19. Juli 2019

Lotsen begleiten Patienten nach einem Schlaganfall

Pilotprojekt seit einem Jahr fest im „St. Vincenz“ etabliert

Paderborn. Seit einem Jahr sind die Schlaganfall-Lotsen Heinrich Keller und Jennifer Wiesner von der Stroke Unit, der Spezialabteilung zur Diagnostik und Behandlung von Schlaganfällen des St. Vincenz-Krankenhauses, nicht mehr wegzudenken. Im Rahmen des Projektes „Stroke OWL“ der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe helfen sie Patienten nach einem Schlaganfall für ein Jahr durch alle Phasen der Gesundheitsversorgung hindurch. Schon 125 Betroffene profitierten von ihrer Unterstützung und Beratung.
In der Klinik für Neurologie behandelt Chefarzt Prof. Dr. Thomas Postert und sein Team rund 1.200 Schlaganfall-Patienten jährlich. Betroffene müssen zumeist eine Woche stationär im Krankenhaus bleiben. Schon dann stellen die Lotsen den ersten Kontakt zu den Patienten her. Es werden diejenigen Patienten mit in das Projekt aufgenommen, die definierte Einschlusskriterien erfüllen. „Die meisten Patienten nehmen diese zusätzliche Hilfestellung dankend an – das Lotsen-Projekt ist eine absolute Erfolgsgeschichte“, bilanziert Prof. Postert.
Die Akutphase eines Schlaganfalls ist für Betroffene sehr stressig – häufig gehen viele Informationen verloren, welche Schritte wann als nächstes folgen. „Dann sind wir für die Patienten da: als Berater und Fürsprecher. Wir helfen Arzttermine zu koordinieren, finden geeignete Therapeuten oder vermitteln weitere Hilfsangebote. Gerade in den ersten Monaten nach einem Schlaganfall fällt viel Organisatorisches an“, erklärt Heinrich Keller. Darüber hinaus haben die zwei Lotsen des St. Vincenz-Krankenhauses das Ziel, weitere Schlaganfälle bei den Betroffenen zu vermeiden. „Wir möchten die Lebensqualität erhöhen und über die Risikofaktoren aufklären. Wir haben auch über 90-Jährige betreut, die später in ihrem häuslichen Umfeld, natürlich mit Unterstützung der Angehörigen, sehr gut zurecht kamen. Das freut uns sehr und bestätigt uns in unserer Arbeit.“
Noch ist offen, ob und wie die Lotsen langfristig im Gesundheitssystem verankert werden. „Wir haben bereits ein großes Netzwerk gebildet und das Feedback von Hausärzten, Krankenkassen und Angehörigen ist durchweg positiv. Wir hoffen, dass es nicht bei einem Projekt bleibt, sondern dass die Arbeit der Lotsen in der Regelversorgung der Krankenkassen einen Platz findet“, sind sich Postert und Keller einig. Derzeit wird die Lotsen-Tätigkeit vom Innovationsfond des Bundes – nicht von den Krankenkassen – finanziert.

Stroke OWL: Schlaganfall-Lotsen für Ostwestfalen-Lippe
Die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe rief „STROKE OWL“ ins Leben, um betroffene Patienten auch nach ihrem Krankenhausaufenthalt sektorenübergreifend optimal weiter zu betreuen. In der Pilotregion Ostwestfalen Lippe profitierten bereits 881 Patienten von dem Pilotprojekt. Derzeit beteiligen sich die Stroke- Units aus Bielefeld, Gütersloh, Herford, Höxter, Lemgo und Paderborn. Insgesamt 17 Schlaganfall-Lotsen sind speziell dafür ausgebildet, Betroffene nach einem Schlaganfall zurück ins Leben zu begleiten.
Bildunterzeile (von links):
Prof. Dr. Thomas Postert, Chefarzt der Klinik für Neurologie des St. Vincenz-Krankenhauses, und Heinrich Keller, Schlaganfall-Lotse im St. Vincenz. (Foto: St. Vincenz-Krankenhaus/Hoppe)