03. Mai 2018

Leistenbruch bei Babys und Kleinkindern

200 Tage Kinderchirurgie am St. Vincenz – eine erste Bilanz

Meistens entdecken Eltern die kleine Beule in der Leistengegend ihres Babys beim Wickeln oder Baden. Ein Leistenbruch ist die häufigste angeborene Fehlbildung, die der neue Kinderchirurg der St. Vincenz-Krankenhaus GmbH, Dr. Markus Dürsch, bislang zu behandeln hatte. Nach 200 Tagen in Paderborn zieht er eine erste Bilanz und hat wichtige Tipps für Eltern von Kleinkindern parat – zum Thema Verbrennungen, aber auch zum Thema Leistenbruch: „Ein Leistenbruch verläuft bei Babys und Kleinkindern in der Regel harmlos und kann oft ambulant operiert werden. Nur dann, wenn Sie die Symptome einer Einklemmung wie zum Beispiel Schmerzen in der Leistengegend, Übelkeit und Erbrechen feststellen, wird es gefährlich. In solchen Fällen sollten Sie umgehend mit Ihrem Kind ein Krankenhaus aufsuchen, um zu verhindern, dass Teile des Darms absterben“.
Ein Leistenbruch tritt bei 4% aller Neugeborenen auf; Jungen sind viermal häufiger betroffen als Mädchen. Eine OP ist unumgänglich, weil sich der Leistenbruch nicht von selbst zurückbildet. Während der Entwicklung im Mutterleib komme es vor, dass sich das Bauchfell der Babys im Leistenkanal nicht richtig schließe und somit eine Lücke entstehe, durch die der Darm hindurchdringe und eine sichtbare Beule unter der Haut hervorrufe. Entdeckt würde dies meist im Laufe des ersten Lebensjahres, erklärt Dr. Dürsch, der selbst zweifacher Vater ist.
Die OP erfolgt fast immer ambulant unter Vollnarkose und dauert nur etwa 20 bis 30 Minuten. Allerdings: „Babys unter sechs Monaten nehmen wir in der Regel stationär auf, damit sie nach der Operation beobachtet werden können. Alle anderen können meist noch am selben Tag nach Hause gehen“, berichtet der Kinderchirurg. Alleine 40 solcher Operationen hat der Neu-Paderborner seit seinem Amtsantritt im Oktober letzten Jahres bereits an seiner neuen Wirkungsstätte gemacht – etwa zwei pro Woche.
Insgesamt hat sich die Zahl der operierten Kinder am St. Vincenz in diesem halben Jahr auf über 100 bereits mehr als verdoppelt. Das liegt daran, dass es bislang in Paderborn an den Krankenhäusern keinen Kinderchirurgen gab, und Eltern somit mit ihren kranken Kindern für viele kompliziertere Eingriffe weite Anfahrtsstrecken in andere Städte in Kauf nehmen mussten. Diese zusätzlichen Strapazen für die kleinen Patienten und ihre Begleiter können nun entfallen, worüber alle Beteiligten sehr erfreut sind. Ein besonders großer Vorteil ergibt sich auch für erkrankte Frühgeborene, die nun in Paderborn operiert werden können und nicht verlegt werden müssen. Dazu hält Dr. Dürsch regelmäßige Visiten in der Frauen- und Kinderklinik St. Louise ab.
Auch schwere Darmentzündungen bei Frühgeborenen und kinderurologische Problemstellungen sowie Verbrennungen bei Kleinkindern gehören zu den besonders häufigen Erkrankungen, die der Kinderchirurg bislang in Paderborn bei Kindern behandelt hat. Verbrennungen bei Kleinkindern seien mit etwas Vorsorge fast immer vermeidbar, deshalb rät der Spezialist den Eltern: „Bitte montieren Sie rechtzeitig kindersichere Absperrungen vor Kaminöfen und Herdplatten, und achten Sie auf die kindgerechte Wassertemperatur von 36 Grad bei Bädern und Wärmflaschen.“ Gleichzeitig heiße Tee- oder Kaffeetassen und Babys umher zu tragen verbiete sich von selbst, denn ihm liegt die Gesundheit aller Kinder sehr am Herzen.