22. September 2011

Marien Akademie übertrifft Erwartungen

Prof. Zieglgänsberger referierte zum Thema "Schmerz"

Der Hammer trifft nicht den Nagel sondern schnellt auf den Finger. Ein Moment später setzt der Schmerz ein. Als so genannter Schutzschmerz ist er ein Warnsignal und meldet dem Gehirn eine körperliche Störung. Anders verhält es sich beim chronischen Schmerz. Dieser hat sich von seiner ursprünglichen Funktion abgelöst und existiert selbstständig.

In der Marien Akademie referierte gestern Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger, bekannter Schmerz-Forscher vom Max-Planck-Institut in München, über neue Erkenntnisse aus der Schmerzforschung. Vor über 150 Teilnehmern zeigte er auf, dass es eine Fülle von Ansätzen gibt, chronische Schmerzen zu durchbrechen. Der erste Schritt auf dem Weg aus dem Schmerz könne dabei aus unterschiedlichen Richtungen erfolgen.

Mit seinem 70-köpfigen Team forscht Prof. Dr. Walter Zieglgänsberger seit Jahren über die Entstehung von Schmerz und dessen Verarbeitung im Gehirn. "Akuter Schmerz ist im Prinzip ein guter Lehrmeister", stellte er im Neuen Hörsaal des St. Marien-Krankenhauses Siegen fest. Doch wenn das Gehirn ein Schmerzgedächtnis ausbilde, verliere der Schmerz seine Funktion als Warnsignal. "Es gibt Möglichkeiten, diesen chronischen Schmerz wieder zu vergessen", betonte der Schmerz-Forscher, "auch wenn dieser Weg sehr lang sein kann."

Nach dem Vortrag fand eine Diskussion unter Moderation von Prof. Dr. Werner Hering und Dr. Regina Mansfeld-Nies statt. Zahlreiche Teilnehmer - darunter auch Menschen mit chronischen Schmerzen - nutzen die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Dass die ursprünglich geplante Veranstaltungszeit um über 1 œ Stunden ausgedehnt wurde, zeigte die große Relevanz des für viele Menschen peinigenden Themas.

Die nächste Marien Akademie findet am 28. September um 19.30 Uhr statt und ist sowohl für ein medizinisches als auch Laien-Publikum konzipiert. Prof. Dr. Andreas Kruse, Direktor des Instituts für Gerontologie Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, wird dann über das Thema "Demenz - eine Herausforderung für Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen" referieren.