23. März 2012

Live-Übertragung aus dem OP

Schulterchirurgen veranstalten hochrangig besetztes Symposium

Mehrere Stunden war der Mann aus dem norddeutschen Hopsten im Wrack des Reisebusses eingeklemmt, der im Juni 2007 in der Nähe von Könnern (Sachsen-Anhalt) eine Böschung hinabstürzte. „Sie werden Ihre Arme nie wieder anheben können“ erklärte ihm sein Orthopäde damals. Nach mehrstündigen Eingriffen in der münsterschen Raphaelsklinik waren beide Schultergelenke wiederhergestellt, heute kann der Mann problemlos die Arme wieder über den Kopf heben. Solche Schicksale erlebt der Schulterchirurg Prof. Dr. Jörn Steinbeck immer wieder. Oft sind es jüngere Menschen mit Sportverletzungen „Handball, Skifahren und Kampfsportarten sind im Schulterbereich besonders verletzungsintensiv“ erklärt der Mediziner. Bei älteren Patienten sind es Verschleiß und Arthrose, die zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen. Über 1.500 Schulteroperationen führt Steinbeck zusammen mit seinem Kollegen Dr. Kai-Axel Witt pro Jahr in der Raphaelsklinik durch, davon rund 300 Implantationen künstlicher Gelenke. Damit gehört das Team zu den erfahrensten Schulter-Chirurgen Deutschlands.

Während in Deutschland pro Jahr etwa 200.000 Hüft- und 150.000 Kniegelenke künstlich ersetzt werden, sind es bei der Schulter nur rund 15.000. „Das Schultergelenk ist extrem kompliziert“ erläutert Steinbeck, „es ist sehr beweglich und die Auflagefläche zwischen dem Kopf des Oberarmknochens und der Gelenkpfanne ist sehr klein“, es wird, anders als zum Beispiel das Hüftgelenk, nur von Sehnen und Muskeln zusammengehalten.

Der Chirurg veranstaltete kürzlich zusammen mit seinen Kollegen und in Kooperation mit der Orthopädischen Klinik des Uniklinikums Münster und dem Institut für Anatomie einen Workshop, bei dem Referenten aus Deutschland, der Schweiz, Frankreich, Schweden und den USA über den aktuellen Stand der Dinge auf dem Gebiet der Schulterchirurgie berichteten. Highlight war eine Live-Übertragung aus dem OP der Raphaelsklinik in das Kongresszentrum Mövenpick, bei dem die rund 150 Zuhörer aus Deutschland und dem benachbarten Ausland den Chirurgen über die Schulter sehen und Fragen stellen konnten. Neben Steinbeck und Prof. Dr. Peter Habermeyer aus München standen dabei mit Dr. Michael L. Pearl und Dr. Eugene M. Wolf auch zwei Experten aus den USA am OP-Tisch.