elektrische Impulse, die vor allem im Einmündungsbereich der Lungenvenen in der linken Herz-Vorkammer entstehen. Behandlungsversuche mit Tabletten führen oftmals nicht zum langfristigen Heilungserfolg und können in der Langzeitanwendung mit schwerwiegenden Nebenwirkungen einhergehen, sagen Experten.

Ein anderes etabliertes Verfahren zur Beseitigung des Vorhofflimmerns ist die sogenannte Katheterablation. Dabei wird der Einmündungsbereich der Lungenvenen elektrisch isoliert (sogenannte Pulmonalvenenisolation): Über einen Spezialkatheter wird ein Hochfrequenzstrom gezielt abgegeben, die dabei entstehende Wärme erzeugt feine Narben. Diese Narben bilden dann eine „Barriere“, die die Ausbreitung von störenden elektrischen Impulsen einschränkt und damit das Vorhofflimmern unterbindet. Das bisherige Verfahren war allerdings technisch und zeitlich sehr aufwändig: mit einer nur wenige Millimeter dicken Katheterspitze mussten die Narben Punkt für Punkt erzeugt werden. Die gesamte Prozedur konnte bis zu acht Stunden dauern.

Kürzere und schonendere Behandlung

Ein neuartiger Spezialkatheter ist seit kurzem am Berufsgenossenschaftlichen Universitätsklinikum Bergmannsheil im Einsatz. Er vereinfacht die Behandlung, verkürzt erheblich die Behandlungsdauer und reduziert damit die Risiken für den Patienten. „Am Kopf dieses neuen Katheters befindet sich ein ringförmiger Abschluss mit mehreren Platin-Elektroden, durch die der Strom fließt“, erklärt Dr. Thomas Lawo (im Bild links), leitender Oberarzt an der Klinik für Kardiologie und Angiologie (Direktor: Prof. Dr. Andreas Mügge): „Damit können wir - vergleichbar mit einem Stempel - ein kreisförmiges Gewebsstück mit einer einzigen Prozedur isolieren. Die Behandlungsdauer verringert sich mit dem neuen Katheter auf unter zwei Stunden.“

Da außerdem weniger Energie bei der Behandlung aufgebracht wird, ist das Verfahren für den Patienten schonender und weniger belastend. Die bisherigen Behandlungsergebnisse sind für die Bochumer Kardiologen sehr überzeugend: „Knapp 80 Prozent der Patienten können mit diesem Verfahren vollständig oder weitgehend geheilt werden“, sagt Assistenzarzt Dr. Leif Bösche (im Bild rechts, mit dem neuen Katheter). Die Klinik für Kardiologie und Angiologie am Bergmannsheil ist die erste, die in Bochum und Umgebung dieses neue Verfahren einsetzt.

Lungenvenen sind der Auslöser

Die Ursachen für die Entstehung des Vorhofflimmerns sind vielfältig und bisweilen unbestimmt. In vielen Fällen sind andere Grunderkrankungen der Auslöser, wie zum Beispiel eine koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, ein Herzklappenfehler, eine Herzmuskelerkrankung oder eine Schilddrüsenüberfunktion. Noch häufiger tritt das Krankheitsbild allerdings ohne erkennbare Ursache auf. Ausschlaggebend sind häufig die Lungenvenen: In ihnen entstehen die störenden elektrischen Impulse, die einen unregelmäßigen Herzschlag auslösen. Lebensgefährlich ist die Krankheit im allgemeinen nicht, allerdings sehen Experten einen belegbaren Zusammenhang zwischen dem Vorhofflimmern und schwerwiegenden Erkrankungen wie einer Herzschwäche oder einem Schlaganfall. Dabei sind die Beschwerden zum Teil sehr unspezifisch: Genannt werden Müdigkeit, Schwindel, Schlafstörungen und ein erhöhter Puls.

Über das Bergmannsheil

Das Berufsgenossenschaftliche Universitätsklinikum Bergmannsheil - Klinikum der Ruhr-Universität Bochum - repräsentiert den Strukturwandel im Ruhrgebiet wie kein anderes Krankenhaus: 1890 als erste Unfallklinik der Welt zur Versorgung von verunglückten Bergleuten gegründet, zählt es heute zu den modernsten und leistungsfähigsten Akutkliniken der Maximalversorgung. In 22 Kliniken und Fachabteilungen mit insgesamt 622 Betten werden jährlich rund 19.000 Patienten stationär und ca. 60.000 ambulant behandelt. Mehr als die Hälfte der Patienten kommen aus dem überregionalen Einzugsbereich. Weitere Informationen im Internet unter: www.bergmannsheil.de.

Über die Klinik für Kardiologie und Angiologie

Das Spektrum der Klinik umfasst die Behandlungen von Herzerkrankungen, Krankheiten des Kreislaufes und der Blutgefäße. In den Herzkatheterlaboratorien werden alle modernen Verfahren der Herzuntersuchung durchgeführt. Besondere Schwerpunkte bilden die Behandlung der Herzmuskelschwäche durch Implantation spezieller Schrittmachersysteme, Implantationen von Defibrillatoren bei lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und der perkutane Aortenklappenersatz. Für die Akutbehandlung des Herzinfarktes ist das Herzkatheterlabor 24 Stunden in Bereitschaft.

Weitere Informationen:

Dr. Leif Ilja Bösche
Medizinische Klinik II - Kardiologie und Angiologie
Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH
Bürkle-de-la-Camp-Platz 1
44789 Bochum
Tel.: +49 234 302-6077
E-Mail: leif.boesche@bergmannsheil.de